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Kinder, Küche, Klinik Was junge Ärztinnen und Ärzte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf denken

Gesundheitspolitik Autor: Anouschka Wasner

Ärzte und Ärztinnen weichen zugunsten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf häufig in die Niederlassung aus. Ärzte und Ärztinnen weichen zugunsten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf häufig in die Niederlassung aus. © Seventyfour – stock.adobe.com
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Wie gut lassen sich Kinder und Partnerschaft mit der ärztlichen Tätigkeit vereinbaren? Und was passiert, wenn sich die Personalverantwortlichen in den Kliniken nicht bald auf die Bedürfnisse von Familien einstellen? Wir haben mit Müttern und Vätern in der Klinik gesprochen. 

Dr. Anja Vogelgesang hat zwei Kinder und ist angestellte Ärztin im Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende. Sie weiß, was sich hinter dem für andere vielleicht abstrakt klingende Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ verbirgt. „Natürlich ist es so, dass Arbeiten im Krankenhaus häufiger mal bedeutet, dass man nicht pünktlich aus seinem Job rauskommt. Es ist zwar alles eigentlich planbar, aber dann muss man bei Dienstende eben doch noch mal schnell einspringen. Und das bedeutet einfach, dass man viel Flexibilität braucht – in seinem Job und in der Familie.“

Leider ist das aber beides noch keineswegs selbstverständlich. Auch wenn viele Ärztinnen und Ärzte so wie Dr. Vogelgesang das Glück haben, Verständnis und Unterstützung vom Partner und von der Familie zu bekommen: Besonders Frauen haben immer noch mit fehlenden familienfreundlichen Strukturen zu kämpfen.


Dr. Matthias Raspe bestätigt das. Er hat drei Kinder und ist an der Berliner Charité angestellt. Er weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, sich mit Blick auf die familiären Verpflichtungen zu organisieren. Trotzdem: Männer und Frauen würden sich eben doch immer noch unterschiedlich in der Kindererziehung engagieren. „Es gibt da ein ganz klares Ungleichgewicht“, so Dr. Raspe. 

Wer Teilzeit arbeitet, macht weniger Karriere

Als damals noch Vorsitzender der jungen DGIM hatte er 2016 an einer Umfrage zu den Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen von Assistenzärztinnen und -ärzten in der internistischen Weiterbildung mitgewirkt. Von den 1600 an der Umfrage Teilnehmenden hatten damals nur 2 % der Kinderlosen in Teilzeit gearbeitet und nur 15 % der Männer mit Kindern. Von den Frauen mit Kindern hat dagegen jede zweite in Teilzeit gearbeitet. 

Das Problem dabei ist einmal, dass Menschen mit Kindern häufig viel Stress erleben, um allen Anforderungen nachzukommen. Relevant ist aber auch, dass Teilzeitkräfte immer noch weniger leicht Karriere in der Klinik  machen. Trotzdem passen sich nicht die Strukturen an die Bedürfnisse an,  sondern die Kolleginnen und Kollegen weichen in die Niederlassung oder in die Ambulanz aus, befürchtet Dr. Vogelgesang.

Aber wenn es doch die Frauen sind, die in Teilzeit gehen, und die mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben, gleichzeitig in der Medizin aber immer mehr Frauen arbeiten: Warum findet dieser Widerspruch da, wo die entsprechenden Weichen gestellt werden könnten, noch so wenig Gehör? 

„Ich glaube, dass das auch eine Generationenfrage ist. Die, die jetzt in den Führungsebenen sind, gehören nicht zur Generation, die Teilzeit arbeitet, um Familie zu erleben“, so Dr. Vogelsang. Außderm fehle es an Kreativität, also z.B. an Überlegungen wie etwa Jobsharing-Modelle in der Klinik funktionieren könnten. 

Das Problem, dass den Kliniken deswegen die Ärztinnen und Ärzte weglaufen, wird immer größer, sagt auch Dr. Raspe. Der angehende Personaloberarzt will sich in seiner kommenden Funktion mit diesem Problem beschäftigen. Welche Weichenstellungen er sinnvoll findet, wie ihn sein Realismus dabei auf dem Teppich hält und was Vätern und Müttern helfen würde – das hören Sie in unserem Podcast. 

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