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Corona-Pandemie: 2021 droht Medizinstudierenden ein neues Hammerexamen

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

Voll der Hammer: Studierendenvertretungen hatten vor genau diesem Fall gewarnt. Voll der Hammer: Studierendenvertretungen hatten vor genau diesem Fall gewarnt. © REC and ROLL – stock.adobe.com
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Die Corona-Pandemie bringt auch im Medizinstudium einiges durcheinander. Manche Bundesländer ­schicken die Studierenden nun früher ins PJ – zum Preis einer besonders harten Examensprüfung im nächsten Jahr.

Für einige Medizinstudenten wird durch das Coronavirus ein Albtraum wahr: Die schriftliche Examensprüfung (M2) wird in manchen Bundesländern um ein Jahr verschoben. Die Studierenden sollen früher ins Praktische Jahr (PJ) starten, um in der Versorgung zu helfen. 2021 müssen sie dann schriftliche und mündliche Prüfung (M3) nacheinander absolvieren – die Rückkehr des gefürchteten „Hammerexamens“.

Das Hammerexamen

Von 2002 bis 2014 mussten Medizinstudenten schriftliche und mündlich-praktische Examensprüfung direkt aufeinanderfolgend absolvieren, und zwar wenige Monate nach dem Praktischen Jahr. Dieser Ablauf galt wegen der immensen Stoffmenge als sehr anspruchsvoll. Da im PJ kaum Zeit zum Lernen bleibt, nahmen viele Prüflinge eine Verlängerung des Studiums in Kauf und planten ein zusätzliches Semester für die Prüfungsvorbereitung ein. Der Name „Hammerexamen“ verdankt sich also der Härte der direkt aufeinanderfolgenden Examensprüfungen.

Eigentlich sollte die M2-Prüfung bundesweit Mitte April stattfinden. Die vom Bundesgesundheitsminister unterzeichnete „Verordnung zur Abweichung von der Approbationsordnung für Ärzte bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ erlaubt es den Ländern jedoch, wegen des Coronavirus vom herkömmlichen Ablauf abzuweichen. Bayern und Baden-Württemberg haben entschieden, das zweite Staatsexamen zu verschieben. Sie argumentieren, man würde die Prüflinge dem Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus aussetzen. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin gehen einen Mittelweg: Sie haben es den Studierenden überlassen, ob sie die Prüfung dieses oder nächstes Jahr schreiben. In neun Bundesländern wird die Prüfung dieses Jahr stattfinden. Die Bereitschaft, während der Corona-Pandemie zu helfen ist unter Studierenden offenbar groß. Über Onlinebörsen wie „match4healthcare“ können sie sich für den Einsatz in medizinischen Einrichtungen freiwillig melden. Die Vorstellung, im nächsten Jahr das sog. Hammerexamen absolvieren zu müssen, sorgt bei den Betroffenen jedoch für Entsetzen. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) hatte vorab eindringlich vor der Verschiebung des zweiten Staatsexamens gewarnt. Tobias Löffler, Bundeskoodinator für Medizinische Ausbildung, befürchtet „drastische Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der zukünftigen Ärzt_innen“. Auch die Bundesärztekammer hatte sich gegen ein neues Hammerexamen ausgesprochen. Die Verschiebung der schriftlichen Prüfung ist für die Studierenden auch deshalb ärgerlich, weil sie bereits seit Monaten dafür lernen. Außerdem erübrigt sich wegen der unterschiedlichen föderalen Lösungen ihre bisherige Planung des PJ. Die Studierenden werden die Tertiale voraussichtlich nur in Ländern absolvieren können, die hinsichtlich der M2-Prüfung die gleiche Entscheidung getroffen haben. Viele Studierende stehen also vor den Kosten der häufig bereits gemieteten Wohnungen, zudem können sie nicht an ihren Wunschstandorten arbeiten.

bvmd hätte Prüfung gerne ersatzlos ausfallen lassen

Um die psychische Belastung der Studierenden durch das Hammerexamen zu vermeiden, hatte die bvmd gefordert, die M2-Prüfung ersatzlos ausfallen zu lassen. Durch das Bestehen der Prüfungen, die für die Zulassung zum Examen notwendig seien, hätten die Studierenden ihre Kenntnisse bereits bewiesen. Zwar wurde dieser Vorschlag nicht aufgegriffen. Allerdings berücksichtigte das Gesundheitsministerium in seiner Verordnung andere Forderungen des bvmd. So werden Kliniken dazu aufgefordert, Studierenden im PJ eine Aufwandsentschädigung zu zahlen.

Medical-Tribune-Bericht

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