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Frauen in Führungspositionen Deutschland sollte sich am schwedischen System orientieren

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Immer noch sind zu wenig Frauen in Spitzenpositionen vertreten. Immer noch sind zu wenig Frauen in Spitzenpositionen vertreten. © Wolfilser – stock.adobe.com
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Die „Spitzenfrauen Gesundheit“ machen Front gegen Herren, die in Führungsgremien verharren – und manchmal sogar Satzungsänderungen verhindern, welche zu mehr weiblicher Spitzenkraft führen würden. Bei den diesjährigen Neuwahlen von KV- und Zahnärztevorständen will der Verein seine Expertise einbringen, kündigt die Co-Chefin Antje ­Kapinsky an.

Die Co-Vorsitzende ­Cornelia ­Wanke hat nachgezählt: Im System der KVen gibt es 40 Vorstandsposten, davon sind acht von Frauen besetzt. Zwei Frauen sind die Vorsitzenden, zehn KV-Vorstände führen jedoch ganz ohne Frauen. 

Der Verwaltungsratsvorsitzende eines großen Krankenkassenverbandes habe einmal zu ihr gesagt, das System sei noch nicht reif für intelligente Frauen, erzählt Wanke. Spitzenfrauen wollten aber nicht warten, bis das System reif sei, sie machen sich selbst auf den Weg. Inzwischen gebe es auch in dem Kassenverband viele weibliche Vorstandsmitglieder. 

Zwar hat der Bundestag mit dem Zweiten Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) schon die Richtung zur Quote vorgegeben. Aber es reiche nicht, weil noch nicht alle Aspekte des Gesundheitswesens inkludiert seien, sagt Dr. Kirsten ­Kappert-Gonther, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. 

Selbst der Bundestag sei kein leuchtendes Beispiel. Es seien zwar 4 % mehr Frauen als in der letzten Legislatur vertreten, aber trotzdem insgesamt nur 35 %. Allerdings, so die Politikerin, ist im Koalitionsvertrag verankert, zu mehr Quoten zu kommen. „Das wird schon gelingen.“

In der Diskussion bei der Spitzenfrauen-Veranstaltung wurde deutlich: Frauen müssen sich trauen, „ja“ zu sagen, wenn ihnen ein Pos­ten angeboten wird. Sie sollten sich gegenseitig fördern, unterstützen und Mut machen, wenn sie sich selbst oder andere Mitstreiterinnen in Führungspositionen bringen wollen. 

Die angestellte Zahnärztin Dr. Juliane von Hoyningen-Huene berichtete über ihre Initiierung einer Wahlliste und wie sie nach dem Rückzug anderer Personen plötzlich Vorstandsmitglied in der Berliner Zahnärztekammer wurde. Ihr Rat an die anwesenden Frauen: „Wenn man eine Liste aufstellt, sollte man auch mit einem Vorstandsposten rechnen.“ Außerdem sei es gut, „mit allen Wassern gewaschen“ zu sein, denn schon die Koalitionsverhandlungen könnten haarig werden. 

Dr. Christiane Wessel, Chefin der Vertreterversammlung der KV Berlin, bestätigte, dass man sich im Gesundheitssystem und in rechtlichen Belangen auskennen sollte. Führungspositionen gebe es bereits in Ausschüssen. Aus ihrer Sicht leiden Männern unter Machtverlust. Das sei „peinlich hoch drei“. Beim Ärztetag habe ein Kollege sogar geweint. Der Druck wachse aber, da Verbände sich umbenennen würden. 

In Deutschland werde zu viel diskutiert, meinte die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Baden-Würt­temberg, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth. Man müsse „einfach mal machen“. Sie habe im Hausärzteverband das Forum Hausärztinnen gegründet. Damit habe sie „am Anfang etwas Schrecken verbreitet“. Der Schrecken habe sich aber gelegt. „Mittlerweile sind wir ein akzeptiertes Forum“, so die Ärztin. Und aus dem Forum seien auch drei Landesvorsitzende hervorgegangen. „Man merkt also, welche Kraft da entstehen kann.“

Christian Berg, Vertreter der AllBright Stiftung, die sich in Schweden für die Gleichberechtigung im Beruf einsetzt, berichtete, dass in Schweden die meisten gut ausgebildeten Väter selbstverständlich Elternzeit nähmen – bei Partnerschaften zuerst sechs Monate die Frauen, dann die Männer. Das sei planbar für die Unternehmen, alle Mitarbeiter kämen zurück in Vollzeit. In Vorständen sind zunehmend Frauen aktiv. Allerdings zeigt eine Umfrage von 2021 unter 160 börsennotierten Unternehmen, dass der Frauenanteil in Vorständen nur bei 13 % liegt, die Männer haben 87 %.

Quelle: Veranstaltung Spitzenfrauen Gesundheit

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