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Vorwurf: Sterberate nach Whipple-OP zu hoch

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Die Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft hilft Tumorzentren, hohe Qualitätsstandards zu garantieren. Die Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft hilft Tumorzentren, hohe Qualitätsstandards zu garantieren. © iStock.com/muratkoc
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Gerade war nach den Ermittlungen zu den Patientenmorden des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel etwas Ruhe eingekehrt im Klinikum Oldenburg, da bringt ein Medienbericht erneuten Ärger. Diesmal geht es um Eingriffe bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Derzeit sieht sich das Pankreas-Team im Klinikum Oldenburg mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. FDP und Grüne im niedersächsischen Landtag haben inzwischen eine Unterrichtung durch die Landesregierung beantragt. Hintergrund ist der vom NDR-Magazin „Hallo Niedersachsen“ erhobene Vorwurf einer hohen Sterberate bei der partiellen Duodenopankreatektomie (Whipple-OP). Bei 20 dieser Eingriffe sollen von April 2017 bis Februar 2018 sechs Patienten verstorben sein, bei sechs weiteren Eingriffen sollen schwere Komplikationen Nachoperationen erforderlich gemacht haben.

Ein Ex-Mitarbeiter des Klinikums hat nach NDR-Angaben Patientenakten ausgewertet. Er war so auf die Todesfälle gestoßen, die immer Eingriffe bei ein und demselben Arzt betroffen haben sollen. Der Informant und weitere Zeugen haben beim Sender eidesstattliche Erklärungen zu ihren Aussagen hinterlassen. Offenbar war die problematische Situation seit Jahren bekannt. Ärzte der Einrichtung würden sogar noch aktuell davor warnen, sich in der Klinik an der Bauchspeicheldrüse operieren zu lassen, so der NDR.

Professor Dr. Jakob Izbicki vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verweist im Bericht darauf, dass an seiner Klinik – einem von drei Exzellenzzentren für Bauchspeicheldrüsen-OP in Deutschland – die Sterberate zwischen 4 und 8 % liegt. In zertifizierten Zentren seien 8 % erlaubt. Bei etwa 30 % liegt sie in Oldenburg. Wie Dr. Katrin Mugele, Sprecherin der Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), auf Nachfrage betonte, hat sich die DKG nach den Vorwürfen „sehr ausgiebig mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt“. Sie bestätigte, dass die genannten Anforderungen für eine Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft derzeit nicht erfüllt werden. „In Absprache mit dem Klinikum Oldenburg wird das von uns vergebene Zertifikat deshalb nicht mehr geführt.“

Bei den Audits bis ins Jahr 2017 (das ist das letzte Audit, in dem das Behandlungsjahr 2016 betrachtet wurde) habe es jedoch keinen Anlass für einen Zweifel an den durch das Zentrum gemachten Angaben bzw. an der Erfüllung der DKG-Anforderungen gegeben.

„Das Klinikum Oldenburg nimmt die Vorwürfe um die Qualität der Behandlung von Pankreaskarzinompatientinnen und -patienten sehr ernst“, heißt es in einer umfangreichen Stellungnahme der Klinikleitung. Externe Spezialisten sollen nun alle Todesfälle nach Bauchspeicheldrüsen-Operationen untersuchen und systematische Verbesserungsmöglichkeiten zuzeigen.

Per Peer-Review-Verfahren ist zudem geplant, den klinischen Ablauf der Pankreas-Chirurgie mit einem externen Experten zu analysieren. Hierzu will das Klinikum auch die Fachgesellschaft um Mithilfe bitten.

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