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Sterben zu Hause macht Abschied leichter

Autor: Tobias Stolzenberg, Foto: Fotalia, Sandor Kacso

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Das Lebensende möchten die meisten Todkranken zu Hause verbringen, umgeben von ihren Angehörigen. Palliativmediziner haben nun gezeigt: Das Sterben daheim hilft nicht nur den Patienten, sondern auch ihren Familien.

Stirbt ein Krebspatient daheim in gewohnter Umgebung, profitieren auch Ehepartner, Geschwister, Kinder und Eltern des Betroffenen von dieser Situation. Das belegen die Ergebnisse einer Studie, die Palliativmediziner des King’s College durchgeführt haben.

Die Ärzte befragten Hinterbliebene von 352 Krebspatienten, wie sie die Situation der Sterbenden in der Woche vor deren Tod rückblickend einschätzen würden. Auch baten sie sie, das Maß ihrer Trauer zu beschreiben. Die eine Hälfte der Tumorkranken war daheim – von Angehörigen, Hausarzt, Krankenschwestern und Pflegern versorgt – verstorben. Die andere Hälfte hatte die letzten Lebenstage im Krankenhaus verbracht.

Versorgung Sterbender - die Familie entscheidet fast immer mit

Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass daheim Verstorbene dem Tod offensichtlich friedvoller und gelassener entgegengesehen hatten als die Patienten, die in den letzten Wochen im Krankenhaus gepflegt worden waren.

Auch für die Angehörigen selbst scheint der Tod des geliebten Menschen in der gewohnten Umgebung Trost und Halt zu bedeuten: Diejenigen, die den Todgeweihten zu Hause versorgt hatten, empfanden – zum Zeitpunkt der Befragung einige Monate später – im Vergleich zu der anderen Gruppe weniger Trauer über den Verlust des Familienmitglieds.

Das Maß an Schmerzen, das der Sterbende ihrem Eindruck nach hatte erleiden müssen, schätzten beide Gruppen als etwa gleich hoch ein. Bleibt ein unheilbar Krebskranker bis zu seinem Lebensende zu Hause, dann hat in neun von zehn Fällen (> 90 %) nicht nur er selbst diesen Wunsch geäußert, sondern auch seine Familie.

Geeignetes Pflegepersonal und palliativmedizinische Versorgung müssen gegeben sein

Gleichzeitig muss, so haben es die Londoner Kollegen ermittelt, für ein solches „Projekt“ die Betreuung durch qualifiziertes Pflegepersonal sowie eine palliativmedizinische Versorgung von vorneherein sichergestellt sein. Ist zusätzlich noch ein Hausarzt zur Stelle, der die umfassende medizinische Betreuung vor Ort garantiert, steigt die Wahrscheinlichkeit noch einmal an, dass der Patient seine letzten Tage zu Hause und im Kreis von Familie und Angehörigen verbringt.

Deutsche, Griechen und Japaner bevorzugen Klinik

Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Todkranke es bevorzugen, zu Hause zu bleiben. In Großbritannien, den USA und Kanada wird dieser Wunsch häufiger umgesetzt als in anderen Ländern. In Japan, Deutschland, Griechenland oder Portugal dagegen beobachtet man einen Trend zum Sterben im Krankenhaus. Offensichtlich, so vermuten die Autoren der Londoner Studie, spiele hier die Sorge der Patienten um eine optimale palliativmedizinische Versorgung eine Rolle. Auch fürchten viele Sterbende offenbar, ihre Angehörigen mit Pflege, Tod und Trauer zu überfordern.

Quelle: Barbara Gomes et al., BMC Medicine 2015,13:235

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