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Quote für Ärztinnen wäre doch gut

Autor: Ruth Bahners, Foto: thinkstock

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Bessere Arbeitsbedingungen und Karrierechancen für Ärztinnen sind gut für beide Geschlechter. Da ist sich die neue Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB), Dr. Christiane Groß, sicher. Deshalb stehen Weiterbildung, verbesserte Kinderbetreuung, aber auch eine Quote für die Standesgremien ganz oben auf ihrer Agenda.

Dr. Groß ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie und ärztliches Qualitätsmanagement in Wuppertal. Seit dem Jahr 2000 ist sie im Ärztinnenbund aktiv, zuletzt als Vizepräsi­dentin.

Weiterbildung: Eine Herzensangelegenheit

Eines ist für die Kollegin klar: Verbesserte Arbeitsbedingungen kommen beiden Geschlechtern zugute. Da ist z.B. das Thema Weiterbildung. Junge Ärztinnen und Ärzte sollten von ihren Weiterbildnern im Sinne des hippokratischen Eides weitergebildet und als junge Partner ernst genommen werden, vielleicht im Sinne eines Mentors oder einer Mentorin. „Weiterbildung muss eine Herzensangelegenheit für die Erfahrenen sein und nicht lästige Verpflichtung“, wünscht sich Dr. Groß.

Auch die Forderung nach einer Kinderbetreuung, die an die Dienstzeiten angepasst wird, komme beiden Geschlechtern zugute. Nach Auffassung von Dr. Groß reicht es nicht, eine Betreuung von morgens bis in den späten Nachmittag zu organisieren. „Es klingt vielleicht vermessen, aber junge Eltern, die Nachtdienst und Bereitschaftsdienste ableisten, müssten 24 Stunden die Möglichkeit haben, ihre Kinder zur qualifizierten Betreuung zu geben – immer passend zu den Diensten.“

Engagement ohne Aussicht auf Erfolg – wozu?

Auch die Gleichbehandlung von Vätern und Müttern mit gleichlangen Elternzeiten wäre ein Ansatzpunkt, die Karrierechancen junger Frauen zu verbessern. Eventuelle Einkommenseinbußen sollten vonseiten des Staates und der Arbeitgeber abgefedert werden. Dr. Groß ist sich sicher: „Wenn Männer ebenso lang wie Frauen wegen der Elternzeiten ausfallen, dann gäbe es dieses Hindernis für Frauen nicht mehr.“

Bezogen auf die Vertretung in den Gremien der Selbstverwaltung und der Berufspolitik ist Dr. Groß realistischer geworden: „Solange noch die oberen Hierarchieebenen hauptsächlich mit Männern besetzt sind, solange ist es für Frauen schwierig, dort hinzugelangen. Und ohne Aussicht auf  Erfolg – und das betrifft ja die berufliche Ebene ebenso – fragen sich Frauen: Warum soll ich mich denn so engagieren?“

„Ich war lange Zeit keine Quotenbefürworterin. Aber wie viele andere Frauen, die ebenso dachten, glaube ich nun, dass wir mit einer Quote für die ärztlichen Gremien vielleicht doch gut beraten wären, in einer Zeit, in der die Ärztinnen annähernd 50 % der Ärzteschaft stellen, in den Gremien – und da insbesondere an den Spitzen – aber weit unter 20 % vertreten sind“, stellt die Präsidentin fest.

Im Zusammenspiel mit anderen Verbänden sieht Dr. Groß eine Chance, um den einen oder anderen „Felsbrocken im Gesundheitswesen“ in Bewegung zu setzen. Letztendlich ginge es allen Verbänden doch um Veränderungen, von denen die gesamte Ärzteschaft profitieren könne.

Ökonomisierte Medizin führt zu hoher Arbeitsbelastung

Ein großes Problem seien die Arbeitsverdichtung und die ökonomisierte Medizin. Wenn schon die Arbeitsbelastung durch die ökonomischen Vorgaben so hoch sei, müssten – wie in manchen großen Unternehmen – Präventionsmaßnahmen zur psychischen Gesundheit auch im Gesundheitswesen eingeführt werden.

Eine Folge dieser Arbeitsverdichtung ist der Burn-out. Der Ärztinnenbund sei an diesem Thema seit Jahren dran. Erst kürzlich habe der DÄB-Vorstand alle Mitgliederinnen, die in den sogenannten Psycho-Fächern arbeiten, aufgerufen, sich als mögliche Ansprechpartnerinnen für betroffene Kolleginnen zur Verfügung zu stellen. Auf dem DÄB-Kongress im September in Düsseldorf würden Kurse für sogenannte Soft Skills angeboten, die die persönliche Qualifikation steigern und damit stressreduzierend wirken sollen.

Und last but not least hofft die DÄB-Präsidentin, dass „die Niederlassung in eigener oder in Gemeinschaftspraxen auch wieder als eine attraktive Alternative zur angestellten Tätigkeit dargestellt wird – nicht nur von den Ärzten selbst, sondern auch von der Politik“.

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