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Verunreinigtes Valsartan: Kein direkter Hinweis auf Krebsrisiko

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Als die Medikamente aufgrund möglicher Verunreinigungen zurückgerufen wurden, stellte sich die Frage, ob es auch negative Auswirkungen bezüglich des Krebsrisikos gibt. Als die Medikamente aufgrund möglicher Verunreinigungen zurückgerufen wurden, stellte sich die Frage, ob es auch negative Auswirkungen bezüglich des Krebsrisikos gibt. © iStock/Ayrat Gabdrakhmanov
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Vor wenigen Jahren verunsicherten Meldungen über verunreinigtes Valsartan die Menschen. Vor allem ein Krebsrisiko stand im Raum. Laut Krankenkassendaten gibt es jedoch keine Hinweise auf eine solche Kausalität.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) war in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) der Frage nachgegangen, ob zwischen N-Nitrosodimethylamin(NDMA)-verunreinigtem Valsartan und Krebserkrankungen ein Zusammenhang besteht. Kein erhöhtes Risiko für Krebs insgesamt, so das Fazit der Studie. Allerdings wurde bezüglich Lungenkrebs ein statistisch signifikantes, wenngleich auch gering erhöhtes Risiko festgestellt. „Eine direkte Kausalität lässt sich daraus jedoch nicht ableiten und sollte weiterhin erforscht werden“, so das BfArM. Ebenso lege die Studie nahe, potenzielle Langzeiteffekte durch NDMA-verunreinigtes Valsartan weiter sorgfältig zu beobachten. Leberkrebs war als unabhängiger primärer Endpunkt eingestuft worden, da dies aus biologischer Sicht die wahrscheinlichste Krebsart sei, die aus einer NDMA-Kontamination resultiere.

Mitte 2018 bis Anfang 2019 waren einige Chargen valsartan-, irbesartan- und losartanhaltige Arzneimittel von den Firmen zurückgerufen worden – vorsorglich, wie es hieß. Das BfArM empfahl Ärzten, auf andere Präparate umzustellen.

Gute Stichprobengröße, aber enger Beobachtungszeitraum

Das Bundesinstitut verweist darauf, dass NDMA zur Gruppe der Nitrosamine gehört und von der internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Europäischen Union als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen eingestuft wird. In der Studie wurden alle bei der AOK versicherten Patientinnen und Patienten berücksichtigt, die zu Beginn des Jahres 2012 vierzig Jahre oder älter waren und mindestens ein Rezept für Valsartan zwischen 1. Januar 2012 und dem 31. Dezember 2017 eingelöst hatten. Parallel dazu wurde anhand der Pharmazentralnummer (PZN) in den Datensätzen zu eingelösten Verschreibungen sowie der Informationen der Zulassungsinhaber ermittelt, ob für das verordnete Medikament eine potenzielle NDMA-Verunreinigung vorlag. „Zentraler Endpunkt innerhalb der Studie war eine neu aufgetretene Krebsdiagnose, die nach der Valsartan-Verschreibung erfolgte“, erklärt das Bundesinstitut. Mithilfe des sog. Cox-Regressionsmodells sei dann die Risikoänderung für Krebs gesamt und für einzelne Krebsarten berechnet worden. 409 183 Personen wurden als jemals und 371 688 Personen als niemals mit potenziell NDMA-kontaminiertem Valsartan exponiert eingestuft.

Die wesentliche Stärke der Studie ist laut BfArM die Stichprobengröße von 780 871 Personen mit Valsartan-Verschreibung. Da die Studie jedoch auf Beobachtungsdaten der Krankenkasse basiere, also auf nicht-randomisierten Daten, hätten Reststörfaktoren für Krebs wie Rauchen, Ernährungsgewohnheiten oder genetische Prädisposition nicht berücksichtigt werden können. Mittel- und langfristige Krebsrisiken seien aufgrund des begrenzten Beobachtungszeitraums auch noch nicht untersucht worden. „Die Studie steht beispielhaft dafür, wie umfassende ,Real World‘-Daten mit wissenschaftlichen Methoden genutzt werden können, wichtige Fragen der Arzneimittelsicherheit zu beantworten“, lobt das BfArM. Eine sorgfältige Beobachtung potenzieller Langzeiteffekte im Hinblick auf NDMA-verunreinigtes Valsartan erscheine sinnvoll.

Quelle: Information des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte

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