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Virtuelles Gesundheitscoaching unterstützt Hausärzte bei der Prävention

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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Patienten mehr Bewegung, gesünderes Essen oder den Abschied vom Glimmstängel zu verordnen, dafür gibt es kein Rezept. Und für die Motivation bleibt kaum Zeit im hausärztlichen Alltag. Um Hausärzte bei dieser Aufgabe zu unterstützen und Patienten bei ihren guten Vorsätzen zu begleiten, wurde www.hausmed.de ins Leben gerufen.

Unter www.hausmed.de, das auf Initiative des Deutschen Haus­ärzteverbandes vor gut einem Jahr aktiviert wurde, finden Interessierte Module wie „Leichter leben“, Raucherentwöhnung und Stressreduzierung. Neu hinzugekommen sind Programme für Diabetes, Bluthochdruck und Depression. Alle Programme sind auf zwölf Wochen angelegt und sollen Patienten helfen, ihr Leben positiv umzugestalten,  abzunehmen, gesünder zu essen, sich mehr zu bewegen, mit dem Rauchen aufzuhören usw.

Leicht verdauliche Tipps für Patienten

Die Programme wurden für die Belange der hausärztlichen Praxis entwickelt und sind für den Arzt kos­tenlos. Die meisten Module zielen darauf ab, dass der Hausarzt seine Patienten bei den Programmen „begleitet“. Der Patient holt sich über das Programm bei HausMed Woche für Woche Tipps ab und kann seine gefühlten Erfolge eintragen. Zudem hat er jede Woche neue, einfache Aufgaben zu erledigen, die ihm die Lebensumstellung erleichtern sollen.

Dazu ein Beispiel: In einer Woche geht es im Abnehmprogramm „Leichter leben“ um das Thema „Trinken“. Zunächst gibt es leicht verdauliche Informationen und fünf Tipps – drei davon sollen im Alltag umgesetzt werden. So heißt beispielsweise eine Aufgabe: Stelle drei Gläser Wasser auf den Tisch, die bis zum Abend ausgetrunken sein sollen. Hat der Patient seine Aufgabe für die Woche erledigt, darf er ein grünes Häkchen machen.

Arzt erhält einen persönlichen Code

Um überhaupt in das Programm zu kommen, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Und das geht vereinfacht folgendermaßen: Der Arzt macht z. B. übergewichtige Patienten in die Praxis auf das Programm im Internet aufmerksam. Zuvor hat er sich bei www.hausmed.de registriert bzw. einen Vordruck ausgefüllt und an HausMed gefaxt. HausMed gibt dieses Fax an den Hausärzteverband weiter, der dem Arzt einen Benutzernamen und ein Passwort jeweils separat per Post zuschickt.

Damit verfügt der Arzt über einen Code, den er dem jeweiligen Patienten bei Interesse für ein Programm mitgeben kann. Zudem versorgt HausMed den Arzt mit einem ebenfalls kostenlosen Starterpaket (Flyer, Plakate, Aufsteller etc.), um Informationen ausgeben zu können. Die medizinischen Fachangestellten erhalten ein 15-seitiges Handbuch, in der die Abläufe schnell nachzulesen sind.

Team ruft Patienten drei Mal in zwölf Wochen an

Interessiert sich der Patient nach dem Hausarztbesuch für ein Programm, kann er sich mit dem Code des Arztes für dieses registrieren. Manche Programme können ohne Begleitung des Arztes absolviert werden, die meisten aber nur mit. Der Patient bezahlt das Modul aus eigener Tasche. Das Modul „Leichter leben“ z.B. kostet ohne Begleitung des Arztes 49 Euro, mit Begleitung 79 Euro, ebenso das Raucherentwöhnungsprogramm. Die Programme Diabetes, Hochdruck, Depression können nur mit Begleitung des Hausarztes gebucht werden und kos­ten zwischen 99 und 129 Euro.

Der Arzt erhält nach der Anmeldung des Patienten eine Benachrichtigung per E-Mail. Die Aufgabe der Arztpraxis ist dann, drei Mal in den zwölf Wochen bei dem Patienten anzurufen und ihn zu loben oder nachzufragen, wo es hakt. Diese Anrufe, so Tony Meyer, Ärzteberater bei HausMed auf der Practica, können die MFA erledigen.

Für den Aufwand erhält die Praxis eine Pauschale – bei „Leichter leben“ von rund 25 Euro. Bei Depression ist es etwa doppelt so viel.

Weiterhin erhält der Arzt regelmäßig eine Übersicht, ob der Patient seine Aufgaben erfüllt hat, ob er sich besser oder schlechter fühlt und ob er noch motiviert ist. Am Ende einer Woche schätzt der Patient nämlich anhand einer Skala von 1 bis 10 sein Befinden und seine Motivation ein.

Module auch für ältere Herrschaften geeignet

Die Module sind einfach gehalten und auch für ältere Herrschaften geeignet. Aber natürlich ist es wichtig, dass der Hausarzt abschätzt, ob ein Patient überhaupt dafür infrage kommt oder nicht. Für über 70-Jährige ist das Internet oft keine Option.

Die Programme sind evidenzbasiert und leitliniengerecht und wurden zusammen mit dem Deutschen Haus­ärzteverband entwickelt. Weitere Programme sind in Planung: Rücken, Burn-out und Schlaf.

Noch steckt HausMed in den Anfängen: Bisher haben sich gut 400 Ärzte registriert, bis Ende des Jahres sollen es 500 werden. Etwa 1200 Personen haben bislang an Programmen teilgenommen – viele als Testpatienten, um zu sehen, wie das Ganze ankommt und wo Verbesserungspotenziale stecken.

Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten

Auch Krankenkassen sind an den Programmen interessiert. Viele BKKen und IKKen übernehmen z.B. die Kosten für ihre Versicherten, wenn diese bestimmte Programme absolviert haben. Und auch wenn 25 Euro Aufwandsentschädigung für die Praxis nicht nach viel klingt: Hat das Team hier Routine entwickelt, dürfte der Aufwand – drei Anrufe in zwölf Wochen – überschaubar und wirtschaftlich interessant sein.

Zudem bedeuten die Programme Service für die Patienten, die damit hoffentlich zu einer gesünderen Lebensweise angespornt werden. Dafür fehlt Ärzten und Praxisteams in der Regel doch die Zeit.

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