
Podcast MFA-Avatar am Empfang? Eine Hausärztin erklärt, wie KI Praxen entlasten kann

Nach einer langen Runde von Hausbesuchen oder Pflegeheimvisiten alle Befunde zu dokumentieren, dauere etliche Stunden, konstatiert die hausärztliche Internistin Dr. Irmgard Landgraf in einer neuen Folge des Podcasts O-Ton Innere Medizin. Doch sie sieht Hilfe am Horizont: Zwei große PVS-Hersteller arbeiteten derzeit an KI-gestützten Assistenten, die diese Aufgabe übernehmen könnten, berichtet die Ärztin. „Wir würden dann mit einem Mikrofon in den Hausbesuch gehen.“ Das Gespräch und die Befunde würden aufgezeichnet, bei der Rückkehr liege bereits ein strukturierter, standardisierter Eintrag im Praxisverwaltungssystem vor. Die Ärztin oder der Arzt prüft nur noch, ob alles vollständig ist.
Noch drängender als der hohe Dokumentationsaufwand ist für viele Praxen der Mangel an qualifiziertem Personal. Auch für dieses Problem biete KI Unterstützung, schildert Dr. Landgraf. So könne ein „MFA-Avatar“ in einem diskreten Bereich der Praxis administrative Routineaufgaben übernehmen: Termine für Vorsorgeuntersuchungen vergeben, an Impfungen erinnern oder Folgerezepte organisieren. Bildlich könne man sich das z. B. als eine Kabine vorstellen, in die Patientinnen und Patienten eintreten. Menschliche MFA sollen dadurch nicht ersetzt werden, sondern für anspruchsvollere Tätigkeiten freigespielt. „Die sind dann diejenigen, die das EKG schreiben, die die Blutabnahme machen, die den Verband wechseln“, beschreibt Dr. Landgraf die angestrebte Arbeitsteilung.
Derzeit ist der Avatar noch innerhalb der AG Hausärztliche Internistinnen und Internisten der DGIM* in Planung. Man prüfe, was gebraucht wird und wer bei der Entwicklung unterstützen kann. Auch MFA sollten in den Prozess einbezogen werden, meint Dr. Landgraf.
Ärzteschaft muss KI-Lösungen mitgestalten
Die erfolgreiche Integration von Künstlicher Intelligenz in den Praxisalltag hängt für die Internistin grundsätzlich von der Berücksichtigung der realen Bedarfe ab. „Wir als Ärztinnen und Ärzte müssen uns dabei einbringen, was KI wie zu machen hat.“ Nur so könne sichergestellt werden, dass am Ende anwenderorientierte Lösungen entstehen, die den Namen „Entlastung“ auch wirklich verdienen. Es gebe jetzt schon zu viel schlecht umgesetzte Digitalisierung in den Praxen.
Das Stimmungsbild in der Ärzteschaft hinsichtlich KI nimmt die Hausärztin gemischt wahr. Für viele sei sie potenziell ein sinnvolles Entlastungsinstrument bei Organisatorischem und auch eine mögliche Unterstützung bei Untersuchungen, etwa Hautscreenings. Allerdings müsse die ärztliche Entscheidungshoheit unberührt bleiben und Datenschutz sowie Verantwortlichkeiten klar geregelt sein. Welche Rolle KI bei der Diagnostik seltener Erkrankungen spielen könnte und warum sie auch ein Anreiz gegen den Ärztemangel sein kann, sind weitere Themen in der Folge des Podcasts.
* Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
Quelle: Medical-Tribune-Bericht
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