
HER2low-Tumoren als Herausforderung in der Diagnostik

Die Autor:innen der Destiny-Breast-04-Studie hatten die Wirksamkeit von Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) bei intensiv vorbehandelten Personen mit fortgeschrittenem HER2low-Mammakarzinom mit einer Mono-Chemotherapie nach Wahl des behandelnden Arztes bzw. der behandelnden Ärztin verglichen. Unabhängig vom Hormonrezeptor-Status hatte sich die Überlebenszeit der Teilnehmenden signifikant verlängert (HR 0,64; p=0,0010). Damit, so Prof. Dr. Annette Lebeau, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, rücke nun auch die Abgrenzung zwischen HER2low- und HER2- Brustkrebs in den Fokus. Die Frage sei, wie sicher diese Grenzziehung gelinge.
In Destiny Breast-04 waren die nach den ASCO/CAP-Richtlinien definierten Scores zugrunde gelegt worden. Die Gruppe der HER2low-Mammakarzinome hatten die Forschenden definiert als IHC Score 1+ oder 2+/ISH-negativ. Eine inkomplette Membranfärbung < 10 % bedeute HER2-. Die restlichen HER2-exprimierenden Tumoren, die nicht als HER2+ klassifiziert werden, gelten damit als HER2low und machen laut Prof. Lebeau etwa 50 % der Brustkrebs-Erkrankten aus. Besonders kritisch sei die Abgrenzung zwischen den Scores HER2-0 und HER2 1+.
Es stelle sich die Frage, wie sicher diese Einteilung und wie gut die Interobserver-Konkordanz ist. Die Referentin verwies auf Daten, wonach im lokalen Labor als HER2- klassifizierte Mammakarzinome im Zentrallabor zu 85 % als HER2 1+ oder HER2 2+ getestet wurden. Unklar sei, ob die Diskrepanz immer so groß ist, aber die Problematik bestehe.
Laut Prof. Lebeau seien verschiedene Punkte zu klären. Dazu gehöre die Frage nach dem Einfluss der Präanalytik auf die Grenzziehung, dem eingesetzten Antikörper, der intratumoralen Heterogenität sowie jene zwischen Primärtumor und Metastase.Wichtig sei außerdem, wie viele Proben untersucht werden müssen, um sicher zu sein, dass ein Karzinom HER2- ist.
Im Moment gebe es keinen akuten Handlungsbedarf, neue Testassays zu etablieren. Die derzeit validierten Assay seien hochprädiktiv für den Einsatz von T-DXd, wie die Ergebnisse der Destiny-Breast-04-Studie zeigten. Für Patholog:innen sei wichtig, dass nicht nur die Abgrenzung der HER2+ Mammakarzinome klinisch relevant ist, sondern jetzt auch die der HER2low-Tumoren. Idealerweise sollte am aktuellsten Material, sprich in der metastasierten Situation an der Metastase getestet werden. Letzteres setze voraus, dass ein aussagekräftiger Befund zu erwarten sei. Derzeit gebe es keine Empfehlung, die Testung an mehr als einem Gewebeblock zu untersuchen, die Frage sei aber noch nicht abschließend geklärt.
Quelle:
Lebeau A. 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Vortrag: HER2-positiv neu definiert - how low can we go
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