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Telefon-Coaching: Kasse und Versicherte fühlen sich besser

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

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Seit 2008 bietet die Techniker Krankenkasse (TK) Dia­betikern, Herzkranken und Bluthochdruck-Patienten in DMP eine Betreuung an, zu der alle zwei Wochen ein halbstündiges Telefonat mit dem „persönlichen Coach“ der Kasse gehört. Zwei Evaluationen sollen nun zeigen, dass sich das rechnet und den Patienten guttut.

Rund 150 000 Patienten hat die TK bisher angesprochen, von denen mehr als 35 000 (davon 80 % Männer) das Coaching-Angebot annahmen. Derzeit agieren 16 Mitarbeiter der Kasse für jährlich 5000 Versicherte als Trainer am Telefon. Ihre Aufgabe: zu gesundem Verhalten motivieren,  Informationsvermittlung, Unterstützung beim Planen und Durchführen von Maßnahmen.

Im Auftrag der TK verglich Professor Dr. Babette Renneberg, Psychologin an der Freien Universität Berlin, die Wirkungen des Coachings mit einer Kontrollgruppe. Im Schnitt machten die Probanden (Durchschnittsalter: 66 Jahre) fünf Monate lang beim Coaching mit und hatten sieben telefonische Kontakte. Analysiert wurden die Angaben zum eigenen Gesundheitseindruck. Das auf einer Skala von 0 bis 10 bestimmte Wohlbefinden stieg mit Coaching von 5,57 auf 6,27 (Kontrollgruppe: 5,51 bzw. 5,62), fiel allerdings zum Ende hin ab (6,05 zu 5,72). Die stärksten Coachingeffekte aufs subjektive Befinden wurden bei KHK-Patienten gemessen sowie bei multimorbiden Patienten mit Diabetes, KHK und Herzinsuffizienz.

Coaching kann Geld einsparen

Coaching kann tatsächlich Geld einsparen, wenn es gelingt, damit eine Eskalation im Krankheitsverlauf zu vermeiden“, erklärte der Gesundheitsökonom Professor Dr. Hans-Helmut König vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Allerdings war die Pro-Kopf-Ersparnis nach einem Jahr mit durchschnittlich 90 Euro bescheiden und resultierte vor allem aus geringeren Krankenhauskosten (die Kosten für die ambulante ärztliche Versorgung wurden nicht betrachtet). Statistisch signifikant waren die (im Vergleich zur Kontrollgruppe) geringeren Gesamtkosten nur bei Patienten mit Arteriosklerose.

Eine weitere Evaluation soll zeigen, ob sich über einen längeren Zeitraum deutlichere Kosteneffekte ergeben. TK-Chef Dr. Jens Baas kündigte jedenfalls die Fortsetzung des Betreuungsangebots an, da sich gecoachte Patienten „glücklicher“ äußerten. Sein Job sei es nicht Geld zu sparen, sondern es für die Versorgung von Patienten auszugeben.

Im April startet die TK das Pilotprojekt einer Online-Beratung mit 500 Versicherten, die aufgrund einer leichten bis mittelschweren Depression arbeitsunfähig sind. Sechs Wochen lang halten Psychologen online Kontakt zu ihnen. Versicherten, die an Depressionen, einer Angst- oder Belastungsstörung leiden oder die alkoholabhängig sind, bietet die Kasse in zehn Regionen eine persönliche Motivationsberatung an.

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