COPD-Kranke können von einer kardiovaskulären Medikation profitieren

DGP-Kongress 2025 Friederike Klein

Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Morbidität und Mortalität von Lungenkranken erheblich erhöhen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Morbidität und Mortalität von Lungenkranken erheblich erhöhen. © chathuporn - stock.adobe.com

Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Morbidität und Mortalität von Lungenkranken erheblich erhöhen. Dennoch werden sie oft nicht adäquat behandelt. Das Beispiel COPD zeigt, welche wechselseitige Effekte die medikamentöse Therapie haben kann – im positiven wie im negativen Sinne.

Menschen mit COPD tragen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Begleiterkrankungen, darunter Herzinsuffizienz (HF), koronare Herzkrankheit (KHK), ischämischer Schlaganfall und Rhythmusstörungen, erklärte Dr. Julia Wälscher, Pneumologin an der Ruhrlandklinik der Universitätsmedizin Essen. Etwa 47 % der Betroffenen haben beispielsweise eine Hypertonie, 40 % eine KHK und 20 % eine HF. 

Warum das so ist, erklärte die Referentin anhand von drei pathophysiologischen Zusammenhängen: Die COPD-bedingte Entzündung in der Lunge verstärkt eine systemische Inflammation und trägt so zu atherosklerotischen Gefäßschäden bei. Infolge einer Hypoxämie kann es zu pulmonaler Hypertonie und Rechtsherzversagen kommen. Die Hyperinflation wiederum drosselt aufgrund der Kompression die Herzleistung.

Die kardiologisch-pulmonale Doppelbelastung erhöht die Sterblichkeit der betroffenen Patientinnen und Patienten. Dabei scheint es unerheblich zu sein, welches die initiale Grunderkrankung ist. So haben mit COPD und HI zweifach Belastete eine signifikant erhöhte Mortalität im Vergleich zu denjenigen, die an einer alleinigen COPD bzw. HI leiden. Pneumologie und Kardiologie müssen daher in einem regelmäßigen Austausch stehen, betonte Dr. Wälscher.

Die medikamentöse Therapie der Herzerkrankung kann durchaus positive Effekte auf das pulmonale Leiden haben. So reduziert die Gabe von Statinen, ACE-Hemmern und AT1-Blockern bei Patientinnen und Patienten mit COPD offenbar nicht nur die Rate der kardiovaskulären Ereignisse, sondern auch die Häufigkeit der COPD-bedingten stationären Aufenthalte. In Studien konnte zudem gezeigt werden, dass Statine die Exazerbationsrate senken, den Abfall der FEV1 verlangsamen und zu einer geringeren COPD-bedingten Mortalität führen.

Wie wichtig ein umfassendes kardiovaskuläres Risikomanagement und eine entsprechende Verordnung für Lungenkranke sein können, verdeutlicht eine Beobachtungsstudie in niederländischen Hausarztpraxen. Teilgenommen haben Patientinnen und Patienten mit COPD, bei denen keine Herz-Kreislauf-Erkrankung bekannt war. Ein Teil von ihnen erhielt dennoch präventiv einen Cholesterinsenker und/oder eine antihypertensive Medikation. Über 13 Jahre führte diese Maßnahme zu einer signifikanten Reduktion schwerer kardiovaskulärer Ereignisse um adjustiert 52 % gegenüber denjenigen mit COPD, die die Medikamente nicht erhalten hatten, berichtete Dr. Wälscher.

Die Wirkung der COPD-Medikation auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist hingegen weniger günstig. Lange Zeit ging man davon aus, dass Bronchodilatatoren potenziell proarrhythmogen sind und unter ihnen Myokardinfarkte häufiger auftreten können. Ein Stück weit Entwarnung gibt in dieser Hinsicht die UPLIFT-Studie mit über 5.000 COPD-Patientinnen und -Patienten. Über vier Jahre zeigte sich darin kein Anstieg der kardiovaskulären Komplikationen unter Tiotropium.

Eine Studie mit dem Betablocker Metoprolol zur Reduktion der COPD-Exazerbationen wurde abgebrochen, nachdem in der Verumgruppe das Risiko für eine Verschlechterung der COPD und Hospitalisierung gegenüber Placebo anstieg. „Betablocker sollten eingesetzt werden, wenn eine entsprechende kardiovaskuläre Indikation das begründet, aber nicht zur Reduktion der COPD-Exazerbationen“, betonte Dr. Wälscher.

Die bei COPD empfohlene Tripletherapie (Budesonid/Glycopyrrolat/Formoterol) führte in der ETHOS-Studie gegenüber der dualen Therapie mit Glycopyrrolat/Formoterol zu einer 49%igen Reduktion der Gesamtmortalität (absolute Todesrate über 52 Wochen absolut 1,4 % vs. 2,6 %). Der Effekt beruhte vorrangig auf der Reduktion der kardiovaskulär bedingten Todesfälle um 62 %, erläuterte Dr. Wälscher.

Wichtig in der COPD-Behandlung ist – nicht zuletzt mit dem Blick auf das Herz – die Reduktion des Exazerbationsrisikos. Denn in den ersten zehn Tagen nach einem mittelschweren Ereignis ist das Risiko für einen Myokardinfarkt gegenüber exazerbationsfreien Zeiten in etwa verdoppelt, das Risiko für einen Schlaganfall um 40 % erhöht. In der deutschen EXACOS-Studie zeigte sich, dass das bereits nach einer ersten Exazerbation gilt und das erhöhte kardiovaskuläre Risiko für mindestens 30 Tage und bis zu einem Jahr bestehen bleibt. Dr. Wälscher riet, bei Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD-Exazerbation sofort, spätestens aber innerhalb von 30 Tagen mit der Tripletherapie zu beginnen, um das Risiko für weitere Ereignisse zu senken.

Quelle: Kongressbericht 65. Kongress der DGP

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