Kein Antibiotika-Blindflug vor Appendektomie

Dr. Melanie Söchtig

Bei Appendizitis werden präoperativ oft Antibiotika gegeben. Bei Appendizitis werden präoperativ oft Antibiotika gegeben. © catalin - stock.adobe.com

Eine aktuelle Studie untersucht den präoperativen Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierter Appendizitis. Kann er das Perforationsrisiko vor der Appendektomie reduzieren?

Bei Appendizitis werden präoperativ oft Antibiotika gegeben. Inwieweit das sinnvoll ist, muss angesichts neuer Studiendaten diskutiert werden.

In der Vergangenheit war es bei einer akuten Appendizitis gang und gäbe, dass die Appendix operativ entfernt wurde. Erst in den letzten Jahren sind Antibiotika als nichtinvasive Behandlungsoption populär geworden. Diese Umstellung hat aber nach Meinung einer Autorengruppe um Karoliina Jalava, Helsinki University Hospital, auch Nachteile. Sie schreibt, dass mit dem Rückgang der OP-Zahlen die unerwünschten Wirkungen von Antibiotika auf individueller und globaler Ebene zunehmen.

Im Rahmen einer Nichtunterlegenheitsstudie wurde untersucht, ob eine Antibiotikaprophylaxe im Vorfeld einer Appendektomie das Risiko für eine Blinddarmperforation bis zum Eingriff senken kann. Eingeschlossen wurden erwachsene Patientinnen und Patienten mit einer vermutlich unkomplizierten akuten Appendizitis, die in zwei Krankenhäusern in Finnland und einem Krankenhaus in Norwegen behandelt wurden und bei denen innerhalb von 24 Stunden eine laparoskopische Appendektomie geplant war. Fälle, die eine sofortige operative Versorgung erforderten, wurden ausgeschlossen.

Prophylaxe erfolgte mit Cefuroxim und Metronidazol

Insgesamt nahmen 1.797 Personen an der Studie teil, die randomisiert entweder der Antibiotikagruppe (n = 901) oder der Gruppe ohne Antibiotika (n = 896) zugeteilt wurden. Persoenen in der Antibiotikagruppe erhielten alle acht Stunden bis zur Appendektomie Cefuroxim (1.500 mg) und Metronidazol (500 mg). Bei Einleitung der Anästhesie wurde allen Teilnehmenden in beiden Gruppen eine prophylaktische Antibiotikadosis verabreicht.

Der absolute Unterschied in den Perforationsraten zum Zeitpunkt der Operation (primärer Endpunkt) wurde anhand einerIntention-to-Treat-Analyse bestimmt. Die Grenze für Nichtunterlegenheit war ein Unterschied in Höhe von fünf Prozentpunkten. Es zeigte sich, dass der präoperative Beginn einer Antibiotikabehandlung das Risiko für eine Perforation nicht senkte. So trat die Komplikation bei 8,3 % der Teilnehmenden in der Interventionsgruppe und bei 8,9 % in der nicht vorbehandelten Gruppe auf (Relatives Risiko 1,07). Unter den sekundären Endpunkten erwies sich allein die Rate der Infektionen an der Operationsstelle innerhalb von 30 Tagen in der Antibiotikagruppe als signifikant niedriger verglichen mit der Gruppe ohne Antibiotika (1,6 % vs. 3,2 %).

Quelle: Jalava K et al. JAMA Surg 2025; e251212; doi: 10.1001/jamasurg.2025.1212

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