Anzeige

Virtueller Raum für den Praxistraum: Niederlassung im Spiel erproben

Niederlassung und Kooperation Autor: Isabel Aulehla

In einem Tutorial erklärt eine virtuelle Mentorin der KV, wie der Tag optimal gestaltet wird. In einem Tutorial erklärt eine virtuelle Mentorin der KV, wie der Tag optimal gestaltet wird. © Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Praxisraum
Anzeige

Eine eigene Praxis zu gründen, scheint vielen Medizinern riskant. Eine neue App soll ihnen die Ängste nehmen. Auch die KVen und der Hausärzteverband helfen gerne weiter.

Die ärztliche Ausbildung findet vorranging im stationären Sektor statt, entsprechend furchteinflößend können die bürokratischen Pflichten und das wirtschaftliche Risiko der Niederlassung auf Medizinstudierende und Klinik­ärzte wirken. Das neu entwickelte Planspiel „Praxisraum“ soll das ändern: Spieler können virtuell eine eigene Praxis gründen und deren Organisation erproben. Entwickelt wurde die App vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und den KVen. Das „serious game“ dient nicht nur der Unterhaltung, sondern vor allem der Wissensvermittlung. Es kann kostenlos auf Smartphone und Tablet gespielt werden.

Zu Beginn entscheidet der Nutzer, ob er eine Praxis neu gründen oder übernehmen möchte. Er wählt dabei zwischen einem ländlichen Standort, der Vorstadt und der Stadtmitte. Das Spiel klärt über die Vor- und Nachteile auf: Bei Übernahme fallen Übernahmekosten an, dafür existiert schon ein Patientenstamm. Eine Neugründung ist zunächst günstiger, allerdings muss sich die Praxis erst etablieren.

Tagesabläufe werden mittels Praxiskalender festgelegt

Anschließend blickt der Spieler auf eine 3D-modellierte Praxis, die er mit Personal und Geräten ausstatten muss. Über eine Controlling-Ansicht kann er das Budget im Blick behalten, die Planung der Arbeitstage erfolgt über einen Praxiskalender. Das Personal verfügt über unterschiedliche Qualifikationen, die den Betrieb beeinflussen, es kann außerdem fortgebildet werden.

Die generierten Patienten haben Namen, Alter, persönliche Eigenschaften, individuelles Aussehen und unterschiedlichen Beratungsbedarf. Weder konkrete Krankheitsbilder noch die Fachrichtung der Praxis spielen eine konkrete Rolle. Es geht nur um den organisatorischen Aspekt: Die Spielenden müssen abschätzen, wie viele Patienten ihre Praxis mit der aktuellen Ausstattung an Geräten und Personal versorgen kann. Das Spiel wird in Echtzeit gespielt, der Abrechnungszyklus ist allerdings auf drei Tage verkürzt. Weiß der Spieler nicht weiter, hilft ihm eine virtuelle Mentorin der KV.

Gelegentlich überrascht das Spiel den Praxisgründer mit bestimmten „Events“ – beispielsweise mit einer pandemischen Situation, die es zu bewältigen gilt. Auch sonst wurde versucht, alles realistisch zu halten: „Damit das Spielerlebnis so wirklichkeitsnah wie möglich ist, nutzt ‚Praxisraum‘ Daten, die das Zi in realen Praxen erhoben hat“, erklärt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Ziel ist ein positives Erleben der Organisation

Der Erfolg des Unterfangens wird mittels dreier Faktoren gemessen: Qualität der Praxis, Work-Life-Balance und Einkommen. Diese Werte spiegeln die Zufriedenheit der Patienten und des Personals, die Arbeitsbelastung des Arztes und das Kosten-Einnahmen-Verhältnis wider. „Das Ziel des Planspiels ist aus Sicht des Zi erreicht, wenn die Spielenden ein positives Erleben beim Aufbau und bei der Organisation der virtuellen Praxis entwickeln und hierdurch konkrete Fragen zu einer künftigen Vertragsarzttätigkeit entstehen“, heißt es in einer Mitteilung des Zi. Mit diesen Fragen könnten die Interessierten sich dann an die Beratungsangebote ihrer KV wenden (s. Kasten).

Niederlassungsberatung von KV und Hausärzteverband

Die Angebote der KVen berücksichtigen meist die besonderen Informationsbedürfnisse von neu niedergelassenen Ärzten. Beispielsweise werden sie von der KV Niedersachsen ein Jahr intensiv betreut. Außerdem stehen allen Mitgliedern Seminare zu Existenzgründungen offen, in denen es um Themen wie Praxisstart, Praxisbetrieb, Abrechnung oder Telematik geht. Sie finden teilweise auch online statt. Nach Angaben der KV Niedersachsen kommen die Angebote gut an und werden jährlich im vierstelligen Bereich nachgefragt. Natürlich informiert jede KV auch darüber, wo Arztsitze frei sind. Zusätzlich gibt es meist Berater, die bei individuellen Problemen weiterhelfen können. Niedrigschwellige und praxisnahe Seminare bietet auch die „AG Werkzeugkasten“ des Deutschen Hausärzteverbands. Sie bietet 13 Module an, darunter etwa: „How to go to prison ... wichtige Vorschriften beachten“ und „Nicht warten – starten! Praxisfinanzierung und Versicherungen“. Die Kurse finden auch digital statt.

Medical-Tribune-Bericht

Anzeige