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Gewalt auf dem Schulhof macht reif für die Psychiatrie

Autor: abr

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Ob Täter, Opfer oder beides – Schikanen im Kindesalter begünstigen spätere psychopathologische Auffälligkeiten. Das ist das Ergebnis einer finnischen Studie.

Mediziner untersuchten den Zusammenhang an rund 5000 Kindern, die sie bis zum Alter von 24 Jahren nachbeobachteten. Als die Kinder acht Jahre alt waren wurden sie selbst sowie Eltern und Lehrer gefragt, ob die Schüler tyrannisierendes Verhalten an den Tag legten oder Opfer desselben waren. 6 % der Jungs waren danach als reine Täter einzustufen, genauso viele als pure Opfer und knapp 3 % zählten zu beiden Kategorien gleichzeitig. Nur ein verschwindend geringer Teil der Mädchen trat als Aggressor auf, 3,6 % von ihnen waren aber häufigen Attacken ausgesetzt.

Der Status „weiblich und leidtragend“ erhöhte das Risiko für eine spätere psychiatrische Behandlung und den Gebrauch von Psychopharmaka erheblich, schreiben Dr.
Andre Sourander vom Regionalcenter für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Tromsö und Kollegen in den „Archives of General Psychiatry“.

Für Jungs zeigte sich die gemischte Täter-Opfer-Rolle als besonders gefährlich. Teilnehmer dieser Gruppe nahmen später verstärkt Medikamente und landeten in psychiatrischen Kliniken. Pure Angreifer dagegen griffen zwar häufiger zu Antidepressiva und angstlösenden Medikamenten, tauchten aber nicht vermehrt in Krankenhäusern auf. Nach diesen Ergebnissen raten die Autoren dazu, Schikanen im Kindesalter als Risikofaktor für spätere psychische Auffälligkeiten zu betrachten. Möglicherweise hilft es auch, entsprechende medizinische Dienste im schulischen Bereich zu integrieren.

Andre Sourander et al., Arch Gen Psychiatry 2009; 66: 1005–1012

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