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Die Bahn – Ihr Gesundheitsdienstleister

Aus der Redaktion Autor: Dr. Susanne Gallus

© MT
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Ob Zugverspätung oder kaputte Klimaanlage: Wer auf die Bahn angewiesen ist, übt sich in Entschleunigung und Kreativität.

Wer regelmäßig mit der Bundesbahn fährt, kennt das: Gefühlt hat fast jeder Zug Verspätung. Auch an mir als Pendlerin gehen die häufigen mehrminütigen Verspätungen nicht vorbei. Doch statt wie viele der Wartenden in blutdrucksteigernde Schimpftiraden auszubrechen, habe ich begonnen den Service der Bundesbahn zu würdigen: Die Bahn – Ihr Gesundheitsdienstleister.

Denn woran viele nicht denken: Die DB schafft, wofür andere Spezialisten engagieren. Sie zwingt uns, unser Leben zu entschleunigen, sie verhilft zu mehr stehender Tätigkeit, dem ein oder anderen sogar zu einem kurzen Sprint-Workout. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Zeit, die man an der frischen Luft verbringt – von den urinal-olfaktorischen Genüssen mancher Bahnhöfe einmal abgesehen. Ein Leben mit der DB macht stresstoleranter.

Wo sonst könnte ich z.B. täglich trainieren, mit ständig wechselnden Situationen umzugehen, auf die ich keinen Einfluss habe. Auch wird mein Gehirn auf Trab gebracht, wenn ich schnell alle möglichen Alternativrouten gegeneinander abwägen muss. Ich gebe zu, meist sind der geübte Umgang mit Nahverkehrsapps, gute Ortskenntnisse und ein gewisses Maß an Kreativität dafür nicht unwichtig. Aber auch diese werden dank der Bahn gefördert.

Das soziale Engagement sollte ebenfalls Erwähnung finden, denn gemeinsam allein gelassen zu werden, schafft sogar unter völlig Fremden Verbundenheit. Wenn es die DB dann noch schafft, insbesondere in den warmen Monaten, den ein oder anderen dazu zu bringen, das Rad oder gar die eigenen Füße zu benutzen, wenn es Gesundheit und Distanz zulassen, kann man doch nur sagen: gesundheitstechnisch alles richtig gemacht!

Einziger Kritikpunkt ist und bleibt für mich der Saunabereich. So hat zwar die Bahn für sich entdeckt, dass Saunieren im Hochsommer keineswegs schlecht ist, aber mit den essenziellen Abkühlungsmöglichkeiten – der deutsche Sauna­bund empfiehlt ein kühles Schwimm- oder Tauchbecken mit etwa 10–15 °C – hängt sie leider gewaltig hinterher.

Eine Glosse von
Dr. Susanne Gallus
Redaktion Medizin

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