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Einheitliches Curriculum für die Weiterbildung zur Breast Care Nurse in Vorbereitung

Praxismanagement , Team Autor: Cornelia Kolbeck

Breast Care Nurses beraten Frauen auch in ganz praktischen Dingen zur Brustamputation. Breast Care Nurses beraten Frauen auch in ganz praktischen Dingen zur Brustamputation. © Universitätsklinikum Düsseldorf
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Breast Care Nurses, wenig korrekt oft als Brustschwestern bezeichnet, stehen in vielen Kliniken Frauen mit Brustkrebs zur Seite. Von der Diagnose bis zur Nachsorge sind sie wichtiger Unterstützer für die Patientinnen, aber auch für deren Angehörige.

Breast Care Nurses (BCN) besitzen vertiefte Kenntnisse über Brustkrebserkrankungen und fungieren als Lotse im Gesundheitsdschungel, Übersetzer medizinischer Informationen und einfühlsamer Tröster. Sie sind Mittler zwischen Erkrankten und deren für sie wichtigen Berufs- sowie Selbsthilfegruppen. Brustschwestern beraten z.B. auch, wenn von Betroffenen Epithesen oder Perücken benötigt werden.

Noch vor 15 Jahren waren BCN in Deutschland eine Seltenheit. Mittlerweile haben sie in die deutsche Krebsbehandlung Einzug gehalten. BCV sind bundesweit an vielen Krebszentren tätig und dort fester Bestandteil der multidisziplinären Teams.

Breast Care Nurses in vielen Leitlinien berücksichtigt

In Großbritannien gibt es Breast Care Nurses bereits seit 1987, damals startete dort das Mammographie-Screening, in das die Breast Nurses einbezogen wurden. Jede Frau, die die Diagnose Brustkrebs erhält, sollte Zugang zur Brustschwester erhalten, war festgelegt worden.

In den europäischen EUREF-Leitlinien zur Qualitätssicherung im Mammographie-Screening werden Breast Care Nurses ebenfalls gefordert. Und auch in der S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms wird in einem konsensbasierten Statement empfohlen, dass bei Bedarf in die individuelle Nachsorge von Brustkrebspatienten BCN einzubeziehen sind.

Mit zwei Mitarbeitern ist die nötige Flexibilität gesichert

Doch auch wenn an vielen Kliniken diese Fachkräfte arbeiten, sagt das nichts über den Versorgungsgrad in Deutschland aus. Der BCN-Verband in der Schweiz verweist darauf, dass bisherigen Erfahrungen zufolge pro 150 neu diagnostizierten Patientinnen mindestens zwei BCN in einem Brustzentrum angestellt sein müssen, damit durch Abwesenheiten keine Versorgungslücken entstehen und die nötige Flexibilität und Kontinuität sichergestellt ist.

Gabi Knötgen ist Vorstandsmitglied der Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK), einer Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Wie viele Brustschwestern es zurzeit in Deutschland gibt, kann sie nicht sagen. Dazu gebe es keine Zahlen. Ob diese für eine flächendeckende Versorgung ausreichen, sei auch nicht untersucht. Knötgen schätzt jedoch, dass zumindest in jedem Brustzentrum auch eine BCN tätig ist. Das sei darauf zurückzuführen, dass die Zertifizierung der Zentren ursprünglich an die Vorhaltung einer BCN geknüpft war.

Nach Anforderungen der European Society of Mastology (EUSOMA) müssen heute in zertifizierten Brustzentren BCN verfügbar sein, während in den durch OnkoZert zertifizierten DKG Brustkrebs-Zentren – adäquat zu allen anderen onkologischen Zentren – onkologische Fachpflegekräfte oder Advanced Practice Nurses (Master-Titel) gefordert sind. Das hat zur Folge, dass in Brustzentren sowohl BCN tätig sind als auch onkologisch qualifizierte Fachkräfte, die auch Brustkrebspatienten zur Seite stehen.

Als ein Problem beschreibt die Expertin, dass es bisher in Deutschland keine einheitliche Ausbildung für Breast Care Nurses gibt und somit auch keine einheitlichen Kriterien, an denen sich die verschiedenen Ausbildungsanbieter orientieren müssen. Ausbildungsinhalte seien somit genauso verschieden wie die Anzahl der Ausbildungsstunden. Das Curriculum umfasst je nach Anbieter 264 bis 374 Stunden mit Selbststudium- und Praxisteil.

Die berufsbegleitende Weiterbildung zur BCN haben verschiedene Einrichtungen im Programm, u.a. die Bildungsakademie am Uniklinikum Essen, die Gesundheitsaka-demie der Berliner Charité, die Universität Witten/Herdecke und die Deutsche Gesellschaft für Gesundheits- und Pflegewissenschaften mbH. Angesprochen werden exa­minierte Pflegekräfte, Medizinische Fachangestellte und Hebammen, die bereits in der Versorgung von Brustkrebspatienten tätig waren.

„Wir wollen dem Wildwuchs bei Qualifizierungsmaßnahmen ein Ende setzen“, so Knötgen, die als Vertreter der KOK in Kooperation mit einem fachkompetenten Autorenteam an der Entwicklung eines „Curriculum Breast Care Nurse (BCN) – eine Weiterqualifizierung für Pflegende in der Senologie“ arbeitet. Der Auftrag hierfür kommt von der DKG und der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS). Durch das einheitliche Curriculum werden die Rollen- und Tätigkeitsbeschreibungen von Breast Care Nurses in Brustkrebszentren standardisiert.

Neues Curriculum soll 2020 per Pilotkurs erprobt werden

Das Curriculum ist bereits fertiggestellt, berichtet Gabi Knötgen. Eine Fachweiterbildungsstätte wird dieses im Frühjahr per Pilotkurs testen. Bei Erfolg soll das Curriculum eine Anerkennung durch die DKG erhalten und die Weiterqualifizierung „Breast Care Nurse“ kann als zusätzliche fachliche Anforderung für die Pflege in die Zertifizierungsrichtlinien eingebracht werden. Ziel der Initiative ist, dass die BCN zukünftig zusätzlich zur onkologisch weitergebildeten Fachkraft in Brustzentren vorgehalten werden muss.

Medical-Tribune-Bericht

Gabi Knötgen; Deutsche Krebsgesellschaft Gabi Knötgen; Deutsche Krebsgesellschaft © privat
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