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Post-COVID Wer soll Betroffene versorgen?

Niederlassung und Kooperation Autor: Lara Sommer

Fünf interdisziplinäre Ambulanzen zur Behandlung von Long-COVID werden bald in Rheinland-Pfalz eröffnet – in Koblenz, Trier, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Mainz. Fünf interdisziplinäre Ambulanzen zur Behandlung von Long-COVID werden bald in Rheinland-Pfalz eröffnet – in Koblenz, Trier, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Mainz. © freshidea – stock.adobe.com
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Ab dem Sommer sollen in Rheinland-Pfalz fünf interdisziplinäre Ambulanzen Menschen mit Covid-Langzeitfolgen betreuen. Der Ansatz stößt nicht überall auf Zustimmung: Die DEGAM warnt sogar davor, falsche Hoffnungen in solche Einrichtungen zu setzen.

Bezüglich der Frage spezialisierter Ambulanzen für Post-Covid-Betroffene warnt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) davor, diese Strukturen zum jetzigen Zeitpunkt flächendeckend aufzubauen.1 „Spezialisierte Ambulanzen können nur dann helfen, wenn sie etwas anbieten können, das verfügbar und nachweislich wirksam ist“, mahnt Prof. Dr. ­Martin ­Scherer, Präsident der DGAM, und fürchtet falsche Versprechungen. Es fehle an einheitlichen Diagnosekriterien und evidenzbasierten Therapieoptionen. Auch bestünden Unterschiede zwischen Long-Covid, Post-Covid und ME/CFS, der Forschungsbedarf in diesem Bereich sei noch groß. Statt auf Ambulanzen zu setzen, betont Prof. Scherer die Rolle der Hausärzte in der Versorgung der Betroffenen „Wir müssen die hausärztliche Versorgungsebene so stärken, dass Post-Covid- und ME/CFS-Patientinnen und -Patienten in der Fläche bestmöglich begleitet werden können.“

Während auf Bundesebene noch über die Versorgungsstrukturen diskutiert wird, sollen in Rheinland-Pfalz bis zum Sommer fünf sogenannte Ankerzentren entstehen.2 Geplant ist, dass dort Allgemeinmediziner in Zusammenarbeit mit Pneumologen oder Kardiologen Menschen mit Covid-Langzeitfolgen ambulant betreuen. Zugleich sollen die Hausärzte weiterhin als erste Ansprechpartner der Betroffenen und als Lotsen fungieren. Eine Einrichtung in Koblenz nahm bereits 2022 den Betrieb auf, weitere geplante Standorte liegen in Trier, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Mainz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung unterstützt jedes Zentrum mit 50.000 Euro. 

Dennoch kritisiert die KV Rheinland-Pfalz, diese Finanzierung reiche nicht aus.3 Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Bartels äußert auch Bedenken bezüglich der Personalsituation: „Wir wehren uns nicht, Ankerzentren zu Long-Covid zu entwickeln, die Ärzte dafür müssen wir aber erstmal finden.“ Er kann sich am ehesten vorstellen, diese Ambulanzen an Kliniken wie der Universitätsmedizin Mainz anzusiedeln. Sinnvoll sei ein Netzwerk, auf das Allgemeinmediziner für die Betreuung zurückgreifen können.

Medical-Tribune-Bericht

Quellen:
1. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familiemmedizin
2. „Runder Tisch Post-Covid“ des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, 12.04.2023 
3. Pressegespräch der KV Rheinland-Pfalz am 27.04.2023

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