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Mit Teesieb, Bällen und Pinseln zum Patientenflüsterer werden

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Anke Thomas, Foto: Thinkstock

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Damit die Therapietreue von Patienten verbessert wird, gibt Kommunikationsprofi Oliver Keifert "merk"-"würdige" Tipps.

Eine gute Compliance zu erreichen ist ein Ziel von Praxisteams, bei dem häufig ausgerechnet die Patienten nicht mitspielen. Wissen die denn nicht, was gut für sie ist?

Doch durchaus, meint Referent Keifert auf dem MFA-Workshop "Sprechen Sie schon `Patientisch´? Mit Methode zu mehr Therapieerfolg" beim 50. Ärztekongresses der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg.

 

Gute Vorsätze in die Tat umzusetzen, ist mitunter aber gar nicht so einfach, das hat fast jeder schon am eigenen Leib feststellen müssen. Mangelnde Therapietreue ist also normal und Praxisteams, die sich diesen Umstand bewusst machen, können Patienten vielleicht auch ein bisschen besser verzeihen und mehr Verständnis entgegenbringen.

Compliance beinhaltet den erhobenen Zeigefinger

Überhaupt rät Kommunikationsexperte Keifert, sich von dem Begriff "Compliance" zu verabschieden und sich eher der "Adhärenz" zuzuwenden.

Denn Compliance beinhaltet zwar auch Therapietreue, fordert aber zudem die eher einseitige Gefügigkeit des Patienten, der den Anweisungen des Praxisteams bzw. des Arztes Folge zu leisten hat. Und wer lässt sich schon gerne bevormunden oder zurechtweisen?

 

Adhärenz hingegen, so führt Keifert weiter aus, geht von einem Therapiebündnis zwischen Patient und dem Praxisteam aus. Dieser feine Unterschied äußert sich z.B. darin, dass sich auch die MFA immer wieder hinterfragen sollte: Habe ich so kommuniziert, dass es der Patient verstehen kann?

Was Keifert damit meint, führt er an dem folgenden Beispiel vor: Ein Patient soll Urin abgeben und erhält von der MFA einen Becher, den er befüllen soll. Das tut er auch, und zwar randvoll. Wenn der (ältere) Patient dann mit dem Becher vorsichtig zum Labor schreitet, zuckt so manche MFA beim Anblick zusammen.

Dass auch der halbe Becher gereicht hätte, wird dem Patienten häufig nicht mitgeteilt.

Solche Szenen könnten verhindert werden, meint Keifert, wenn z.B. jeder Becher vor der Abgabe mit einem Strich versehen wird und dazu erklärt wird: Bitte bis maximal zur Markierung.

Visuelle Erläuterungen lassen sich grundsätzlich viel besser merken als rein wörtliche Ausführungen. Hier können MFAs und Ärzte vieles mit einfachen Mitteln umsetzen, damit der Patient die Wichtigkeit einer Therapie versteht.

Und dann holt der Kommunikationsprofi drei unterschiedlich abgenutzte Pinsel heraus, die COPD-Patienten die Raucherentwöhnung näherbringen sollen: Der neue Pinsel mit den langen Borsten soll das Flimmerepithel eines Gesunden darstellen, die mittellangen Pinselhaare stehen für eine schon beschädigte Lunge, bei den abgenutzten ist der Schutz dahin.

Für Diabetiker zaubert Keifert ein Teesieb heraus, mit dem die Funktion der Niere erklärt werden kann.

 

"Stecken Sie mal diesen Tischtennisball in die Hosentasche", fordert Keifert eine MFA aus dem Publikum auf.

Das geht prima, der kleine Ball verschwindet und stört kaum. Beim zweiten, größeren Tennisball wird es schon unangenehmer für die MFA, der Ball drückt. Der dritte Wasserball jedoch stellt ein unlösbares Problem für die Hosentasche dar.

Mit den drei Bällen lässt sich gut veranschaulichen, erklärt Keifert, wie wichtig eine frühe Therapie bzw. die Einnahme der Medikamente ist. Wenn solch einfache, preisgünstige Mittel zum Einsatz kommen, sind Patienten zuerst überrascht, doch "Merk"-"würdiges" lässt sich einfacher behalten.

Motivationen aus Biografien herauslesen

Keifert rät, sich kommunikativ positiven Sichtweisen zu nähern. Wird dem Patienten gesagt: "Wenn du das nicht tust, wirst du sterben", kommt das nicht an. Bei negativen Aussagen ist es menschlich, innerlich Gegenargumente zu sammeln und sich zu wehren. "Schaffen Sie lieber positive Gedanken", rät Keifert. "Schauen Sie sich die Biografie oder Informationen über den Menschen an."

So ist es motivierender, wenn einem alten Herrn gesagt wird: "Wenn Sie das so und so machen, können Sie vermutlich bald wieder kleine Spaziergänge machen. Oder wieder schöne Stunden mit den Enkeln auf dem Spielplatz verbringen." Es geht also darum, die positiven Auswirkungen einer Therapie aufzuzeigen und so zu motivieren.

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