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Arztbriefe: Linguisten analysieren die Entwicklung von Kommunikationsstandards

Praxismanagement , Praxisführung Autor: Ruth Bahners

Die Ultra­spezialisierung der Fachärzte führe dazu, dass Arztbriefe immer unverständlicher würden. Die Ultra­spezialisierung der Fachärzte führe dazu, dass Arztbriefe immer unverständlicher würden. © Fotolia/Sondem
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Haben Sie manchmal auch Probleme, Arztbriefe von Kollegen zu verstehen? Dann sind Sie nicht allein. Der Hausärzteverband Nordrhein unterstützt ein Projekt, das dazu beitragen soll, die schriftliche Kommunika­tion von Ärzten zu verbessern.

Linguisten der Universität Düsseldorf widmen sich in einem interdisziplinären Forschungsprojekt der „Sprache in Arztbriefen“. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Medizinern evidenzbasiert zu optimieren, sagt Dr. Sascha Bechmann, Projektleiter. Hausärzte werden zu ihren Erfahrungen befragt (25 Fragen). Und Arztbriefe werden linguistisch auf Fehler, die fürs (Miss-)Verstehen relevant sind, und sprachliche Auffälligkeiten hin untersucht.

„Arztbriefe sind eine eigen­ständige, professionalisierte Kommunikationsform“, sagt Dr. Bechmann. Dennoch lägen keine gesicherten Standards zu Produktion oder Rezeption vor. Ärzte entwickelten ihre textuelle Kommunikation intuitiv, nebenbei und ohne ausdrückliche Instruktionen. Häufig erweise sich dieses scheinbar selbstverständliche Fundament als nicht „ausreichend tragfähig“. Denn Ärzte seien für die wichtige Aufgabe der Fachtextproduktion und -rezeption im Beruf nicht ausreichend geschult. Qualitative Untersuchungen zu Arztbriefen, aus denen sich Standards ableiten ließen, fehlten. „Daraus ergeben sich schwerwiegende Probleme, beginnend im Medizinstudium und endend bei der Patientengesundheit“, so Dr. Bechmann.

Dr. Oliver Funken, Vorstandsvize des Hausärzteverbands in Nord­rhein, bittet seine Kollegen, das Projekt zu unterstützen. Die Ultra­spezialisierung der Fachärzte“ führe dazu, dass Arztbriefe immer unverständlicher würden. Problematisch seien auch nicht-standardisierte Abkürzungen. „HWI“ werde für „Hinterwandinfarkt“, aber auch für „Harnwegsinfekt“ verwendet. Neben diesem „banalen Beispiel“ gebe es auch gravierendere Probleme, z.B. mit nicht erläuterten Abkürzungen in der Rheumatologie.

Laut Dr. Funken werden fachärztliche Spezialbegriffe verwendet und abgekürzt, die für den Hausarzt kaum nachvollziehbar sind. Auch zwischen den Fachgruppen werde vieles nicht mehr verstanden. Der hohe Arbeitsdruck in den Praxen erschwere die Arztbrief-Kommunikation und mache sie anfällig für Fehler.

Wer Interesse hat, an der Studie teilzunehmen, kann sich dafür per E-Mail unter: 
sascha.bechmann@hhu.de anmelden.

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