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Skabies - Krätzmilbe raubt den Schlaf

Autor: Maria Weiß Foto: thinkstock

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Krätzmilben werden vor allem durch direkten Hautkontakt übertragen. Hat man z.B. bei einem Kleinkind die Skabies erkannt, muss man evtl. auch die Mutter untersuchen und mitbehandeln.


Zwar gibt es aus Deutschland keine Zahlen – in Großbritannien sind aber etwa 20 % aller Kinder mindestens einmal von der Skabies betroffen. Leitsymptom des Befalls ist der quälende Juckreiz, dessen Beginn die Patienten meist auf die Stunde genau angeben können, erklärte Dr. Anne Keysers vom Asklepios Klinikum in Teupitz.

Krätze juckt vorwiegend an bestimmten Stellen

Nachts nimmt das Jucken typischerweise noch zu und hält vom Schlafen ab. An den typischen Prädilektionsstellen wie Abdomen, Inguinalbereich, Interdigitalräume und Axilla findet man disseminierte teils verkrustete Papeln, Vesikel und Kratzspuren. Anders als bei Erwachsenen kann bei Kindern auch der behaarte Kopf betroffen sein.

Den pathognomonischen Milbengang sieht man nur in den seltensten Fällen, da er meist umgehend aufgekratzt wird, sagte die Kollegin. Typischerweise tritt der Juckreiz auch außerhalb der Effloreszenzen auf.

Nach gepflegter Skabies bei der Mutter fahnden

Bei Erwachsenen mit intaktem Immunsystem lässt sich des Öfteren auch eine „gepflegte Skabies“ finden. Auf unauffälliger Haut zeigen sich dann nur vereinzelte Papeln und Vesikel, kaum Kratzspuren und nur ein diskreter Juckreiz. Da die Erkrankung oft nicht erkannt wird, kann sie leicht z.B. von der Mutter auf das Kind übertragen werden.


Die Diagnose lässt sich meist schon aufgrund der Anamnese und rückblickend durch eine erfolgreiche Chemotherapie stellen. Bei unklaren Fällen kann man die Epilumineszenzdermatoskopie mit 10- bis 40-facher Vergrößerung anwenden. Auch mikroskopische Untersuchungen von Hautgeschabsel oder Hautpartikeln nach Tesafilmabriss-Test sind möglich, berichtete Dr. Keysers.

Ab dem Alter von 2 Monaten ist Permethrin ist Mittel der Wahl

Die Therapie gelingt relativ einfach: Mittel der Wahl ist bei Kindern über zwei Monate die topische Anwendung von Permethrin. In 90 % der Fälle reicht die einmalige Anwendung aus, um dem Treiben der Spinnentierchen ein Ende zu machen. Auch Schwangere und Stillende können behandelt werden, wobei die Milch aber verworfen werden muss.

Bei Säuglingen unter zwei Monaten ist Permethrin nicht zugelassen, da aufgrund der im Vergleich zum Körpervolumen großen Körperoberfläche und der damit erhöhten Resorptionsrate sowie der noch nicht ausgereiften Blut-Hirn-Schranke mit Neurotoxizität gerechnet werden muss. Hier ist eine Therapie mit Crotamiton indiziert, das gut verträglich ist, allerdings eine geringere Wirksamkeit aufweist.

In absoluten „Verzweiflungsfällen“, d.h. wenn mit der wiederholten Anwendung von Crotamiton keine Heilung erzielt werden kann, könne unter stationären Bedingungen Perme­thrin statt in der üblichen 5%igen – nach Verdünnung durch die Apothe­ke – in 2,5%iger Konzentration ange­wendet werden, so Dr. Keysers. Dann empfehle es sich zusätzlich, an einem Tag die obere, am anderen Tag die untere Körperhälfte zu behandeln.

Ivermectin wirksam, aber nicht zugelassen

Auch Benzylbenzoat hilft gut gegen Skabies und kann bei Kindern ab einem Jahr eingesetzt werden. Nachteile sind hier die stärkere Hautreizung und der hohe Zeitaufwand durch die notwendige mehrfa­che Applikation. Mit einer Tablette Ivermectin (200 µg/kgKG, erneute Gabe nach 8–10 Tagen) kann man dem Spuk ebenfalls schnell ein Ende machen.

Die Heilungsrate entspricht mindestens der von Permethrin und die Toxizität ist vernachlässig­bar. Allerdings ist das Mittel in Deutschland nicht zugelassen, kann nur off-label eingesetzt und über die internationale Apotheke bestellt werden. Kontraindiziert ist Ivermectin bei Kindern unter fünf Jahren bzw. < 15 kgKG sowie Schwangeren und Stillenden.

Bett- und Unterwäsche in den Plastiksack

Als hygienische Maßnahme nach erfolgreicher Behandlung reicht es aus, Bettzeug und Unterwäsche für 48 Stunden bei etwa 25 °C in einen Plastiksack zu packen. Weitere „Reinigungsorgien“ seien nicht erforderlich, meinte Dr. Keysers.     

Vortrag auf der 106. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Potsdam 2010

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