Patientenkommunikation Praxismarketing mit Herz, Hirn und Haltung
Wirkungsvolles Praxismarketing erfordert Authentizität und eine durchdachte, nachhaltige Marketingstrategie.
© Toowongsa – stock.adobe.com
Marketing in der Medizin ist kein Luxus, sondern ein Teil der Patientenkommunikation – also letztlich auch Patientenfürsorge“, betont Sabine Finkmann, Abrechnungsexpertin im Gesundheitswesen, Mediatorin und Wirtschaftsprofilerin in Monheim. Nach Finkmann kann Praxismarketing viele Gesichter haben: von klassischen Maßnahmen wie Website, Flyer und Praxisschild über moderne Online-Marketing-Strategien mit Social Media, Google-Bewertungen und SEO bis hin zu internen Marketingstrategien, die das Auftreten des Teams, die Freundlichkeit der Stimme am Telefon oder die empathische Kommunikation mit Patientinnen und Patienten umfassen.
Entscheidend ist jedoch, dass nicht jede Form des Marketings zu jeder Praxis passt. Eine Hausarztpraxis auf dem Land mit ohnehin bestehenden Wartelisten benötigt beispielsweise kein TikTok, sondern eher ein professionelles Reputationsmanagement und eine klare Kommunikation. Eine ästhetische Praxis hingegen profitiert erheblich von einem professionellen Online-Auftritt, Videoformaten und Storytelling. Das zentrale Element dabei ist Authentizität: Eine Praxis sollte sich nicht verbiegen, sondern zeigen, wofür sie steht. „Menschen spüren, wenn etwas echt ist – und genau das schafft Vertrauen.“
Bindung ist langfristig wertvoller als reine Reichweite
Das primäre Ziel guten Praxismarketings sollte also nicht „mehr Patientinnen und Patienten“ lauten, sondern die „richtigen Patientinnen und Patienten“ zu gewinnen, erklärt Finkmann. Effektives Marketing zieht an, was wirklich zur Praxis passt – fachlich, menschlich und atmosphärisch. Es geht um Sichtbarkeit, Vertrauen und Wiedererkennung. „Marketing ist keine Lautstärke-Frage, sondern eine Resonanz-Frage.“ Wenn sich Patientinnen und Patienten verstanden fühlen, weil Sprache, Bilder und Werte auf der Website genau das widerspiegeln, was sie suchen, entsteht Bindung. Diese Bindung ist langfristig wertvoller als reine Reichweite.
Der effektivste Weg zur Patientengewinnung führt über Beziehungsaufbau statt Werbung. Empfehlungsmarketing bleibt unschlagbar: sei es über begeisterte Patientinnen und Patienten, Kolleginnen und Kollegen oder das eigene Team. Denn Menschen vertrauen Menschen, nicht Plakaten. Zusätzlich ist Sichtbarkeit mit Persönlichkeit gefragt: Kein Stockfoto ersetzt ein echtes Lächeln des Teams oder die Stimme der Ärztin, die auf Social Media kurz erklärt, wie sie denkt und arbeitet. Klare Zielgruppenkommunikation ist der dritte Baustein: Wer alle ansprechen will, erreicht am Ende niemanden. Eine hilfreiche Übung ist es, sich zu fragen, welche drei Eigenschaften Patientinnen und Patienten haben sollten, die perfekt zur Praxis passen – und genau diese dann gezielt anzusprechen.
Technik soll unterstützen und nicht ersetzen
Die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen dem Praxismarketing neue Dimensionen, wenn sie menschlich genutzt werden. Chatbots, KI-gesteuerte Telefonassistenten, Online-Terminbuchungssysteme, Videosprechstunden, digitale Aufklärungs- und Anamnesebogen sowie automatisierte Newsletter können Abläufe vereinfachen und den Patientenservice verbessern.
Wichtig ist jedoch, dass die Technik niemals das Gespräch ersetzt, sondern es vorbereitet, betont Finkmann. „Eine automatisierte Terminerinnerung per Mail ist praktisch. Aber eine empathische Reaktion auf Sorgen oder Beschwerden bleibt menschlich – und das spüren Patienten sofort.“ Offline-Marketing behält dabei seine Berechtigung, besonders dort, wo Vertrauen über persönliche Begegnung entsteht. Vorträge in der Gemeinde, Gesundheitstage, Artikel in der Lokalzeitung oder Kooperationen mit Apotheken sind oft nachhaltiger als tausend Klicks. „Die Mischung macht’s: High-Tech trifft High-Touch.“
Mitarbeitende fungieren als Markenbotschafter
„Die Zukunft des Praxismarketings ist menschlich. Technologie kann vieles leisten, aber sie kann keine echte Verbindung schaffen. Und genau diese Verbindung entscheidet letztendlich darüber, ob jemand bleibt – oder weiterklickt“, so Finkmann. Für die kommenden Jahre identifiziert die Abrechnungsexpertin fünf zentrale Trends im Praxismarketing: Erstens authentisches Storytelling, denn Menschen wollen Geschichten statt Werbebotschaften. Die Frage „Warum tust du, was du tust?“ wird zur stärksten Marketingfrage überhaupt. Zweitens gewinnt emotionale Kommunikation an Bedeutung – wer Mimik, Sprache und Emotionen versteht, baut Vertrauen auf und macht dies zum Schlüssel im digitalen Zeitalter. Drittens rückt die „Patient Experience“ in den Fokus: Vom ersten Klick auf der Website bis zum letzten Händedruck in der Praxis zählt jedes Detail. Viertens wird „Employer Branding“ wichtiger, da Mitarbeitende als Markenbotschafter fungieren und das Auftreten des Teams das Image stärker prägt als jede Anzeige. Fünftens werden Ethik und Transparenz in Zeiten von KI, Fake News und Informationsflut zum echten Wettbewerbsvorteil, da Menschen nach ehrlicher Kommunikation suchen.
Quelle: Medical-Tribune-Bericht