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Corona: Laborärzte kritisieren Testungen ohne Anlass

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Die ALM fordern: Breit und umfassend – aber gezielt – testen. Die ALM fordern: Breit und umfassend – aber gezielt – testen. © photoguns – stock.adobe.com
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Seit März haben die fachärztlichen Labore stetig ihre Kapazitäten für SARS-CoV-2-Testungen erhöht. Rund 940.000 Tests stellen 138 Einrichtungen aktuell pro Woche zur Verfügung, so die Datenauswertung der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM).

Lange lagen die tatsächlich abgerufenen SARS-CoV-2-Tests mit rund 300.000 pro Woche erheblich unter den Möglichkeiten. Inzwischen hat sich die Lage geändert: Mit 445.989 SARS-CoV-2-PCR-Tests in der 27. Kalenderwoche wurde ein Höchststand erreicht (+ 10 % gegenüber KW 26). Zurückzuführen sei das vor allem auf Hotspots in Berlin, Gütersloh, Warendorf oder Göttingen, erklären die ALM. Die Zahl der positiven Ergebnisse sank zugleich auf 2541 (-21 Prozent).

Es sei gut und richtig, breit und umfassend – aber gezielt – zu testen und der Bevölkerung einen niedrigschwelligen Zugang zur SARS-CoV-2-Diagnostik zu ermöglichen, betont der ALM-Vorsitzende Dr. Michael Müller mit Blick auf die Teststrategie von Bund und Ländern. „Jedermann“ zu testen, hält er jedoch auch angesichts der hohen Testkapazität für falsch: „Die Tests, wie in Bayern geplant, für alle Bürgerinnen und Bürger einfach so ohne Anlass freizugeben, ist weder medizinisch angemessen noch epidemiologisch effektiv, sondern letztlich eine nicht notwendige Verschwendung von Finanzmitteln.“

Dies bestätigt ALM-Vorstand Prof. Jan Kramer: „Ein PCR-Test, der bei asymptomatischen Personen ohne Anlass eingesetzt wird, birgt immer die Gefahr, dass das Ergebnis falsch interpretiert wird.“ Solche Reihentests blieben auch immer nur eine Momentaufnahme, so der Internist und Facharzt für Laboratoriumsmedizin.

Medical-Tribune-Bericht

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