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Versorgungsreport der KV Nordrhein: Defizite bei Hausärzten absehbar

Gesundheitspolitik Autor: Ruth Bahners

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Im Jahr 2030 werden in Nordrhein 1700 Hausärzte fehlen, aber auch Augen- und HNO-Ärzte sowie Urologen. Das ist das Ergebnis des ersten Versorgungsreports der KV. Er soll eine umfassende Datenbasis zu den Perspektiven der ambulanten Versorgung bieten sowie den Vertretungsanspruch der KV begründen.

Der Öffnet externen Link in neuem FensterReport beruht u.a. auf Analysen von Abrechnungs- und Strukturdaten der KV. Er beschreibt die Ist-Situation der Versorgung und entwickelt Szenarien bis ins Jahr 2030.

Der durchschnittliche Hausarzt im Rheinland ist 52,7 Jahre alt und damit ein halbes Jahr jünger als der bundesweite Altersdurchschnitt. Er versorgt im Mittel 1485 Einwohner. Rund 80 % aller Kommunen in Nord­rhein haben eine hohe Versorgungsdichte von unter 2000 Einwohnern je Hausarzt. Lediglich in den Grenzregionen zu den Nie-derlanden und Belgien kommt ein Hausarzt auf über 4000 Einwohner.

In den meisten ländlichen Kommunen werde der Bedarf jedoch bis zum Jahr 2030 deutlich zunehmen, so die KV. Das heißt: Die Unterschiede zwischen Stadt und Land werden sich verschärfen.

Bis 2030 müssten rund 5000 Hausärzte ersetzt werden

Um das gegenwärtige Versorgungsniveau zu halten, müssten bis 2030 rund 5000 Hausärztinnen und -ärzte ersetzt werden. Blieben die Niederlassungszahlen konstant auf dem Niveau der letzten fünf Jahre, würden 2030 rund 1700 Hausärzte fehlen. Dann müsste ein Hausarzt im Schnitt über 2000 Einwohner versorgen, 400 mehr als heute.

Angesichts der drohenden Defizite in der hausärztlichen Versorgung fordert KV-Vorsitzender Dr. Peter Potthoff eine Aufwertung der Allgemeinmedizin. Die medizinischen Fakultäten müssten die Ressourcen mehr in Richtung des künftigen Versorgungsbedarfs lenken.

Bedarf an Radiologen und Facharzt-Internisten gedeckt

Der durchschnittliche Facharzt in Nordrhein ist 52 Jahre alt und damit etwas jünger als die Hausarztkollegen. Vor allem in den Städten ist die Facharztdichte hoch. In einem Viertel der nordrheinischen Kommunen kommen auf einen Facharzt noch nicht einmal 1000 Einwohner.

Aber auch Fachärzte haben Nachwuchsprobleme, prognostiziert die KV. Durch die alternde Gesellschaft wachse vor allem der Bedarf an Augenärzten, Urologen und HNO-Ärzten. Die Niederlassungszahlen in diesen Fachgruppen würden dagegen stagnieren oder sinken.

Bei anderen Gruppen wäre der Bedarf auch künftig gesichert. Der Report nennt Radiologen, Orthopäden, fachärztliche Internisten und Frauen­ärzte.

Auch der Wandel in den Arbeitsformen erfordere ein Umdenken in der Versorgungsplanung. Die Zahl ambulant tätiger angestellter Ärztinnen und Ärzte hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt, die Zahl der Ärzte in Teilzeit vervierfacht. Kooperative Arbeitsformen sind beliebt: 47 % aller zugelassenen Ärzte arbeiten in einer Berufsausübungsgemeinschaft.

Hinzu kommen Ärzte in Medizinischen Versorgungszentren. Drei von fünf Jungärzten wählen eine kooperative Praxisform. Zudem werde die Versorgung weiblich: 36 % der ambulant tätigen Ärzte sind Frauen; bei den Studienanfängern in der Humanmedizin sind 62 % Frauen.

Aus den gegenwärtigen und künftigen Problemen der Sicherstellung leitet KV-Chef Dr. Potthoff zwei zentrale Forderungen ab: Mitwirkung der KV an allen maßgeblichen Versorgungsformen und Transparenz über die Versorgung in Gänze.

Vor allem aber: „NRW ist immer noch Schlusslicht bei den Mitteln, die für die ambulante Versorgung zur Verfügung stehen. Eine Anhebung auf den Bundesdurchschnitt ist dringend erforderlich – auch um die Attraktivität unseres Standorts für Nachwuchskräfte zu erhalten“, meint Dr. Potthoff.


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