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Tendenziell negatives Praxismarketing

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

© MT
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Mangelnde Aufklärung, aufgezwängte Leistungen: Augenärzte stehen in der Kritik, wenn es um Selbstzahlerleistungen geht – sowohl beim Medizinischen Dienst als auch beim Endverbraucher.

Die „GOUDA“-Fraktion bilden bekanntermaßen die Ärztegruppen, die besonders viele Selbstzahler-Leistungen abrechnen, also Gynäkologen, Orthopäden, Urologen, Dermatologen und Augenärzte. Dass die Ophthalmologen an letzter Stelle genannt werden, ist nur dem netten Akronym geschuldet. Denn eigentlich stehen sie an der Spitze der IGeL-Bewegung.

Jedenfalls was den Volkszorn betrifft. Wer kennt nicht jemanden in seiner Verwandt- oder Bekanntschaft, der sich verdrossen zu einer Glaukom-Früherkennungsuntersuchung drängen ließ oder von unerquicklichen IGeL-Diskussionen in der Augenarztpraxis berichtet. Es sind vor allem Patienten von Augenärzten, die die Beschwerde-Pinnwand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit Klagen über „Abzocke“ und „mangelnde Aufklärung“ bei Selbstzahler-Leistungen füllen.

Auch beim IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes fallen Suchanfragen und Zuschriften zu augenärztlichen Leistungen besonders ins Gewicht. Versicherte berichten, dass Arzttermine vom Kauf von IGeL abhängig gemacht würden. Selbst „ältere Menschen, Patienten mit wenig Geld und Versicherte in ländlichen Regionen mit wenig Praxisangebot fühlen sich unter Druck gesetzt“. Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht beim Glaukom-Screening „Dollarzeichen im Auge“.

Unabhängig von der medizinischen Sinnhaftigkeit der Glaukom-Früherkennungs-IGeL (der IGeL-Monitor fällt bei der Augeninnendruckmessung mit und ohne Augenspiegelung sowie beim OCT das Urteil „tendenziell negativ“): Die Augenärzte tragen mit ihrem „zum Teil aggressiven Praxismarketing“ (MDS) schon seit Jahren zum Bild vom Arzt als Kaufmann bei.

Was folgt daraus? Nichts. Kritik beantworten Funktionäre mit Gegenkritik. Das Thema versendet sich. Die Ärztekammern fragen in Einzelfällen vielleicht einmal nach. Die Anbieter sind allerdings von ihrem Tun überzeugt. Schließlich geben die Leute ihr Geld auch für Schädlicheres aus. Nur die Arzt-Patienten-Beziehung wird zunehmend eine andere.

Michael Reischmann
Ressortleiter Politik & Management

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