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Ausgeschlagene Zähne, zerrissenes Trommelfell, Brüche des Mittelgesichts

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Cornelia Kolbeck

Zehntausende suchen jährlich Rat beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Zehntausende suchen jährlich Rat beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". © thinkstock
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Ein blau unterlaufenes Auge und Blutergüsse an den Armen können Anzeichen für eine Körperverletzung sein, vielleicht begangen durch den Ehemann oder andere Familienangehörige. Doch selbst darauf angesprochen, wehren Frauen ab. Helfen kann hier der Rat, sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" zu wenden.

Das Hilfetelefon besteht jetzt seit drei Jahren. Mehr als 72 000 Mal haben die Mitarbeiter Betroffenen geholfen. Die Statistik für 2015 zeigt, dass die Mitarbeiter im vergangenen Jahr in 27 000 Fällen beraten haben. Hilfe suchten vorwiegend Frauen (96 %), aber auch Männer (2 %) sowie einige wenige Trans- und Intersexuelle.

Zu den Anrufern gehören auch Polizisten und Ärzte

Angerufen haben nicht nur Betroffene selbst, sondern auch Eltern, Kollegen, Nachbarn, Bekannte (20 %). Sie berichteten oft, dass sich die betroffene Person zurückzieht, und es herrschte Unsicherheit, wie am besten Unterstützung geleistet werden kann. Fachkräfte, die sich ans Hilfetelefon wandten, waren in erster Linie Polizisten (25 %) sowie Mitarbeiter anderer Beratungseinrichtungen. Aber auch Angehörige des Gesundheitswesens (15 %) fragten nach, darunter Allgemeinärzte und Gynäkologen, die Auffälligkeiten sahen, jedoch die Frauen sich nicht öffneten und die Ärzte nicht wussten, wie sie dennoch helfen können.

Hilfe gibt es rund um die Uhr

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist bundesweit rund um die Uhr und kostenfrei erreichbar. Auch eine Online-Beratung und der Chat sind möglich. Bei Bedarf kann innerhalb einer Minute eine Dolmetscherin für 15 Sprachen zu den Beratungen hinzugeschaltet werden. www.hilfetelefon.de

In 15 % der Fälle bestand eine akute Gefahr

In rund 15 % der Fälle befand sich die beim Hilfetelefon anrufende Person in akuter Gefahr. In jedem zweiten Fall betraf es das häusliche Umfeld bzw. die Gewalt in Paar­beziehungen. 96 % der Täter waren männlich. Da der Kontakt der Berater zur Polizei eng ist, können die Mitarbeiter direkte Hilfe anfordern.

81,8 % der Opfer bei Gewalt zwischen Paaren sind Frauen

127 457 Opfer von Partnerschaftsgewalt registrierte das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr. Dabei waren 71,6 % der Tatverdächtigen deutsche Staatsangehörige.Konkret wurden 415 Personen ermordet oder totgeschlagen, knapp die Hälfte davon Frauen.81 394 Personen wurden Opfer einer vorsätzlichen einfachen Körperverletzung. 76 Menschen wurden schwer körperlich verletzt. Sechs Mal führte die Körperverletzung zum Tod. Gezählt wurden zudem 2436 Mal Vergewaltigungen/sexuelle Nötigungen, 18 300 Fälle von Bedrohung sowie 8776 Stalking-Fälle.Bei Mord und Totschlag war in jedem zweiten Fall der Ehepartner das Opfer.
Bei ehemaligen Partnern dominierte Stalking (87,9  %) und Bedrohung (54,8 %).81,8 % aller Opfer bei Partnerschaftsgewalt waren Frauen. Allerdings stieg auch die Zahl männlicher Opfer, von 16,5 % 2012 auf 18,2 % im vergangenen Jahr. Das Bundeskriminalamt verweist darauf, dass es sich bei den Zahlen nur um Hellfelddaten handelt. Die tatsächliche Entwicklung im Bereich partnerschaftlicher Gewalt lasse sich mit diesen Daten kaum darstellen.

Quelle: Bericht des Bundeskriminalamtes

Das Spektrum der körperlichen Verletzungen ist breit. Es reicht, wie Dr. Saskia Etzold, Leiterin der Gewaltschutzambulanz der Berliner Charité, anlässlich des Aktionstages "Keine Gewalt gegen Frauen" in der Berliner Abendschau erklärte, von blauen Flecken bis zu lebensbedrohlichen Verletzungen, darunter ausgeschlagene Zähne, zerrissene Trommelfelle, Rippenbrüche und Brüche des Mittelgesichts. Häusliche Gewalt äußert sich jedoch nicht nur in physischen Angriffen, sie beinhaltet auch sexualisierte, ökonomische und psychische Gewalt, einschließlich Stalking, Mobbing und Gewalt im Namen der "Ehre".

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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