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Verhütungsberatung ist auch Sache des Hausarztes

Autor: Manuela Arand, Foto: thinkstock

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Als Hausarzt kennen Sie das Risikoprofil und die Anamnese Ihrer Patientinnen besonders gut. Und das besondere Vertrauensverhältnis erleichtert es, auch intime Themen anzusprechen. Das prädestiniert für die Verhütungsberatung.

Das Spektrum hormoneller Kontrazeptiva erscheint auf den ersten Blick ziemlich unübersichtlich. Aber eigentlich sei die Sache einfach, meint Dr. Ludwig Baumgartner, niedergelassener Gynäkologe aus München. Wie er berichtete, setzen sich die meisten Präparate aus einem von 15 Gestagenen und einem von zwei Östrogenen zusammen.

Zusatzeffekte sind oft ausdrücklich gewünscht

Die Gestagene sind für die kontrazeptive Wirksamkeit zuständig; sie unterscheiden sich in ihren Partialwirkungen an den diversen Steroidrezeptoren und in ihrer Halbwertszeit. Die Partialwirkungen lassen sich für Zusatzeffekte nutzen, z.B. die antiandrogen vermittelte Besserung einer Akne oder die Entwässerung durch Wirkung an Mineralokortikoid-Rezeptoren. „Frauen wollen heute von ihrem Kontrazeptivum mehr als nur Verhütung“, so Dr. Baumgartner. Aber Vorsicht: Partialwirkungen können auch unerwünschte Folgen nach sich ziehen, z.B. Androgenisierungseffekte.

Alternative für Vergessliche:
der Scheidenring

Eine elegante Alternative für Patientinnen, die nicht jeden Tag ans Pillenschlucken denken wollen, ist der Verhütungsring, der drei Wochen in der Vagina verbleibt. Nach einer „Hormonpause“ von einer Woche wird ein neuer Ring eingelegt. Frauen, die häufig Reisen über mehrere Zeitzonen unternehmen, bleibt zudem die lästige Umstellung des Einnahmezeitpunkts erspart.


Die kontrazeptive Wirkung entfaltet sich nicht lokal, sondern wie bei der Pille systemisch, denn die Hormone werden resorbiert. Da aber der hepatische First-pass-Effekt vermieden wird, kommt man mit sehr niedrigen Östrogendosen zu stabilen Zyklen. „Die Zyklusstabilität stellt jede Pille in den Schatten, weil die Hormonspiegel so gleichmäßig ausfallen“, erklärte Dr. Baumgartner. Einen günstigen Zusatzeffekt habe auch die lokale Östrogenwirkung: Frauen klagten mit dem Verhütungsring viel seltener über Scheidentrockenheit als unter der Pille

Östrogen wird benötigt, um Blutungsunregelmäßigkeiten zu vermeiden. Die meisten Kontrazeptiva enthalten synthetisches Ethinylestradiol (EE), weil das nicht so schnell abgebaut wird. Inzwischen gibt es aber auch Pillen mit naturidentischem 17beta-Estradiol (E2), deren Entwicklung lange an mangelnder Zyklusstabilität gescheitert war. Von den E2-Präparaten erhofft man sich weniger Nebenwirkungen, v. a. weil E2 die Gerinnungsfaktorsynthese weniger anheizt als EE. In der Folge könnten weniger venöse Thrombosen verursacht werden.

Neue Pille mit verlängerter Wirkung

Ein relativ neues Kontrazeptivum enthält zusätzlich zu E2 ein Gestagen mit einer sehr langen Halbwertszeit von fast zwei Tagen, wodurch auch dann noch eine Verhütung gewährleistet sein soll, wenn einmal eine Pille vergessen wurde, berichtete der Gynäkologe. Auch diese Pille dürfe aber derzeit bei erhöhtem Thromboserisiko nicht verordnet werden, weil es noch keine Studien dazu gebe.


Generell eigneten sich Hormonkombis keineswegs für alle Frauen. Starke Raucherinnen sollten ebenso darauf verzichten wie Adipöse. Eine gute Übersicht über Dos und Don’ts liefert nach Aussage des Referenten die WHO in ihren „Medical Eligibility Criteria for Contraceptive Use“, die als Download bereitstehen.*

Nur Gestagen – die Patientin
auf Amenorrhö ansprechen

Reine Gestagen-Anwendungen – dazu zählen östrogenfreie Ovulationshemmer oder „Nicht-Schluck“-Methoden wie die Hormonspirale oder das unter die Haut implantierbare Verhütungsstäbchen – sind für fast alle Frauen geeignet. Das Verhütungspflaster mit Östrogen und Gestagen, hat sich nach Angaben des Referenten aber nicht durchsetzen können. „Es kann Allergien auslösen und klebt manchmal nicht richtig“.

Im Gespräch mit der Patientin sollte zudem thematisiert werden, dass reine Gestagen-Kontrazeptiva zur Amenorrhö führen – was viele Frauen sogar möchten.

*www.who.int/reproductivehealth/publications/family_planning/9789241563888/en/

Quelle: 3. MSD Forum „Die Hausarztpraxis im Fokus“

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