Umfrage zeigt: Berliner Vertragsärzte misstrauen ihrer KV

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck, Foto: fotolia

Der NAV-Virchow-Bund Berlin-Brandenburg ruft auf zum Aufstand gegen die Spitze der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Der Wahlkampf ist eröffnet.

Schon seit Jahren brodelt es in der Berliner Vertragsärzteschaft. Schuld sind Grabenkämpfe der Ärzteverbände innerhalb der Vertreterversammlung (VV) der KV, zwischen Haus- und Facharztverbänden, aber vor allem ein Herrschen "nach Gutsherrenart" seitens des KV-Vorstandes.

Zumindest bezeichnet der NAV-Landesvorsitzende Dr. Mathias Coordt das Agieren von Dr. Angelika Prehn, Dr. Uwe Kraffel, und Burkhard Bratzke mit diesen Worten. Ein ausreichendes Mitbestimmen der ambulanten Versorgung sei so nicht möglich, beklagt Dr. Coordt. Auch die Kontrollmöglichkeiten der VV hält er für eingeschränkt. Wirtschaftsprüfer sollen dies bestätigt haben.

Eine Umfrage im Auftrag des NAV unter Berliner Vertragsärzten (786 Rückläufer) offenbart, wie verfahren die Lage inzwischen ist. 83 % der Befragten sind mit der Arbeit des KV-Vorstandes unzufrieden. 87 % halten die Kontrolle des Vorstandes durch die VV für nicht ausreichend. Zwei von drei Ärzten bezweifeln auch, dass die Honorarverteilung ordnungsgemäß vonstatten geht.

Forderung: Reform des Systems der KVen

Brüllen, Rücktritte, Verlassen der Sitzungen aus Protest und Strafanzeigen behindern die Arbeit der VV. Ein Eklat folgt dem anderen. Dr. 
Coordt sitzt derzeit für die Hausarzt-Liste in der VV. Für ihn ist klar: "Der Vorstand der KV muss abgelöst werden, er macht seine Arbeit nicht gut." Der Landesverbandschef verwies auf ein NAV-Positionspapier zur Reform des Systems der KVen. "Eine Debatte um das Selbstverständnis und die Struktur der Selbstverwaltung sei unumgänglich", heißt es hier.

Auch eine Professionalisierung und Klärung des Rollenbildes der KV-Vorstände wird thematisiert. Dr. Coordt fordert für Berlin einen hauptamtlichen KV-Vorstand, "der seine ganze Kraft der ärztlichen Selbstverwaltung widmet und nicht 13 Stunden pro Woche in der eigenen Praxis arbeitet". Der Vorstandsvorsitz solle öffentlich ausgeschrieben werden. Coordt verwies auf andere Bundesländer, die dies bereits so umsetzen.

Gutes Handeln betreffe bei einem Unternehmen wie der KV Berlin mit einem Honorarumsatz von 1,5 Mrd. Euro auch die Einhaltung des Public Corporate Governance Kodex des Bundes, also der Grundsätze guter Unternehmensführung, mahnte der Landesvorsitzende. Er erinnerte an die umstrittene Auszahlung eines Übergangsgeldes an den Vorstand, die im Herbst vor Gericht verhandelt wird. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Untreue. Neun von zehn Befragten sehen durch die umstrittene Auszahlung von Übergangsgeldern an den Vorstand (2011) das Ansehen der Berliner Ärzte beschädigt.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht