
Bei rheumatoider Arthritis besonders auf Herz, Lunge und Psyche achten!

Kardiovaskuläre Komorbiditäten
Unter den kardiovaskulären Begleiterkrankungen der rheumatoiden Arthritis (RA) dominieren die vier Klassiker Hypertonie, Hyperlipid-ämie, koronare Herzkrankheit und Diabetes mit seinem kardiovaskulären Risiko. Sie treten wesentlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung, mehr als die Hälfte der RA-Kranken weist mindestens eine kardiovaskuläre Komorbidität auf.
Neben dem klassischen Risikomanagement leistet die antirheumatische Therapie einen wichtigen Beitrag zur Gefäßgesundheit. So ließ sich bereits für Methotrexat – nicht aber Leflunomid und Sulfasalazin – ein gewisser Schutz feststellen. Einen noch deutlicheren gefäßprotektiven Effekt weisen Tumornekrosefaktor(TNF)-Inhibitoren auf.
Während Glukokortikoide das vaskuläre Risiko bewiesenermaßen bereits ab einer Tagesdosis von 5 mg erhöhen, steigern nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen wie der RA es kaum, berichtete der Rheumatologe Professor Dr. Klaus Krüger, Praxiszentrum St. Bonifatius, München.
Interstitielle Lungenerkrankung
Eine weitere wichtige, aber oft unterschätzte Komorbidität ist die interstitielle Lungenerkrankung (ILD). Sie nimmt als einzige systemische Manifestation der rheumatoiden Arthritis zu – bei sehr ungünstiger Prognose. Etwa 6 % der Todesfälle der chronisch-entzündlichen System-erkrankung gehen auf das Konto der ILD, die Mortalität ist gegenüber der Allgemeinbevölkerung fast verdreifacht (Hazard Ratio, HR 2,86). Forscher der Mayo-Klinik in Ro-chester ermittelten in einer Kohortenstudie eine Fünfjahresüberlebensrate von 59,7 %. Auch eine dänische Kohortenstudie mit fast 12 000 Teilnehmern zeigte eine deutlich erhöhte Mortalität bei einer Inzidenz von 2,2 %. Ein Drittel der ILD-Fälle manifestiert sich bereits zu Beginn der rheumatischen Erkrankung – d.h. im Zeitraum ein Jahr vor bis ein Jahr nach der RA-Diagnose. Als Risikofaktoren für das Auftreten einer ILD nannte Prof. Krüger:
- insbesondere langjähriges Rauchen (Odd Ratio, OR 6,9 für ≥ 24 „Packyears“),
- höheres Alter,
- männliches Geschlecht,
- Anti-CCP*-Antikörper.
„Dran denken!“ heißt die wichtigste diagnostische Prämisse. Liegt eine verdächtige Klinik u.a. mit trockenem Reizhusten und Belastungsdyspnoe oder hohem Risiko vor, empfiehlt der Rheumatologe eine gezielte ILD-Diagnostik. An erster Stelle stehen Röntgenthorax und Lungenfunktion, bei entsprechendem Verdacht gefolgt von einer hochauflösenden CT.
Auch ILD-Kranke profitieren von Biologika: Für Non-TNF-Inhibitoren wie Rituximab, Abatacept und Tocilizumab konnte ein günstiger Effekt auf die Lungenerkrankung gezeigt werden. Wichtig ist zudem eine konsequente Pneumokokkenimpfung und Pneumocystis-carinii-Prophylaxe – und natürlich ggf. die Raucherentwöhnung.
Depression
Noch häufig übersehen wird die Depression als dritte wichtige Komorbidität, und dies, obwohl sie bei 17 % der RA-Patienten behandlungsbedürftig ist und bei weiteren 40 % eine leichtere depressive Verstimmung vorliegt. Therapiebedarf besteht schon deswegen, weil die psychische Erkrankung die Adhärenz für die Rheumabehandlung deutlich verschlechtert. Außerdem kommt es zu verfälschten Aktivitätsparametern der RA (z.B. Schmerzen, Fatigue) und massiv steigendem Leidensdruck durch die doppelte Erkrankung.
Gleichzeitig bestehen gute Behandlungschancen und eine orientierende Depressionsdiagnose lässt sich mit wenigen Fragen stellen.
* citrullinierte cyklische Peptide
Quelle: 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 2017
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