
NSCLC: Wann sich eine Chemoimmuntherapie eignet

Mehr Klarheit bezüglich des Nutzen-Risiko-Verhältnisses einer Chemoimmuntherapie beim NSCLC wollten Forschende um den Pharmakoepidemiologen Dr. James Heyward, Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, schaffen.1 Hierfür analysierten sie in einer retrospektiven Kohortenstudie die SEER*-Daten des National Cancer Institute von rund 17.700 Erkrankten. Diese hatten aufgrund ihres NSCLC entweder ausschließlich CPI oder eine ergänzende Chemotherapie erhalten. Betroffene waren mind. 66 Jahre alt, das durchschnittliche Alter betrug 74 Jahre.
Männer litten häufiger unter schweren Pneumonien
Knapp 14.300 Menschen erhielten ausschließlich eine Immuntherapie, rund 3.400 zusätzlich eine Chemotherapie. Während des medianen Follow-ups von 211 Tagen erhöhte sich in der Erstlinie unter der dualen Behandlung das Risiko für schwere immunassoziierte Nebenwirkungen (irAE) um 18 % im Vergleich zu alleinigen CPI. Dem gegenüber stand eine um 34 % reduzierte Mortalität – anders, als frühere Studien nahelegten. Patient:innen, die eine Kombination erhalten hatten, waren meist jünger und wiesen öfter eine fortgeschrittene Erkrankung bei Diagnosestellung auf im Vergleich zu denen, die ausschließlich CPI bekamen. In späteren Therapielinien ergaben sich weder Unterschiede hinsichtlich der genannten epidemiologischen Faktoren noch in puncto immunassoziierter Nebenwirkungen oder Mortalität.
Geeignet für Personen mit Autoimmunerkrankungen
Insbesondere Menschen mit zusätzlichen Autoimmunerkrankungen schienen von der Kombination in der Erstlinie zu profitieren, auch wenn sie häufiger schwere immunassoziierte Ereignisse entwickelten. Die Autor:innen vermuten, dass dies auf die aktivierten T-Zellen zurückzuführen sei. Sie betonen die Relevanz der Real-World-Daten, da Personen mit Komorbiditäten wie Autoimmunerkrankungen und Ältere oft aus Studien ausgeschlossen werden.
Für jedes dazugewonnene Lebensjahr errechneten die Forschenden ein Risiko für schwere irAE von 0,31. Das Alter beeinflusste das Nutzen-Risiko-Verhältnis nicht relevant. Grundsätzlich profitierten Frauen mehr als Männer von einer Chemoimmuntherapie in der Erstlinie; Männer entwickelten häufiger schwere irAE, insbesondere Pneumonien. Eine vorangegangene Radiatio oder OP wurde in der Studie nicht erfasst, obwohl erstere bekanntermaßen das Pneumonie-Risiko erhöhen kann. Auch weitere Faktoren, die die Ergebnisse beeinflusst haben könnten – wie Raucherstatus oder BMI – fanden keine Berücksichtigung.
In seinem Kommentar lobt Dr. Dr. Giannis Mountzios, Henry Dunant Hospital Center, Athen, die Studie.2 Gleichzeitig kritisiert er, dass viele Patient:innen bei Diagnosestellung jünger als 65 Jahre sind, in die Analyse jedoch erst Personen ab 66 Jahren einflossen. Im Alltag würde diese jüngere Kohorte häufiger Chemoimmuntherapien erhalten, u. a. da sie seltener Komorbiditäten und einen besseren Allgemeinzustand aufweise. Zudem würden Ältere oder Erkrankte in schlechter Verfassung i. d. R. ausschließich mit CPI behandelt – was die Studienergebnisse beeinflusst haben könnte.
Ergänzend führt er eine FDA-Metaanalyse an, laut welcher über 75-Jährige mit NSCLC und PD-L1 ≥ 50 % keinen Nutzen aus zusätzlicher Chemotherapie ziehen. Zudem hätte die Zulassung von Atezolizumab eine Mono-Immuntherapie für chemotherapieungeeignete Personen als Standard gesetzt. Einer anderen Studie zufolge sollten Nie-Rauchende hingegen die Kombination erhalten. esb
* Surveillance, Epidemiology and End Results
Quellen:
1. Heyward J et al. JAMA Oncol 2025; 8: e250985; DOI: 10.1001/jamaoncol.2025.0985
2. Mountzios G. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2025.0897
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