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Medizinstudium Arbeiten im Team, moderne Praxisausstattung und gute Infrastruktur können den Nachwuchs locken

Niederlassung und Kooperation Autor: Dr. Ingolf Dürr

Mehr als zwei Drittel der Medizinstudierenden wären einer Niederlassung gegenüber nicht abgeneigt. Mehr als zwei Drittel der Medizinstudierenden wären einer Niederlassung gegenüber nicht abgeneigt. © Drazen – stock.adobe.com
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Oft heißt es, junge Ärzte hätten keine Lust, sich in eigener Praxis niederzulassen. Unter bestimmten Voraussetzungen wären Medizinstudierende aber doch interessiert, so eine Umfrage.

Um die 70 % der Studierenden der Humanmedizin können sich eine künftige Niederlassung vorstellen. Das ist einer aktuellen Erhebung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) zu entnehmen. 

Demnach planen vor allem männliche Studierende (79 %) eine Praxisgründung, bei Frauen sind es zwei Drittel (66 %). 22 % der weiblichen Befragten sind noch unentschlossen und lediglich 12 % sagen nein zur Niederlassung. Bei Männern lehnen 13 % eine eigene Arztpraxis ab und die restlichen 8 % lassen sich diese berufliche Option offen. In Anbetracht des wachsenden Ärztemangels fallen diese Ergebnisse überraschend positiv aus. Denn die angehenden Mediziner werden für die wohnortnahe ambulante Versorgung dringend benötigt.

Allerdings ist die Niederlassungsbereitschaft der Studierenden an Bedingungen geknüpft. So gaben die Befragten an, dass für eine potenzielle Praxisgründung oder -übernahme zumindest zwei Voraussetzungen stimmen müssen: Zum einen muss es eine begründete Aussicht auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance geben, zum anderen sollten die wirtschaftlichen und personellen Ausgangsbedingungen der zu übernehmenden Praxis zufriedenstellend sein.

Die große Mehrheit will Zeit für Familie und Freunde

Welche Faktoren sind es letztlich, die eine Niederlassung für die Medizinstudierenden attraktiv machen? Auch das wurde im Detail erfragt. Ganz oben steht die erwähnte Work-Life-Balance. Konkret bedeutet das für die Befragten vor allem Zeit mit Familie und Freunden (90 %), freie Wochenenden (75 %) und flexible Gestaltung der Arbeitszeiten (69 %). Um sich Freizeit zu ermöglichen, wären die befragten Studierenden auch nicht abgeneigt, einfache medizinische Tätigkeiten sowie Verwaltungsaufgaben zu delegieren: Über 90 % können sich das vorstellen. Eine ebenso wichtige Rolle bei der Entscheidung zur Niederlassung spielen wirtschaftliche und praxisorganisatorische Aspekte – im Grunde also der Zustand der zu übernehmenden Praxis. 

So geben 98 % der Befragten an, dass für sie das Vorhandensein von qualifiziertem Personal ganz oben auf der Wunschliste steht. Für 92 % ist es wichtig, dass die Praxisabläufe reibungsfrei funktionieren.

Auch eine Landarztpraxis ist kein No-Go

Nicht verwunderlich ist, dass die technische Ausstattung der zu übernehmenden Praxis für viele ausschlaggebend sein kann. Auch neue bzw. gut erhaltene Geräte sollten in der Praxis vorhanden sein, wünschen sich 84 % der Medizinstudierenden. Fast ebenso viele (83 %) legen Wert auf einen hohen Digitalisierungsgrad.

Nicht ganz unwichtig, aber doch etwas in den Hintergrund gerückt ist die geografische Lage der Praxis. Sie ist lediglich für 65 % der Befragten ein relevantes Entscheidungskriterium. Speziell nach der Niederlassung in einer ländlichen Region gefragt, lehnen lediglich 7 % der Befragten diese kategorisch ab – für alle anderen stellen die Nähe zu einer größeren Stadt und eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln die zwei wichtigsten Bedingungen dar, um aufs Land zu gehen. Die Ergebnisse bestätigen erneut, dass gute Versorgung auf dem Land eng mit guter Infrastruktur zusammenhängt.

Die Praxis sollte nicht allzu angestaubt sein

Niedergelassene, die ihre Praxis in absehbarer Zeit abgeben wollen, können aus der Befragung zumindest einen nützlichen Rückschluss ziehen, so die Apobank. So liefere sie gute Gründe, die Praxis, und somit ein Lebenswerk, bis zur geplanten Übergabe auf dem neuesten Stand zu halten. Das hat man ja als Praxisinhaber noch einigermaßen selbst in der Hand. Weniger Einfluss hat man hingegen auf die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen wie Budgetierung und Bürokratielast, die viele Medizinstudierende von einer Niederlassung abhalten können.

Als hilfreich empfänden übrigens 90 % der Befragten, wenn sie bereits während ihres Studiums auf eine mögliche Niederlassung vorbereitet würden. Inhaltlich sollte es vor allem um rechtliche, unternehmerische oder steuerliche Aspekte der Selbstständigkeit gehen sowie um Informationen zu Niederlassungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Auch eine finanzielle Unterstützung sehen 94 % der Befragten als möglichen Anreiz, sich eher für die Niederlassung mit einer eigenen Praxis zu entscheiden. 

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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