Allgemeinmedizinische Forschung Was bringt das den Hausärzten?
Patientenzufriedenheit messen
Nicht minder bedeutend sind die Erkenntnisse insbesondere des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Heidelberg zur Hausarztzentrierten Versorgung (HzV). So konnte nachgewiesen werden, dass HzV-Versicherte besser koordiniert werden als Patienten in der Regelversorgung. Als gesichert kann mittlerweile auch gelten, dass der Grad an Patientenzufriedenheit umso mehr steigt, je stärker die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH®) integriert und qualifiziert ist. Ohne entsprechende wissenschaftliche Evaluationen wäre heute die HzV längst nicht so etabliert.
Und manche Projekte verlieren nichts an Aktualität. 2 Projekte aus dem Frankfurter Institut für Allgemeinmedizin belegen dies. Um Fehlerquellen zum Beispiel bei multimorbiden Patienten aufzuzeigen und transparent zu machen, betreiben die Frankfurter schon seit längerem das Internet-Portal www.jeder-fehler-zaehlt.de. Das Portal ist primär ein hausärztliches Fehlerberichts- und Lernsystem. In der speziellen Berichtsaktion "Aktion Schnittstelle" liegt derzeit der Fokus darauf, Ereignisse und Fehler an der Schnittstelle Arztpraxis/Krankenhaus zu eruieren.
Zukunftsfähige Gesundheitsmodelle
Die bessere Verzahnung von Schnittstellen ist auch das Motto des Projektes "Innovative Gesundheitsmodelle" (www.innovative-gesundheitsmodelle.de). Dessen Ziel war und ist es, zukunftsfähige Gesundheitsmodelle insbesondere für den ländlichen Raum in einem Onlineportal zu posten und damit auch zur Nachahmung zu ermutigen. Zum Beispiel in der Region Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern, in der ein "GeroMobil" "kostenfreie, neutrale und anonyme Beratung, Diagnostik und unterstützende Hausbesuche in 37 Ortschaften" sicherstellt. Oder die Licher Gemeindeschwestern in Hessen, die in ländlichen Gemeinden ohne Hausärzte eine Versorgung der (älteren) Bevölkerung aufrechterhalten.
Eines stimmt allerdings bedenklich: Viele dieser zum Teil sehr erfolgreichen Modelle und Forschungsergebnisse haben bislang nicht einmal ansatzweise Eingang in die Regelversorgung gefunden. Mittel hierfür wären in den vergangenen Jahren sehr wohl vorhanden gewesen. Gescheitert ist dies jedoch an der Mutlosigkeit der verantwortlichen Politiker und am Wettbewerbskampf der Krankenkassen. Da ist in der Tat eine große Chance vertan worden, fürchtet Ihr
Raimund Schmid
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (6) Seite 29
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.