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Onko-Nurse und App Sachsenweites Projekt erprobt bessere Versorgung nach Stammzelltransplantation

Niederlassung und Kooperation Autor: Cornelia Kolbeck

Aufgrund möglicher Komplikationen hat
die Nachsorge in der Krebstherapie einen hohen Stellenwert. Aufgrund möglicher Komplikationen hat die Nachsorge in der Krebstherapie einen hohen Stellenwert. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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SPIZ nennt sich ein Projekt, mit dem alle sächsischen hämato-onkologischen Zentren und ihre Partner gemeinsam erforschen, wie Patientinnen und Patienten mit Stammzelltransplantation oder CAR-T-Zell-Therapie kosteneffizient eine optimale Nachsorge angeboten werden kann. 

SPIZ ist die Kurzform für Sektorenübergreifende Versorgung von Patient:innen mit hämatologischen Erkrankungen nach innovativer Zelltherapie. Seit März 2021 fördert der Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss dieses Projekt. Im Fokus stehen die möglichen Vorteile eines  innovativen Nachsorgeprogramms, welches in Zusammenarbeit mit Patientenschaft, Selbsthilfe und Pflege entwickelt wurde. Für die dreijährige Projektzeit stehen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. 

Bisher werden allogene Stammzelltransplantationen in Sachsen an den drei am Projekt beteiligten hämato-onkologischen Zentren durchgeführt, die Uniklinika Dresden und Leipzig sind zudem sachsenweit die einzigen CAR-T-Zell-Therapie-Zentren. Damit ergibt sich ein Einzugsgebiet von bis zu 200 Kilometern Entfernung, was regelmäßige ambulante Vorstellungen in der Nachsorge erschwert.

Ziel der Projektbeteiligten ist deshalb, dass allen Betroffenen in Sachsen, auch jenen im ländlichen Raum, optimale Nachsorge ermög­licht wird. „In Studien sind die Ergebnisse der innovativen Zelltherapien deutlich besser als in der Routineversorgung, was nicht zuletzt an einer effektiven Nachsorge liegen dürfte“, erklärt dazu Prof. Martin Bornhäuser, Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Dresden und Mitglied im geschäftsführenden Direktorium des Nationalen Centrums für Tumor­erkrankungen Dresden (NCT/UCC). 

Onko-Nurse wird über Hausbesuche eingebunden

In das Projekt eingeschlossen werden 302 Patientinnen und Patienten aus den drei beteiligten sächsischen Zentren. Nach dem Zufallsprinzip erhält die Hälfte von ihnen eine intensivierte Nachsorge, die andere Hälfte wird wie bisher mittels regelmäßiger ambulanter Vorstellungen über die entsprechende Hochschulambulanz und bei niedergelassenen Fachärzten versorgt.

Erprobt wird konkret, wie sich ambulante Konsultationen durch Video-Sprechstunden ergänzen lassen, um eine schnelle Abklärung von Symptomen zu ermöglichen und lange Anfahrtswege zu reduzieren. Zudem wird eine „Onko-Nurse“ eingesetzt, die in regelmäßigen Abständen bei Hausbesuchen den Zustand der Betroffenen vor Ort beurteilt, Blut abnimmt, Angehörige berät und den Unterstützungsbedarf im häuslichen Umfeld einschätzt. In einer App sollen Patientinnen und Patienten außerdem kontinuierlich Symptome und weitere wichtige Parameter dokumentieren. An fünf Tagen pro Woche werden die Daten dann von onkologischen Fachpflegekräften ausgelesen und bei Auffälligkeiten dem ärztlichen Personal vorgelegt. 

Weitere Akteuere werden über regelmäßige Online-Fallkonferenzen eingebunden. Gedacht ist dabei an die Bereiche Sozialarbeit und Psychoonkologie, an niedergelassene Ärzt:innen und onkologische Zentren. Unterstützung für Patientinnen und Patienten bieten speziell geschulte Case-Managerinnen und -Manager, die zudem alle Termine sowie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren koordinieren.

Konsortialpartner im Projekt sind auch die Krankenkasse AOK PLUS und der Verein zur Qualitätssicherung in der hämatologischen Diagnostik (QHD e. V.). Die Niedergelassenen Onkologen Sachsen (NIO), das Zukunftscluster SaxoCell, das Nationale Centrum für Tumor­erkrankungen Dresden (NCT/UCC), Patientenvertreterinnen und -vertreter des NCT/UCC, die Deutsche Leukämie- und Lymphomhilfe und das Freiburger Projekt SMILe ICM sind ebenfalls eingebunden. Maßgeblich beteiligt sind außerdem das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung der Hochschulmedizin Dresden und das Institut für Medizinische Informatik und Biometrie der TU Dresden.

Gehofft wird auf Übernahme in die Regelversorgung

Wie die Akteure in einer Pressemitteilung erläutern, hat die innovative Zelltherapien bei Patient:innen mit Blut- oder Lymphdrüsenkrebs in den vergangenen Jahren zu deutlich verbesserten Heilungschancen geführt. Allerdings liege die Sterblichkeit nach einer Transplantation allogener (fremder) Blutstammzellen oder nach einer Immuntherapie mit genetisch veränderten CAR-T-Zellen bei bis zu 50 %. Hierbei spielten potenziell lebensbedrohliche Komplikationen wie Infektionen, Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion und Rückfälle der Krebserkrankung eine wesentliche Rolle. Durch deren frühe Erfassung und Behandlung ließe sich ein schwerer Verlauf häufig vermeiden, heißt es. 

„Wir erwarten, dass aufgrund der verbesserten Nachsorge weniger notfallmäßige Krankenhauseinweisungen erfolgen, die mit erheblichen Kosten verbunden sind“, sagt Dr. Jan Moritz Middeke von der Medizinischen Klinik I des Uniklinikums Dresden. Die Beteiligen gehen von diversen Einsparungen aus, auch durch wegfallende Krankentransporte. Die im Projekt vorgeschlagene Versorgungsform wird, so ihre Hoffnung, in die Regelversorgung der Krankenversicherungen überführt werden können.

Quelle: Information ICT/UCC und G-BA

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