Krankenkasse testet mit Diabetespraxis das elektronische Rezept
Die Techniker Krankenkasse (TK) in Hamburg hat beim eRezept das Planungsstadium mittlerweile hinter sich gelassen. Sie erprobt den Praxisbetrieb. Im Hamburger Stadtteil Wandsbek können seit einigen Monaten Patienten einer großen Diabetespraxis ihre Verordnungen als eRezepte auf ihre Smartphones erhalten. Als chronisch Kranke benötigen sie regelmäßig Folgeverordnungen für Insulin und andere Diabetesmedikamente.
Dr. Frank Verheyen, Arzneimittelexperte bei der TK, erklärt: „Wir haben für unser Pilotprojekt bewusst eine Diabetespraxis als Kooperationspartner ausgewählt. Die Patientinnen und Patienten solcher Praxen benötigen häufig Rezepte, für die nicht zwingend ein Arztbesuch erforderlich ist.“
Das Angebot muss technisch niedrigschwellig sein
Grundlage des Projekts ist ein Vertrag nach § 140a SGB V (besondere Versorgung), in den sich interessierte Patienten aktiv einschreiben müssen. Sie können sich dann bei jeder Verordnung aufs Neue zwischen Papier- und eRezept entscheiden. Für das eRezept benötigen sie nicht mehr als ein gängiges Smartphone, auf das sie die App „LifeTime“ herunterladen. „Das Ganze muss technisch niedrigschwellig sein“, betont Dr. Verheyen.
Die Arztpraxis wiederum benötigt eine Programmerweiterung für ihre Praxissoftware. Geht eine Bestellung für ein eRezept ein, werden die Daten in einem QR-Code verschlüsselt, der zusammen mit einem Bild des Rezepts ans Smartphone des Patienten geschickt wird. „Das Bild des Rezepts wäre technisch gesehen nicht nötig“, erklärt Dr. Verheyen, „doch in Workshops äußerten die Patienten explizit den Wunsch danach. Sie möchten selbst sehen können, was ihnen verschrieben wurde, nicht nur einen kryptischen Code.“
Den Code können die Patienten vorab online an die teilnehmenden Apotheken schicken und auf diese Weise sicherstellen, dass die benötigten Medikamente beim Abholen vorrätig sind. „Der QR-Code öffnet der Apotheke einen sicheren VPN-Tunnel direkt in die Praxissoftware des verschreibenden Arztes und zum hinterlegten Rezept“, erklärt Dr. Verheyen. Allerdings sei noch unklar, ob man diese technische Lösung langfristig nutzen werde, „das hängt auch von den Vorgaben der Gematik ab“.
In kleinem Rahmen Erfahrungen mit dem eRezept sammeln
Doch die genaue technische Ausgestaltung steht für die Krankenkasse auch gar nicht im Mittelpunkt des Projekts. Vielmehr will man in kleinem Rahmen Erfahrungen mit dem eRezept sammeln. „Es geht uns hierbei nicht um große Skaleneffekte, sondern um Erfahrungswerte. Wir wollen sehen, welchen Mehrwert das eRezept für die Patienten, Arztpraxen und Apotheken hat“, sagt der TK-Experte. Man strebt eine Zahl von einigen Hundert Versicherten an, die über das Diabetes-Zentrum Wandsbek am Projekt teilnehmen. „So können wir valide Erkenntnisse jenseits von zufälligen Effekten erzielen und das Projekt gleichzeitig klein und überschaubar halten.“