Landarztmangel: Problem gelöst!

Autor: Ftitz Meyer

Das Leben und die Arbeitsbedingungen von Landärzten werden schon seit Generationen von Kollegen mit eher mäßiger Resonanz im allgemeinen Bewusstsein thematisiert (Abb. 1). Angesichts einer immer sichtbarer werdenden Landarztverknappung schalten sich jetzt auch Laien in die Diskussion um das "Landarztproblem" ein.

So wurde ich durch einen Leserbriefbeitrag (Abb. 2) meiner Heimatzeitung wachgerüttelt, dessen Verfasser mit wenigen Zeilen die Lösung skizzierte: Warum, so schrieb er, solle es nicht möglich sein, mit dem Vorzug eines Studienplatzes nur "auf Landarzt" zu studieren, eine beschleunigte Grundqualifikation also. Jener "Medicus rusticanus" dürfte dann nur auf dem Lande tätig werden. Die Ausbildung der zukünftigen Landärzte müsste natürlich gründlich entrümpelt, von akademischem Ballast befreit und dadurch auch drastisch gekürzt werden. Warum sollte ein angehender Landarzt so viele dicke Bücher wälzen und traumatisierende Examina durchleiden? Nur um ein "richtiger" Doktor der gesamten Heilkunde zu werden und dann noch jahrelang in Krankenhäusern nachzureifen? Erklärt uns denn nicht die Wissenschaft, dass die hausärztliche Arbeit sowieso im Niedrigprävalenzbereich stattfindet und gerade mal ein knappes Dutzend Erkrankungen und deren Verwaltung die Hauptarbeit eines Hausarztes ausmachen? Und sollte ein Patient schicksalhafterweise die initialen Symptome einer Orchideenerkrankung zeigen, dann hat er eben Pech gehabt, ein Opfer der Prävalenz. Das ist zweifellos ein bedauerlicher Schönheitsfehler bei diesen Überlegungen, doch vor dem großen Ziel einer preisgünstigen, ganzjährigen "Twenty-four/seven"-Versorgung auch in den entlegensten Landstrichen kann auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden. Shit happens! Warum sollten sich also die landärztlichen Leichtmatrosen mit umfassenden diagnostischen oder therapeutischen Methoden beschweren, wo doch ein charmantes und verbindliches Auftreten, handauflegende Intuition, offensive Hilfsbereitschaft und die im Expressverfahren gelehrten Basiskenntnisse völlig ausreichend sind. Und in verzweifelten Fällen greift Überarzt Dr. Google ein, weil der auch die kompliziertesten Situationen anhand der medizinischen Weltliteratur in Sekundenschnelle entlarvt. Also: Lösung erkannt, Problem gebannt!

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (15) Seite 74
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

Abb. 2: Rieser Nachrichten vom 02.11.2019 Abb. 2: Rieser Nachrichten vom 02.11.2019