Hautkrebsprävention Landschaftsarchitektur zielt auf Schutz vor UV-Strahlung ab 

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Dermatologen fordern mehr Maßnahmen gegen Hautkrebs – auch durch UV-reduzierende Freiraumgestaltung. Dermatologen fordern mehr Maßnahmen gegen Hautkrebs – auch durch UV-reduzierende Freiraumgestaltung. © GERALDACRISTINA – stock.adobe.com

Dermatologen fordern mehr Handeln gegen Hautkrebserkrankungen. Eine zeitgemäße Freiraumgestaltung z.B. kann helfen, die Exposition gegenüber UV-Strahlung zu reduzieren und damit hautkrebspräventiv zu wirken.

Verzeichnet wird aktuell eine dramatische Entwicklung bei Hautkrebsneuerkrankungen. Laut Barmer-Arztreport registriert die Krankenkasse eine Verdopplung der Anzahl der Menschen mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs und einer Verdreifachung der Zahlen beim weißen Hautkrebs seit 2005. Besonders stark betroffen sind die ab Ende der 1950er Jahre Geborenen. 

Gerade für ältere Menschen seien Screenings deshalb wichtig, um eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig zu entdecken, mahnt Professor Dr. med. Mark Berneburg, Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Der Dermatologe hält die Hautkrebsprävention bei jeder Konsultation in der dermatologischen Praxis für notwendig. Besonders bei Risikopatientinnen und -Patienten – etwa Menschen mit heller Haut, hoher UV-Belastung im Beruf oder in der Freizeit (Sport, Gartenarbeit) oder familiärer Vorbelastung – sollten Beratung und Dokumentation des Hautstatus zur Routine werden, mahnt der Arzt.  

Doch die allermeisten Menschen wüssten heutzutage, dass sie sich und ihre Haut vor zu viel Sonnenlicht schützen müssen. „Aber allein mit Verhaltensprävention werden wir den Anstieg der durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebserkrankungen nicht stoppen“, so der Dermatologe. Er ist überzeugt, dass die Verhältnisse in den Lebenswelten der Menschen eine immer wichtigere Rolle in der Hautkrebsprävention spielen. 

Sonnenschutz durch Stadtplanung

Einer der Ansätze hierzu, sagt Landschaftsarchitekt Dag-Ole Ziebell, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Freiraumentwicklung der Leibniz Universität Hannover, ist eine hautkrebspräventive Landschaftsarchitektur bei der Gestaltung von Freiräumen, die bodennahe UV-Strahlung verringern kann. Freiräume sind bspw. Straßenräume, Parkplätze, Parks, Flussräume. Dabei steht am Anfang ein Konzept zur Erfassung des neu zu gestaltenden Freiraums und eine ortsspezifischen Strahlungsanalyse. Der Blick ist dabei auf Sonnenexposition, Schattenwurf im Tagesverlauf, Analyse der Oberflächenreflexion zu richten. 

Danach können laut Zibell mit Hilfe einer „Toolbox für die Landschaftsarchitektur“ hautkrebspräventive Entwürfe gestaltet und umgesetzt werden. Sie können beinhalten, Biomasse durch Bepflanzung zu produzieren, Gelände entsprechend zu modellieren, Flächen zu entsiegeln oder auch strahlungsreduzierendes Material auszuwählen. Wie Zibell betont, sollten übergreifende Konzepte u.a. zu Verhaltens- und Verhältnisprävention im Gesundheitsbereich einbezogen werden. „Für mich ist da das Konzept der Lebenswelten ein ganz wichtiger Ansatzpunkt“, so Zibell. Hier wie bei der Landschaftsarchitektur gehe es darum, zielgruppen- und lösungsorientiert zu gestalten. 

Kritisch bemerkt Zibell, oft würden nur offensichtliche Klimawandelfolgen gesehen, wie die Erwärmung oder Starkregenereignisse, während UV-Strahlung thematisch oft „unter dem Radar“ bleibe. Anpassungsmaßnahmen für die Kühlung von Städten sein sogar teilweise gegenläufig zu Maßnahmen strahlungsreduzierter Städte. So werde häufig geschlussfolgert, dass hellere Materialien wie Betonstein weniger zur urbanen Erhitzung beitragen. Die Helligkeit des Betons fördere jedoch die Streuung ultravioletter Strahlung und somit das Potenzial für eine hohe terrestrische UV-Belastung, so der Architekt.

Quelle:
Pressekonferenz der DDG