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Pilotstudie: 10.000 Schritte pro Tag für die Gesundheit

Gesundheitspolitik

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Übergewichtige laufen virtuell von Köln nach Rom – die Ärztekammer Nordrhein hat in Kölner Hausarztpraxen eine Pilotstudie gestartet: Mit der Kampagne „10 000 Schritte pro Tag“ sollen in den nächsten zwei Jahren 200 Teilnehmer zur regelmäßigen Bewegung motiviert werden.

21 Kölner Hausärzte nutzen die Vorsorgeuntersuchungen, um gesunde Patienten mit Übergewicht und zu wenig Bewegung zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil zu motivieren. Das Ziel: Nach einem halben Jahr sollen die Studienteilnehmer auf 10 000 Schritte pro Tag kommen, die sie im Alltag zurücklegen. Die 200 Kölner Patienten, die an der Studie teilnehmen, erhalten Schrittzähler, die ihnen helfen, ihre alltägliche Schrittzahl einzuschätzen und ggf. zu steigern.

Die meisten berufstätigen Menschen mit einer sitzenden Tätigkeit kommen über 4500 Schritte pro Tag nicht hinaus. „Zu wenig, um so fit und gesund wie möglich zu bleiben“, so Ärztekammerpräsident Rudolf Henke, bei der Vorstellung der Studie in Köln.

Nach dem Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2012 bewegt sich nur ein Fünftel der Deutschen empfehlungskonform, also 2,5 Stunden pro Woche. Eine Folge dieser Inaktivität ist z.B. die Adipositas. Laut RKI gelten 24 % der Frauen und 23 % der Männer als adipös. Auch der Anteil der diagnostizierten Typ-2-Diabetiker ist 2012 im Vergleich zu den Vorjahren um rund zwei Prozentpunkte gestiegen, bei Männern liegt der Anteil bei 7 % und bei den Frauen bei 7,4 %.

Hausärzte schauen sich Bewegungstagebücher an

Die Ärztekammer sieht eine große Chance darin, die millionenfachen Patienten-Arzt-Kontakte zu nutzen, um die Patienten im Umgang mit ihrer Gesundheit aufzuklären und sie zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren. „Dabei ist es uns wichtig, dass alle Patienten − egal ob jung oder alt, arm oder reich − die Möglichkeit erhalten, einfache Gesundheitsregeln in ihrem Lebens­alltag umzusetzen“, so Henke. Die Formel „10 000 Schritte pro Tag für Ihre Gesundheit“ sei eine solche einfache und gängige Regel.

Die teilnehmenden Praxen begleiten das Bemühen ihrer Patienten, holen monatliche Bewegungstagebücher ein und motivieren zum Durchhalten. Eine Düsseldorfer Kontrollgruppe erhält lediglich allgemeine Bewegungsempfehlungen.

„Ich nehme an der Studie teil, weil ich damit meinen Patientinnen und Patienten eine sehr einfache und konkrete Bewegungs-Empfehlung geben kann – lediglich zu sagen: ‚Machen Sie doch mehr Sport‘, ist viel zu allgemein und bewirkt kaum etwas“, erklärte die Kölner Internistin Dr. Dorothée Schmitz-Rode, die sich mit ihrer Hausarztpraxis an der Pilotstudie beteiligt.

Wie bringt man gesunde Menschen, gesünder zu leben?

Wie erfolgreich die Studienteilnehmer unter ärztlicher Beratung und Begleitung sein werden, ermittelt die Deutsche Sporthochschule Köln durch die Evaluation des Modellvorhabens. „Wir möchten mit der Studie nachvollziehen, unter welchen Bedingungen gesunde Menschen bereit sind, ihren Lebensstil zu ändern und wie viel Beratung dafür nötig ist“, sagt die Ärztin Professor Dr. Christine Graf vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Sporthochschule.

Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, können die Kölner Patienten auf der Internetseite der Ärztekammer Nordrhein virtuell den Weg von Köln nach Rom zurücklegen. „Denn wer täglich 10 000 Schritte geht, wird nach einem hal­ben Jahr bei einer durchschnittlichen Schrittlänge von 78 Zentimetern die ewige Stadt erreicht haben“, so Henke.

Sollte die Kampagne den erhofften Erfolg haben, werde zu prüfen sein, ob das Konzept in größerem Rahmen eingeführt werden könne und ob die Bedingungen der jetzigen Vorsorgeuntersuchungen entsprechend angepasst werden müss­ten.

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