
Nicht nur Lipidsenker, sondern auch Tumortherapeutika?

Statine blockieren ein für die Cholesterolsynthese entscheidendes Enzym in der Leber. Dieser Wirkmechanismus bildet die Grundlage für kardiovaskuläre Präventionsstrategien. Darüber hinaus zeichnete sich in verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen ab, dass Statine offenbar insbesondere bei mit ARPI* behandelten Prostatakarzinomen die Tumorprogression hemmen und das krebsspezifische Sterberisiko senken. Sowohl lipidsenkende als auch nichtlipidsenkende Mechanismen scheinen dabei eine Rolle zu spielen, berichten Wissenschaftler:innen um Dr. Soumyajit Roy, University Hospitals Seidman Cancer Center in Cleveland. Es wird angenommen, dass Statine unter anderem die Zellproliferation und -adhäsion sowie die Angiogenese hemmen und die Apoptose von Tumorzellen fördern.
Ob die Lipidsenker tatsächlich die Prognose von Prostatakarzinomerkrankten verbessern können und wie häufig dabei unerwünschte kardiale Ereignisse auftreten, untersuchten die Forschenden anhand der Daten von 2.187 Teilnehmenden (s. Kasten). Alle hatten eine ADT absolviert. Gemäß Randomisierung erhielten 1.288 Personen zusätzlich Apalutamid, 900 dagegen ein Placebo. Die Primäranalyse hatte in beiden Studien einen signifikanten Vorteil von Apalutamid hinsichtlich des Gesamtüberlebens ergeben.
SPARTAN und TITAN als Basis
1.148 Personen (medianes Alter 70 Jahre) litten an einem nichtmetastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom und hatten an der SPARTAN-Studie teilgenommen. Die übrigen 1.039 (medianes Alter 65 Jahre) waren an einem metastasierten hormonsensiblen Tumor erkrankt und in die TITAN-Studie eingeschlossen worden.
748 Erkrankte (34,2 %) hatten während der Behandlung mit der Studienmedikation zusätzlich Statine eingenommen. Sie waren im Vergleich zu den Nichtanwender:innen älter, wiesen einen höheren BMI auf, waren körperlich stärker eingeschränkt und litten häufiger an Begleiterkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Gefäßproblemen.
In der Gruppe der mit Apalutamid Behandelten ging die Statineinnahme mit einem um 42 % geringeren Sterberisiko einher (HR 0,58; 95%-KI 0,42–0,92). Der Überlebensvorteil bestand dabei sowohl im SPARTAN- (HR 0,54; 95%-KI 0,39–0,74) als auch im TITAN-Kollektiv (HR 0,53; 95%-KI 0,32–0,87). Die Placebogruppe profitierte dagegen bezüglich des OS nicht von Statinen. Im Apalutamid-Arm von SPARTAN und TITAN stellten die Forschenden im Vergleich zur jeweiligen Kontrolle eine signifikant höhere, bezüglich Störvariablen adjustierte Drei-Jahres-Gesamtüberlebensrate fest (86 % vs. 78 % bzw. 81 % vs. 67 %).
Unabhängig von der Gruppenzuteilung, also Apalutamid oder Placebo, erlitten die mit Statinen Behandelten allerdings häufiger dritt- oder höhergradige kardiale unerwünschte Ereignisse, geben die Forschenden abschließend zu bedenken. Dies sei jedoch vermutlich Ausdruck ihrer stärkeren kardiovaskulären Vorbelastung. In weiteren Studien müsse man die Ergebnisse nun überprüfen.
* Inhibitoren des Androgenrezeptor-Signalwegs
Quelle: Roy S et al. JAMA Netw Open 2025; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.27988
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