Hausärztemangel Wir brauchen positive Botschaften

„Allgemeinmedizin ist ein tolles Fach. Es ist breit gefächert. Ohne uns Hausärzte wird es keine vernünftige medizinische Versorgung geben“, stellte Anke Richter, 1. Vorsitzende des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, gleich zu Beginn klar. Warum das Fach trotzdem mit Nachwuchssorgen zu kämpfen hat, liegt nach Ansicht von Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Leiter und Lehrstuhlinhaber Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke, unter anderem an einem Imageproblem. „Wir müssen erreichen, dass junge Leute sich schon im Studium so für dieses Fach begeistern, dass sie ganz automatisch eine Prüfung in Allgemeinmedizin machen wollen.“
Der Allgemeinmedizin den richtigen Stellenwert geben
Von Pflichtprüfungen halte er nichts. Stattdessen müsse Ziel sein, ein eigenes Zulassungsverfahren zu schaffen – den Hausarzt-Track. Zudem brauche die universitäre Ausbildung ein politisches Signal: „Wir brauchen eine bessere Ausstattung der Allgemeinmedizin“, erklärte Sönnichsen.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Allgemeinmedizin den richtigen Stellenwert bekommt“, forderte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands e. V., Ulrich Weigeldt. „Wir brauchen positive Botschaften!“ Etwa die, dass es keine bessere Geldanlage als eine eigene Hausarztpraxis gebe. Finanzielle Sicherheit sei ein entscheidender Faktor bei der Berufswahl, neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Von einer Landarztquote halte er indes nichts, so Weigeldt: „Eine solche Quote würde dem Stellenwert der Allgemeinmedizin an den Universitäten eher schaden.“ Über positive Aspekte zu sprechen, die der Beruf mit sich bringt – das rät auch Thomas Müller, Geschäftsführer Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe „Die emotionalen Erfolgserlebnisse müssen noch mehr kommuniziert werden. Darüber erreicht man die jungen Leute!“
Dr. Ingolf Dürr
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (9) Seite 35
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.