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Palliativausweis verhindert unnötige Klinikeinweisungen

Praxismanagement , Patientenmanagement , Praxisführung Autor: Ruth Bahners, Foto: www.duisburg.de

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Die Durchsetzung des Patientenwillens und Rechtssicherheit für den Arzt: Das versprechen sich Ärzte in Nordrhein-Westfalen vom neuen Palliativausweis. Er enthält bündig die notwendigen Informationen für den Notfalleinsatz.

Der Ausweis ist für Patienten mit einer rasch fortschreitenden und unheilbaren Erkrankung gedacht, die aufgrund einer krisenhaften Entwicklung eine ärztliche Intervention brauchen. So kann z.B. der Wunsch, zu Hause zu sterben und keine Reanimationsmaßnahmen zu erfahren durch den Palliativausweis dokumentiert werden. Bei Patienten in Altenheimen kann der Ausweis den Drehtüreffekt verhindern.

"Wenn ich ins Altenheim gerufen werde zu einem Patienten mit der vierten Aspirationspneumonie und finde im Palliativausweis den Eintrag, dass der Patient keine Krankenhauseinweisung wünscht, dann kann ich mich auf die Behandlung der Symptome beschränken", erläutert Dr. Martin Geiger, Hausarzt und Koordinator des Palliativnetzes Duisburg den Nutzen des Ausweises.

Anders als eine Patientenverfügung wird der Palliativausweis ausgefüllt, wenn der Patient die Schwelle überschritten hat und sterbenskrank ist. Er wird vom Patienten zusammen mit seinem behandelnden Arzt am Ende eines Gespräches ausgefüllt. Der Patient sollte ihn möglichst nah bei sich tragen. Betreuende Angehörige sollten wissen, wo der Ausweis aufbewahrt wird.

Sanitäter will intubieren – kurz vor Handgreiflichkeiten

"Anlass für die Schaffung des Ausweises war einer meiner Patienten mit Bronchialkarzinom und COPD", berichtet Thomas Dickel, Allgemeinmediziner und Mitinitiator des Essener Ausweises. Der Patient hatte Luftnot und die herbeigerufenen Rettungssanitäter wollten intubieren. Es sei fast zu Handgreiflichkeiten durch die Ehefrau gekommen, um das zu verhindern. Erst nach Rücksprache zwischen Notarzt und dem behandelnden Arzt sei der Patientenwillen durchgesetzt worden und der Patient ohne Intubierung vorsichtig auf die Palliativstation gebracht worden.

In einer Großstadt wie Duisburg seien rund 200 Notärzte im Rettungsdienst im Einsatz. Für sie sei der Palliativausweis eine wichtige Orientierung und verhindere "Absicherungsmedizin". "Das bedeutet aber nicht, nichts zu machen, sondern eine gute Symptomkontrolle", betont Dr. Geiger. Genauso wie in Essen werde die Funktion des Ausweises in Fortbildungen erläutert.

In Essen wurde der Ausweis nach einer Idee aus Göttingen konzipiert und jetzt von der städtischen Gesundheitskonferenz in Duisburg übernommen. Anfragen aus anderen Städten, wie Karlsruhe und Kiel, liegen schon vor. Ärzte können den Ausweis bei den Pallia­tivnetzen in Essen und Duisburg anfordern.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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