CED und Krebs: Einsatz von Immunsuppressiva individuell abwägen

Friederike Klein

Die Gefahr, dass ein Karzinom in der Blase wiederkommt, ist unter Immunsuppression besonders hoch. Die Gefahr, dass ein Karzinom in der Blase wiederkommt, ist unter Immunsuppression besonders hoch. © wikimedia/James Heilman, MD

Wenn Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ein Malignom entwickeln, stellt sich die Frage, wie es mit der immunsuppressiven Therapie weitergeht. Zumal im Verlauf auch das Risiko für Krebsrezidive erhöht ist.

Haben Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) schon einmal eine Krebserkrankung überstanden, weisen sie ein doppelt so hohes Risiko für ein erneutes Malignom auf wie bei einer leeren Anamnese – ganz unabhängig von jeder immunsupprimierenden Therapie, berichtete Privatdozent Dr. Florian­ Beigel vom Transplantationszentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ein weiterer Risikofaktor ist ein hohes Alter.

Ganz allgemein sollte jeder Arzt die je nach Karzinom unterschiedlich große Rezidivgefahr (s. Tabelle) beim Einsatz von Immunsuppressiva berücksichtigen, betont auch die europäische Gesellschaft für Crohn und Colitis in einem Konsensuspapier. Primär nennt sie 5-Aminosalicylate, Ernährungstherapien und lokale Kortikosteroide als sichere Therapiemöglichkeiten. Eine Anti-TNF-Therapie scheint das Rezidivrisiko – außer bei malignen Melanomen – ebenfalls nicht zu erhöhen und kann neben Methotrexat und einer systemischen Kurzzeittherapie mit Kortison sowie chirurgischen Maßnahmen zur Schubtherapie eingesetzt werden.

Risiko von Krebsrezidiven durch Immunsuppression*
RisikoOrgan/Krebsentität
Niedrig
(< 10 %)
  • inzidenteller asymptomatischer Nierentumor
  • Lymphome
  • Hoden
  • Zervix
  • Schilddrüse
Mittel
(11–25 %)
  • Gebärmutterkörper
  • Kolon
  • Prostata
  • Brust
Hoch
(> 25 %)
  • Blase
  • Sarkome
  • Melanom und heller Hautkrebs
  • Myelome
  • Symptomatisches Nierenkarzinom

* Zahlen ermittelt bei Patienten, die aufgrund einer Nierentransplantation immunsupprimiert wurden

Für die Dauer der onkologischen Versorgung sollte die Therapie der CED mit Thiopurinen, Calcineurininhibitoren und Anti-TNF-Therapien pausieren. Der Empfehlung, Immunsuppressiva generell am besten erst zwei oder gar fünf Jahre nach Ende der Krebsbehandlung wieder anzusetzen, wollte sich Dr. Beigel aber nicht anschließen. „Das geht bei einer aktiven Erkrankung natürlich nicht!“ Es sei immer individuell abzuwägen, welche Komplikationen der CED sich reduzieren lassen und wie diese günstigen Effekte im Verhältnis zu möglichen Risiken zu bewerten seien.

So könne die Immunsuppression das Risiko für Infektionen mit der Folge beispielsweise von Abszessen, Mangelernährung oder notwendigen Operationen senken und Karzinome des Gastrointestinaltrakts verhindern. Kortikosteroide erhöhen zwar das Thromboembolierisiko, aber andere Immunsuppressiva verhindern z.B. durch die Induktion einer tiefen Remission auch kardiovaskuläre Ereignisse.

Klare Inzidenzsteigerung nur unter Kombitherapie

Die individuelle Aufklärung, Nutzen-Risiko-Abwägung und Therapieempfehlung erfolgt am besten multidisziplinär und in Abhängigkeit vom Schweregrad der CED und der Art des Tumors in der Vorgeschichte, empfahl Dr. Beigel. Eine Metaanalyse wertete 16 randomisierte kontrollierte Studien von Patienten mit immunvermittelten Erkrankungen (CED, rheumatoide Arthritis und Psoriasis) aus und bezifferte die Inzidenzrate von Krebsrezidiven unter Therapie mit

  • 33,8 pro 1000 Patientenjahre bei Anti-TNF-Therapie,
  • 36,2 pro 1000 Patientenjahre bei immunmodulatorischer Therapie und
  • 37,5 pro 1000 Patientenjahre ohne Immunsuppression.

Klar erhöht war die Rezidiv-Inzidenzrate nur bei einer immunsuppressiven Kombinationstherapie (54,5 pro 1000 Personenjahre).

Quelle: Viszeralmedizin 2018

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Blasenkrebs Blasenkrebs © wikimedia/James Heilman, MD
Die Gefahr, dass ein Karzinom in der Blase wiederkommt, ist unter Immunsuppression besonders hoch. Die Gefahr, dass ein Karzinom in der Blase wiederkommt, ist unter Immunsuppression besonders hoch. © wikimedia/James Heilman, MD