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Schulgesundheitsfachkraft Weniger Noteinsätze, mehr Inklusion

Niederlassung und Kooperation Autor: Cornelia Kolbeck

Zur Inklusion an Schulen sowie zur Entlastung von Lehrern und Eltern chronisch kranker Kinder können Gesundheitsfachkräfte viel beitragen. Zur Inklusion an Schulen sowie zur Entlastung von Lehrern und Eltern chronisch kranker Kinder können Gesundheitsfachkräfte viel beitragen. © BNP Design Studio – stock.adobe.com
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Seit 2017 hatten ausgewählte Schulen in Brandenburg die Möglichkeit, Gesundheitsfachkräfte einzusetzen. Diese kümmerten sich um die Prävention von Gesundheitsrisiken und versorgten verletzte oder erkrankte Schüler. Für 2022 wurde die Förderung vom Land gestrichen. Dafür hagelt es Kritik.

Ältere Menschen können sich vielleicht noch erinnern an einen Raum in der Schule, wo Schüler hingehen konnten nach kleineren Verletzungen, zum Ausruhen bei Übelkeit und wegen einer Läusekontrolle. Diese Räume und die hier tätigen Helferinnen sind in der Fläche jedoch verschwunden. Dass sie aber durchaus einen positiven Effekt haben, hat das Projekt „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg“ gezeigt, initiiert vom AWO-Bezirksverband Potsdam und gestartet 2017. 

Fachgesellschaften fordern einen bundesweiten Pakt

Die Evaluationsergebnisse liegen seit Jahresbeginn vor. So ist es in dem Modellprojekt zu weniger Unfällen und Rettungswageneinsätzen an Schulen gekommen sowie zu geringeren Behandlungskosten. Für Kinder mit Diabetes Typ 1 führt die persönliche Unterstützung durch Schulgesundheitsfachkräfte zu einer verbesserten Glukoseeinstellung, zu weniger Notfallsituationen und weniger Fehlzeiten. Und vor allem trägt das Angebot zu einer besseren Inklusion erkrankter oder körperbehinderter Schüler bei. Dennoch läuft die Förderung zum Jahresende aus; im Haushaltsplan des Landes sind keine Gelder mehr dafür vorgesehen. 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin u.a. hatten sich noch im Juli dafür ausgesprochen, bundesweit Gesundheitsfachkräfte an Schulen zu etablieren. Das Gutachten zu dem Modellprojekt legt einen Schlüssel von einer Kraft pro 700 Schüler nahe. 

Lebenswelt Schule ins Präventionsgesetz aufnehmen

Das Brandenburger Schulprojekt sei ein voller Erfolg, betont Swantje Kersten, Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, DBfK Nordost. Schulgesundheitspflege sollte ein selbstverständlicher Teil des öffentlichen Gesundheitsdienstes werden.

Der Präsident der DDG und Kinderdiabetologe Professor Dr. ­Andreas Neu reagiert mit Unverständnis auf die politische Entscheidung. Er fordert in einem offenen Brief an die Verhandlerinnen und Verhandler eines Koalitionsvertrages der künftigen Bundesregierung auf, sich für einen „Gesundheitspakt Schule“ stark zu machen. „Nehmen Sie die Lebenswelt Schule ins Präventionsgesetz mit auf“, drängt er. Diese spezialisierten Pflegekräfte würden die Lehrkräfte sowie die Eltern chronisch kranker Kinder entlasten, die dadurch zum Teil wieder ihrem Beruf nachgehen könnten. 

Florian Szonn, Fraktion Die Linke in Cottbus, hat eine an den Landtag gerichtete Petition „Schulgesundheitsfachkräfte an Brandenburger Schulen erhalten und verstetigen!“ auf den Weg gebracht. 8.700 Unterstützer sind dafür nötig, etwa die Hälfte ist bisher erreicht. Gefordert wird, die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition möge die notwendigen Mittel für die bereits geschaffenen Strukturen in den neuen Haushalt einstellen.

Es gehe um die Förderung der 18 Schulgesundheitsfachkräfte und um rund 800.000 Euro für 2022, erklärt Projektleiterin Gudrun Braksch. Sie hat „einen Funken Hoffnung“, dass sich das Blatt bis zum Beschluss des Haushaltes noch wendet.

Medical-Tribune-Bericht

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