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Konnektorentausch und TI KBV schießt gegen Industrie, CCC attackiert Gematik und Konnektorenhersteller

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Anouschka Wasner

Leidtragende sind neben den Beitragszahlenden die Ärztinnen und Ärzte. Leidtragende sind neben den Beitragszahlenden die Ärztinnen und Ärzte. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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Das Hin und Her zum Konnektorentausch ist in die nächste Runde gegangen: Der Chaos Computer Club veröffentlichte ein Software-Update, das den Austausch vermeiden soll, die Gematik verwies auf Gesellschafterbeschlüsse und die Ärzteschaft forderte staatlichen Durchgriff.

Vor einigen Tagen meldeten Hacker des Chaos Computer Clubs, sie hätten ein Software-Update entwickelt, mit dem Konnektoren-Hersteller ablaufende Sicherheitszertifikate verlängern können ((LINK ZU INTERVIEW)). Dabei sei kein Austausch der Geräte oder der Smartcards (gSMC-K) notwendig. Ein solcher Patch hätte echtes Potenzial: Da in den TI-Konnektoren keine Mechanismen zur Verlängerung der Zertifikate implementiert sind, sollten die Konnektoren komplett getauscht werden – Einsparpotenzial durch das Update: 300 Millionen Euro.

Die Gematik selbst gab sich zunächst gelassen angesichts der Softwarelösung des CCC. Die veröffentlichten Ergebnisse seien nicht neu. Die Entscheidung für den Austausch der Konnektoren hätten die Gesellschafter der Gematik gemeinsam getroffen.

Nicht alle wollten der Gematik Zeit bis September 2023 geben

Die KBV kann mit dieser Sicht der Gematik wahrscheinlich wenig anfangen: Man habe durchsetzen können, dass bei der Gesellschafterversammlung am 29. August eine Neubewertung möglicher Alternativen zum Konnektorentausch durch die Gematik vorgelegt wird, erklärte dazu aktuell Roland Stahl, Sprecher der KBV. Auf dieser Versammlung habe dann aber die Mehrheit der Gesellschafter – u.a. das Bundesgesundheitsministerium mit 51 % – beschlossen, dass die Gematik bis September 2023 Zeit hat, Aussagen zu möglichen Alternativen zu treffen. Der Beschluss habe die Niedergelassenen im Unklaren gelassen, was verbindliche Aussagen zu Alternativen angeht. Daher habe die KBV an dieser Stelle konsequent mit Nein gestimmt.

In einer dann folgenden gemeinsamen Erklärung der KBV und der KVen ging die Kritik weiter ins Eingemachte: Das Marktmodell habe bei der Telematikinfrastruktur versagt. Das Agieren der Industrie sei so nicht mehr tragbar. Man fordere, dass die Gestaltung der TI eine staatliche Aufgabe in staatlicher Verantwortung ist, welche nicht den diversen Marktteilnehmern überlassen werden dürfe. Und deshalb spreche man sich für ein Innehalten aus, „um die vorliegenden Ergebnisse zu analysieren und notwendige Kurskorrekturen vorzunehmen“. Aber: Man wolle und könne nicht alles stoppen – wobei zu den Dingen, die nicht gestoppt werden, auch der Austausch der Konnektoren gehört.

Trotz Software-Update droht Austausch von 53.000 Geräten

Anfänglich sprach man dabei übrigens von 130.000 Geräten, die ersetzt werden sollten. Doch dann hatten IT-Experten des Computermagazins c‘t öffentlich gemacht, dass die gSMC-K vielleicht doch nicht so fest verbaut sind, wie die Gematik gesagt hatte, und lösten damit indirekt einen neuen Beschluss in der Gesellschafterversammlung der Gematik aus. Als alternativlos wurde dort auf einmal nur noch der Austausch der bis August 2023 ablaufenden Konnektoren bezeichnet, für alle anderen sollten z.B. Zertifikatsverlängerungen möglich sein. Nach Angaben der Gematik handelt es sich damit jetzt um 53.000 Geräte, die getauscht werden müssen.  

Für die Ärzteschaft ist es in jedem Fall sinnvoll, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen: Da auch die neuen Konnektoren nur eine fünfjährige Lebensdauer mitbringen, könnte sich die „kostenintensive Blamage“, wie der Chaos Computer Club den Vorgang bezeichnet, schon 2027 wiederholen – es sei denn, die Cloud-Lösung TI 2.0 würde tatsächlich bis 2025 umgesetzt.

Nicht erstattete TI-Anschlusskosten einer Durchschnitts-Arztpraxis: 9.000 Euro

Leidtragende sind neben den Beitragszahlern der gesetzlichen Kassen, die den größten Batzen der Kosten schultern, die Leistungsträger. Die KBV schätzte den Teil der TI-Anschlusskosten einer Durchschnitts-Arztpraxis, der nicht durch die Kassen erstattet wurde, zuletzt auf 9.000 Euro.

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