Lenalidomid nach dreijähriger MRD-Negativität absetzen
Eine minimale Resterkrankung könnte beim Multiplen Myelom als Biomarker für Therapieanpassungen dienen.
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Bleiben Patient:innen mit neu diagnostiziertem Multiplem Myleom für drei Jahre MRD-negativ, so kann möglicherweise die Lenalidomid-Erhaltungstherapie beendet werden. Wie Dr. Panagiotis Malandrakis von der National and Kapodistrian University of Athens berichtete, wurde nur knapp ein Drittel der MRD-negativen Personen, die Lenalidomid absetzten, wieder MRD-positiv.1 Einem Krankheitsprogress ging immer eine Konversion von MRD-negativ zu -positiv voraus.
Welche Bedeutung hat die minimale Resterkrankung?
Die autologe Stammzelltransplantation (ASCT), gefolgt von einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie, ist Standard für neu diagnostizierte Erkrankte mit Multiplem Myelom, die sich für eine ASCT eignen. Weisen die Betroffenen nach der Behandlung anhaltend keine MRD mehr auf, so korreliert das mit einem verlängerten PFS und OS. Nach der Lenalidomid-Erhaltung bleiben viele Patien:innen in einer Langzeitremission; hier muss die optimale Dauer der Therapie definiert werden, ebenso wie Kriterien, um die Behandlung sicher zu beenden.
Die Forschenden untersuchten die Überlebensergebnisse von 54 Personen, die die Lenalidomid-Erhaltungstherapie beendeten, nachdem sie eine MRD-Negativität in Knochenmark und Bildgebung für drei Jahre erreicht hatten. In die Studie eingeschlossen waren Erwachsene mit Multiplem Myelom, die vier bis sechs Zyklen einer Triplet- oder Quadrublet-Induktion erhalten hatten, gefolgt von hoch dosiertem Melphalan, einer ASCT und einer mindestens dreijährigen Lenalidomid-Erhaltungstherapie. Wurden die Teilnehmenden wieder MRD-positiv, so bekamen sie erneut Lenalidomid. Das mediane Follow-up ab der Myelomdiagnose betrug 7,51 Jahre.
So wurde der MRD-Status bestimmt
Die minimale Resterkrankung im Knochenmark ermittelten die Forschenden anhand einer Next-Generation-Flow-Zytometrie zu Beginn der Studie und dann alle sechs Monate. Zusätzlich unterzogen sich die Teilnehmenden einer 18F-FDG PET/CT zu Studienbeginn und dann alle zwölf Monate. Darüber hinaus erfolgten Blut- und biochemische Analysen alle drei Monate, um das Ansprechen zu beurteilen.
Was sagen FDA und EMA zur MRD?
Im April 2024 gab es eine Zulassung von der FDA ODAC für die Nutzung der MRD-negativen Komplettremission als frühen Endpunkt für eine beschleunigte Medikamentenzulassung beim Multiplen Myelom, konstatierte Prof. Mateos. Im Juli 2025 zog die CHMP der EMA nach. „Die Anerkennung der MRD als Endpunkt ist ein Meilenstein in der Versorgung des Multiplen Myeloms.“
Die Referentin ist sich sicher: Die MRD-Bestimmung wird zum Teil der klinischen Routine werden. Zukünftige Studien sollen die Grundlage bilden, um personalisierte Therapiestrategien zu entwickeln, die die Heilung der Patient:innen vorantreiben.
15 Personen begannen erneut eine Lenalidomidtherapie
Von den 54 Patient:innen, die drei Jahre anhaltend MRD-negativ waren, waren 15 (28 %) nach einem medianen Follow-up von 3,4 Jahren wieder MRD-positiv geworden und hatten erneut mit einer Lenalidomidtherapie begonnen. Davon hatten acht ein zytogenetisch hohes Risiko. Die Konversion von MRD-negativ zu -positiv geschah nach median 30 Monaten. „Nur vier Patient:innen erlitten einen Krankheitsprogress“, berichtete der Referent. Von den restlichen 11, die erneut Lenalidomid erhielten, wurde eine Person wieder MRD-negativ, während zehn MRD-positiv blieben.
Die Rate des therapiefreien Überlebens – also der Zeit zwischen Beendigung der Erhaltungstherapie bis zur erneuten Behandlung, zum Progress oder Tod – betrug nach einem Jahr 94,4 % (59,2 % nach vier Jahren). Gemäß den Ergebnissen einer Landmarkanalyse waren 96,3 % und 86,6 % ein Jahr bzw. vier Jahre nach dem Ende der Erhaltungstherapie ohne Progress. Die PFS-Raten nach der erneut begonnenen Lenalidomidbehandlung betrugen 84,6 % nach einem Jahr und 33,8 % nach drei Jahren, so der Referent.
MRD als neuer Endpunkt für klinische Studien
Die Bedeutung der MRD wurde bereits in verschiedenen Studien bestätigt, erinnerte Prof. Dr. Dr. Maria-Victoria Mateos, Universität von Salamanca.2 So haben Patient:innen mit MRD-Negativität durchweg ein längeres PFS als MRD-positive Erkrankte – und das über verschiedene Therapien und Krankheitssettings hinweg.
Da sich das PFS mit neuen Optionen immer weiter verlängert, wird die MRD auch für Studiendesigns immer wichtiger. Denn um das PFS als primären Endpunkt zu analysieren, müsste eine Studie viele Jahre lang dauern. Dabei gibt es nachweislich eine Korrelation zwischen MRD und PFS/OS auf individueller Patient:innenebene. Die MRD lasse sich auch nutzen, um Therapien zu deeskalieren, so Prof. Mateos.
Quellen:
1. Malandrakis P. ESMO 2025; Abstract 1242O
2. Mateos MV. ESMO 2025; Vortrag „Measurable Residual Disease as a Surrogate Marker for Myeloma Outcomes“
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