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Universität München trainiert junge Mediziner für mehr Einfluss in Politik und Gesellschaft

Praxismanagement , Praxisführung Autor: Caroline Mayer

Fit für Führungsaufgaben.
Fit für Führungsaufgaben. © Fotolia/contrastwerkstatt, Universität München
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Beim „Leadership-Programm für die ambulante Medizin – Hausarzt 360º“ der LMU München lernen angehende Hausärzte, wie sie ihr Fachgebiet in der Öffentlichkeit vertreten und voranbringen können.

Hausärzte sollen in Zukunft stärker in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft präsent sein, um so die hausärztliche Versorgung der Zukunft besser mitgestalten zu können. Das ist der Wunsch von Professor Dr. Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Klinikum der Universität München. „Wir haben in Deutschland einen Hausarztmangel. Wir brauchen aber nicht nur mehr Hausärzte, sondern auch mehr Leute, die sich um die Probleme der hausärztlichen Versorgung kümmern und die den Weg aufzeigen, wie die Hausarztpraxis in 20 bis 30 Jahren aussehen soll“, erklärt der Allgemeinmediziner.

Betriebswirtschaft, Jura und Persönlichkeitsentwicklung

Um dieses Ziel zu erreichen, hat er an der Ludwig-Maximilians- Universität (LMU) München das „Leadership-Programm für die ambulante Medizin – Hausarzt 360º“ initiiert. Die jungen Ärzte sind die ersten drei Jahre ihrer Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin am Klinikum der LMU München angestellt und rotieren durch die verschiedenen klinischen Stationen. Parallel dazu arbeiten sie an wissenschaftlichen Projekten des Instituts für Allgemeinmedizin mit – beispielsweise an Patientenbefragungen und Studien zu Themen wie Psychische Gesundheit oder Impfen.

Abends besuchen sie Seminare, in denen ihnen tiefere Einblicke in das Gesundheitssystem und Führungs-kompetenzen vermittelt werden. „Dafür arbeiten wir mit dem ‚Center for Leadership Training‘ an der LMU zusammen, das Führungskräfte ausbildet“, erklärt Prof. Gen­sichen. In den Seminaren geht es unter anderem um Grundlagen der Betriebswirtschaft, rechtliche Fragen und Persönlichkeitsentwicklung.

Nach Abschluss der Weiterbildung sollen die Teilnehmer des Programms hauptberuflich als Hausärzte in einer Praxis tätig sein. Daneben sollen sie in Teilzeit Aufgaben in Berufsverbänden, bei Parteien oder auch bei Versicherungen übernehmen.

Eine Verdoppelung der Stellenzahl wäre schön

Beispielsweise könnten sie sich bei der Ärztekammer um Qualitätsfragen in der Weiterbildung kümmern oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung Verträge mit Krankenkassen mitgestalten. Prof. Gensichen ist überzeugt: „Wir können mit diesem Programm zwar nicht das Problem des Hausarztmangels lösen. Wir werden uns aber darum kümmern, dass sich die nächste Generation von Ärzten mit solchen Fragen beschäftigt und dann ihre Lösungen vorschlägt.“

Im November letzten Jahres ist das Programm mit den ersten fünf Assistenzärzten an den Start gegangen. Die zwei Frauen und drei Männer wurden unter insgesamt 90 Bewerbern ausgewählt. Prof. Gensichen war überrascht von der hohen Resonanz auf die Ausschreibung der Stellen. Mittelfristig würde der Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin das Programm gerne auf zehn Stellen aufstocken. Dazu sucht er derzeit noch Sponsoren. Bisher wird „Hausarzt 360°“ von der AOK, der KV, der Landesärztekammer und dem Hausärzteverband in Bayern unterstützt.

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