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Diabetesfachberufe Weiterbildung nach dem Baukastenprinzip

Autor: Antje Thiel

Zusätzliche Module können künftig leichter ergänzt werden. Zusätzliche Module können künftig leichter ergänzt werden. © AKrasov – stock.adobe.com
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Im kommenden Jahr verlässt die DDG in der Weiter­bildung von Diabetesfachberufen langjährige Strukturen zugunsten eines flexiblen modularen und inhaltlich vertiefenden Curriculums. Für dessen Entwicklung verantwortlich war der ­Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung.  

Die letzte Aktualisierung des Curriculums ist über zehn Jahre her. Seither hat sich die Diabetologie weiterentwickelt, und auch die Anforderungen an Diabetesfachkräfte haben sich verändert“, erklärt Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Vorsitzender des Ausschusses „Qualitätssicherung, Schulung & Weiterbildung“ (QSW) der DDG. So ist etwa die Therapie des Typ-2-Diabetes deutlich komplexer geworden. Auch Digitalisierung und Fortschritte in der Diabetestechnologie haben die Arbeit von Diabetesfachkräften beeinflusst. 

Erweiterung der Weiterbildung zur Diabetesassistent*in 

Die starre Aufteilung in Diabetes­assistent*innen, die in erster Linie Menschen mit Typ-2-Diabetes begleiten, und Diabetesberater*innen, die vorrangig mit Menschen mit Typ-1-Diabetes arbeiten, gilt ebenfalls als überholt. Deshalb wurde die Weiterbildung „Diabetesassistent*in DDG“ um die Schwerpunkte Typ-1-Diabetes und Gestationsdiabetes bei Patient*innen mit stabiler Stoffwechsellage erweitert. Darin enthalten sind künftig 160 Stunden praktischer Bezug sowie 200 Stunden theoretischer Unterricht

Neu ist, dass alle Teilnehmenden der nun unter dem Begriff Diabetes­edukatin zusammengefassten Kurse gemeinsam mit den Modulen 1 bis 3 starten und die Qualifikation zum*zur Diabetesassistent*in erhalten. Mit Modul 4 startet die Aufbauqualifikation zur „Diabetesberater*in DDG“: Die Weiterbildung bleibt im Umfang fast gleich und setzt sich zusammen aus 520 Stunden Theorie/560 Stunden Praxis. Zusätzlich wurden die Themen Digitalisierung, Diabetestechnologie und Telemedizin aufgenommen. Ab 2024 ist die Weiterbildung in acht Modulen strukturiert (s. Kasten), die als „Blended Learning“ (Kombination aus Präsenz- und Online-Schulung) absolviert werden können.

Diabetesedukation DDG: die neuen Module im Überblick

Die nächste Generation der Diabetesfachkräfte wird eine gemeinsame Weiterbildung durchlaufen, auf die sie je nach angestrebtem Abschluss flexibel aufbauen können. Nach den ersten drei Pflichtmodulen 

  1. medizinisch-diabetologische Grundlagen,  
  2. Kommunikations- und Schulungskompetenz (Teil 1) 
  3. diabetologischer Versorgungsprozess (Teil 1) – ist der Abschluss als Diabetesassistent*in DDG möglich. Wer sich zur Diabetesberater*in weiterqualifizieren möchte, belegt darauf aufbauend vier weitere Pflichtmodule oder bucht gleich den kompletten Kurs bis zur Beraterin: 
  4. diabetologischer Versorgungsprozess (Teil 2),  
  5. Kommunikations- und Schulungskompetenz (Teil 2) 
  6. Grundlagen der Beratungskompetenz, 
  7. Digitalisierung und Telemedizin in der Diabetesedukation sowie eines von zwei Wahlpflichtmodulen:
    - Kinder und Jugendliche mit diabetischer Stoffwechsellage oder 
    - Ältere und hochbetagte Menschen mit diabetischer Stoffwechsellage.

Geplant ist, für fertig ausgebildete Diabe­tesberater*​innen ein Weiterbildungskonzept zum Diabetescoach DDG zu entwickeln. Für ausgewählte Gesundheitsfachberufe ist bereits jetzt die Zusatzqualifikation als Wundassistent*in DDG bzw. Adipositasberater*in DAG-DDG möglich.

Ein wichtiger Grund für die Neustrukturierung des Curriculums sind die veränderten Rahmenbedingungen für Gesundheitsfachberufe, etwa durch das Pflegeberufereformgesetz und die Einführung „Standardisierter Module zum Erwerb erweiterter Kompetenzen zur Ausübung heilkundlicher Aufgaben“ in die Pflegeausbildung. „Um eine Gleichwertigkeit mit anderen reglementierten Gesundheitsberufen herzustellen, haben wir uns bei der Konzeption unseres neuen Curriculums auch daran orientiert“, berichtet Kathrin Boehm, berufsfachliche Leitung für die Weiterbildung an der Diabetes Akademie Bad Mergentheim.

Sie bildete gemeinsam mit Angelika Deml, Bildungsreferentin an der Katholischen Akademie Regensburg, Ethel Narbei, Leiterin des Bildungszentrums am Helios Klinikum Gifhorn, Dr. Rebekka Epsch und Susa Schmidt-Kubeneck von der DDG Geschäftsstelle sowie Prof. Müller-Wieland die Steuerungsgruppe des Ausschusses QSW. Die drei Weiterbildungsexpertinnen entwickelten das Curriculum mit dem Team der Weiterbildungsstätten und stimmten die einzelnen Module in einem zweijährigen Prozess regelmäßig mit dem Ausschuss ab. 

Überfällige Preiserhöhung schreckt niemanden ab

Anfänglich gab es Bedenken, dass die Diabeteseinrichtungen die unausweichliche Preiserhöhung infolge Kostensteigerungen und einer überfälligen Erhöhung der Referentenhonorare nicht mittragen würden. Die bisherigen Anmeldezahlen für die Kurse in 2024 zeigen aber, dass die Sorge unbegründet war. Insbesondere das Wahlmodul Pädiatrie ist nach Auskunft der DDG-Geschäftsstelle sehr stark nachgefragt.

Das durchlässige modulare System hat für alle Beteiligten etliche Vorteile. So sind angehende Diabetesassistent*innen und Diabetesberater*innen künftig nicht zwingend an eine einzige Lehreinrichtung gebunden, sondern können im Verlauf der Weiterbildung zwischen verschiedenen Weiterbildungsstätten wechseln. Denn grundsätzlich werden überall alle Module angeboten. Die Weiterbildungsstätten können sich vernetzen und – insbesondere bei ihren Online-Angeboten – gemeinsame Kurse anbieten. „Außerdem bietet die Modularisierung die Option, die Weiterbildung künftig bei Bedarf um weitere Module zu erweitern“, betont Prof. Müller-Wieland.

Diabeteseinrichtungen wiederum profitieren davon, dass ihre Mitarbeiter*innen bereits nach drei Modulen mit der Diabetesassistenz einen abrechnungsfähigen Abschluss haben. Bereits qualifizierte Diabetesberatende können die Wahlpflichmodule auch als Fortbildungsmöglichkeit nutzen, die Module sind durch den VDBD zertifiziert.

Wichtig: Leitlinien, Praxisbezug – und neue Medien

Inhaltlich orientiert sich die neustrukturierte Weiterbildung an den aktuellen Leitlinien. Der neue Lehrplan enthält sowohl theoretische als auch praxisbezogene Anpassungen. „Junge Menschen lernen heute anders als früher. Außerdem wünschten sich insbesondere die Praxen einen stärkeren Bezug zu ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld“, sagt Boehm. Auch Beratung und Aufklärung über neue Medien und diabetologische Technik stehen auf dem Lehrplan: „Es gibt nun etwa eine Modulprüfung, in der ein fünfminütiges Video zu einem Technikthema erstellt werden soll. Solche Videos lassen sich in den sozialen Medien ebenso wie in Schulungen einsetzen.“ Der neue Technik- und Digitalisierungsschwerpunkt erhöht zudem die Digitalkompetenz der Teilnehmenden selbst.

Die DDG verspricht sich von der Reform des Curriculums eine Profilschärfung, Aufwertung und Sichtbarmachung des Berufsbilds. „Doch in allererster Linie geht es uns darum, die Versorgung zu verbessern und dafür zu sorgen, dass Menschen mit Diabetes in allen Lebenslagen angemessen betreut werden“, so Prof. Müller-Wieland. Interessierte können sich schon jetzt für die Kurse nach neuem Curriculum anmelden.

Weitere Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten gibt es unter ddg.info/diabetesedukation 

Alle Weiterbildungskurse finden sich zudem in jeder Ausgabe der diabetes zeitung.

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