Schadet KI dem Image von Hausarztpraxen? Öffentliche Wahrnehmung leidet, wenn Unterstützung durch KI aktiv beworben wird

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Annette Kanis

wie wirkt sich der KI-Einsatz auf das Arzt-Patienten-Verhältnis aus? wie wirkt sich der KI-Einsatz auf das Arzt-Patienten-Verhältnis aus? © Vadym - stock.adobe.com

Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in den medizinischen Alltag, sei es bei Diagnostik, Therapieplanung oder als Unterstützung bei administrativen Prozessen.

Doch wie wirkt sich der KI-Einsatz auf das Arzt-Patienten-Verhältnis aus? Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zur öffentlichen Wahrnehmung von Ärztinnen und Ärzten, die KI nutzen.

Die Onlineumfrage fand im Januar 2025 in den USA statt. Gearbeitet wurde mit fiktiven Werbeanzeigen für Hausärztinnen und -ärzte, wie sie in den Vereinigten Staaten auf Anzeigetafeln oder über die sozialen Medien ausgespielt werden. Die teilnehmenden 1.276 Erwachsenen wurden auf vier Gruppen aufgeteilt. Die einzelnen Anzeigen variierten je nach Gruppe dahingehend, ob und wie der KI-Einsatz erwähnt wurde – diagnostisch, therapeutisch, administrativ oder gar nicht (Kontrollszenario). Abschließend sollten die Befragten die Ärztinnen und Ärzte hinsichtlich ihrer Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Empathie bewerten. Zudem wurde die eigene Bereitschaft, einen Termin zu vereinbaren, abgefragt.

In allen Bereichen, in denen KI als unterstützende Maßnahme erwähnt wurde, fielen die Bewertungen negativer aus als für das Kontrollszenario. So wurde die porträtierte Ärztin bzw. der Arzt bei jeder erwähnten KI-Option als signifikant weniger kompetent wahrgenommen. Die angenommene Kompetenz sank bei KI-Einsatz für therapeutische Zwecke auf 3,58 Punkte im Vergleich zu 3,85 in der Kontrollgruppe (Maximum 5 Punkte). Die Vertrauenswürdigkeit sank auf 3,61 (vs. 3,88) und die Empathie auf 3,72 (vs. 4,00). Eine ähnliche Tendenz zeigte sich, wenn der Einsatz von KI im diagnostischen Bereich erwähnt wurde. Nur den administrativen KI-Gebrauch sahen die Befragten etwas weniger kritisch. Die Bereitschaft, einen Termin zu vereinbaren, nahm bei jeglichem erwähnten KI-Einsatz ab.

Auch wenn die Unterschiede in den Effektgrößen moderat ausfielen, bleibt der Vertrauensverlust im Behandlungskontext klinisch bedeutsam. Gründe für den Einsatz von KI sollten daher offen kommuniziert und die potenziellen Vorteile für die individuelle Versorgung betont werden, um durch Transparenz Vertrauen zu schaffen. 

Quelle: Reis M et al. JAMA Netw Open 2025; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.21643