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Knochenbrüche bei Senioren: Hilfe für die Rückkehr nach Hause

Gesundheitspolitik Autor: Petra Spielberg

Internationale Studien zeigen Erfolge bei dem aufeinander abgestimmten Behandlungskonzept der Ärzte auf. Internationale Studien zeigen Erfolge bei dem aufeinander abgestimmten Behandlungskonzept der Ärzte auf. © fotolia/Mat Hayward
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Um die drohende Pflegebedürftigkeit von älteren Patienten nach Knochenbrüchen zu vermeiden, spezialisieren sich bundesweit immer mehr Zentren auf Alters­traumatologie. Hierbei arbeiten Orthopäden und Geriater eng mit anderen Disziplinen zusammen.

Jährlich erleiden hierzulande mehr als 700.000 alte Menschen einen Knochenbruch. Häufigste Ursachen sind Osteoporose oder Stürze. Der Oberschenkelbruch bei über 65-Jährigen gehört zu den zehn häufigsten Diagnosen in deutschen Krankenhäusern. „Bei über 85-jährigen Frauen ist der Schenkelhalsbruch inzwischen sogar der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung“, sagt Professor Dr. Ulrich Liener, Leiter der AG Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).

Die DGU rechnet damit, dass sich aufgrund des demografischen Wandels allein die Zahl der Oberschenkelhalsfrakturen in den kommenden Jahren verdoppeln wird; die Kosten werden sich im Jahr 2030 auf schätzungsweise sechs Milliarden Euro belaufen.

Hausärzte sind bei der Nachbehandlung gefragt

Damit die geriatrischen Patienten so schnell wie möglich genesen können, benötigen sie eine Versorgung, die ihre Begleiterkrankungen, eine schlechtere Knochenheilung sowie mögliche kognitive Einschränkungen berücksichtigt. Hierauf haben sich sog. Alterstraumazentren spezialisiert, von denen es bundesweit inzwischen 56 gibt.

Hessen verfügt über fünf solcher Zentren, in denen Unfallchirurgen und Geriater von der Einweisung bis zur Entlassung der Patienten eng zusammenarbeiten. Zu den drei Universitätskliniken, die sich auf Alters­traumatologie spezialisiert haben, gehört auch das Uniklinikum Frankfurt. Die Einrichtung wurde gemeinsam mit dem St. Elisabethen-Krankenhaus als Alterstraumazentrum nach den Standards der DGU zertifiziert.

Geriater, Orthopäden, Unfallchirurgen und Spezialisten für Hand- und Wiederherstellungschirurgie arbeiten hier nach einem abgestimmten Behandlungskonzept mit Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern zusammen.

„So können gezielt Begleiterkrankungen für die Rehabilitation berücksichtigt werden, um eine komplikationsfreie Wiedereingliederung ins eigenständige Leben im häuslichen Umfeld zu gewährleisten“, sagt Professor Dr. Ingo Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Uniklinik Frankfurt.

Die Hausärzte wiederum werden laut Dr. Matthias Bach vornehmlich bei der Nachbehandlung eingebunden. „Wir weisen im Arztbrief beispielsweise darauf hin, wenn ein Patient eine Osteoporosebehandlung oder physikalische Therapie benötigt“, sagt der Chefarzt der Geriatrie am St. Elisabethen-Krankenhaus. Die Kooperation soll weiter ausgebaut werden. Geplant sind auch Fortbildungen für Niedergelassene.

Ziel des ganzheitlichen Ansatzes ist es, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der geriatrischen Patienten so schnell wie möglich wiederherzustellen und Komplikationen wie Muskelabbau, Lungenentzündung, Druckgeschwüre oder Bettlägerigkeit zu vermeiden. Die Therapie berücksichtige sowohl das biologische Alter, die Compliance, Komorbiditäten als auch Lebensansprüche, so Prof. Marzi.

Der Erfolg gibt dem Ansatz recht: Liegt die Quote derer, die z.B. nach einer Hüftgelenksfraktur hilfebedürftig sind oder nicht mehr in ihr häusliches Umfeld zurück können, normalerweise bei 40 bis 50 %, sind es internationalen Studien zum „co-management-care“ zufolge nach der interdisziplinären Versorgung im Schnitt nur 4 bis 5 %.

Weiterer Bedarf an Behandlungszentren

Verlässliche Daten für Deutschland liegen noch nicht vor, sollen aber in einem Alterstraumaregister, das die Akademie für Unfallchirurgie GmbH im Auftrag der DGU auf Basis der Daten der Zentren umsetzt, erhoben werden. Die Fachgesellschaft rechnet zudem damit, dass die Zahl der Zentren in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. 

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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