Digitalisierung in Praxen Praxisbarometer 2025 zeigt deutliche Fortschritte

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Cornelia Kolbeck

PraxisBarometer 2025: Mehr digitaler Fortschritt, aber technische Probleme und Schnittstellen bremsen Praxen aus. PraxisBarometer 2025: Mehr digitaler Fortschritt, aber technische Probleme und Schnittstellen bremsen Praxen aus. © Monet - stock.adobe.com

Mehr Effizienz, bessere Abläufe, aber auch Frust: Das PraxisBarometer 2025 offenbart Licht und Schatten bei der Digitalisierung im Praxisbetrieb.

Einst wurde gewettert, protestiert und abgelehnt, wenn es um digitale Neuerungen in den Praxen ging. Diese Zeiten sind vorbei, wie das PraxisBarometer Digitalisierung 2025 zeigt. Es bleiben jedoch Baustellen und Wünsche.
Es ist die achte Umfrage zum Digitalisierungsfortschritt in den Praxen, durchgeführt vom IGES Institut Berlin und beauftragt von der KBV. Rund 1.700 Vertragsärzte, Vertragsärztinnen und Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten haben Auskunft gegeben. Das Ergebnis macht deutlich: Mittlerweile läuft es mit der digitalen Transformation recht gut. Zufrieden zeigt sich deshalb Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV: „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sind und bleiben Vorreiter in Sachen Digitalisierung.“ 

Aber, so die Vorständin, der Erfolg sei kein Zufall: Die Niedergelassenen hätten sich dafür in den vergangenen Jahren durch eine Vielzahl von Anwendungen gearbeitet, Prozesse umgestellt, Mitarbeitende geschult und ihre Abläufe nach und nach digitalisiert. Dass die Digitalisierung im Praxisalltag heute gelebte Realität ist, sei aber auch das Resultat von technischen Nachbesserungen. Dr. Steiner bemängelt, dass die ambulanten Digitalisierungsfortschritte an der Sektorengrenze enden: „Man muss ganz klar sagen, solange die Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere Beteiligte hier nicht mitziehen, bleibt die Digitalisierung in den Praxen eine Insel in einer analogen Umgebung.“ 

Laut Umfrage stieg der Anteil der Praxen, die komplett oder mehrheitlich digital mit Krankenhäusern kommunizieren, von 2024 zu 2025 um fünf Prozentpunkte. Die digitale Kommunikation erreicht jedoch nur 12 % der Praxen, obwohl z. B. 85 % der Hausarztpraxen die digitale Übertragung von Entlassbriefen als (potenziell) nützlich ansehen.

Wer schon digital unterwegs ist, erhofft sich einen Mehrwert. Das wird in der Umfrage deutlich. Tatsächlich werden auch Verbesserungen bei Praxisabläufen (51 %), Verbesserungen in der Patientenversorgung (29 %), ein schnelleres Vorliegen notwendiger Dokumente (34 %) sowie eine erleichterte ambulante Kommunikation (35 %) berichtet. Dennoch überwiegt nach wie vor der Anteil der Praxen, die keinen Einfluss digitaler Anstrengungen konstatieren oder sogar Verschlechterungen. Als häufigste Hemmnisse in der Digitalisierung werden gesehen: der kontinuierliche Anpassungsbedarf (63 %), ein ungünstiges  Kosten-Nutzen-Verhältnis (57 %) und die Fehleranfälligkeit der EDV-Systeme (46 %).

Die Telematikinfrastruktur (TI)  sei noch zu störanfällig, bestätigt Dr. Steiner. Das sorge in den Praxen für Frustration und Mehraufwand, es beeinträchtige aber auch die Akzeptanz von digitalen Anwendungen. Und es nehme wertvolle Zeit weg, die Praxen für die Patientenversorgung benötigten. Durchgeführt wurde die Umfrage zwischen Mai und Juli 2025. Nur 7 % der befragten Praxen waren in den letzten zwei Monaten davor nicht mit Störungen in Zusammenhang mit der Telematikinfrastruktur (TI) konfrontiert. 

KIM und E-Mail sind inzwischen gleich auf

Trotz der berichteten Probleme steigt die Zahl der digital arbeitenden Praxen kontinuierlich. In diesem Jahr erklärten mehr als die Hälfte der Praxen, komplett oder mehrheitlich digital mit Patientinnen und Patienten zu kommunizieren. Auch der elektronische Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen hat deutlich zugenommen. Die Nutzung des KIM-Dienstes (Kommunikation im Medizinwesen) liegt heute mit 61 % etwa gleichauf mit der Nutzung der klassischen E-Mail (60 %). Besonders häufig werden KIM-Dienste von Hausarztpraxen genutzt (80 %). „Digital ist im Praxisalltag längst keine Ausnahme mehr, sondern wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit“, so Dr. Steiner.

Einen Schwerpunkt des diesjährigen PraxisBarometers bilden Erfahrungen der Praxen mit der Opt-out-ePA. Wie sich zeigte, nutzte bereits jede dritte Hausarztpraxis die elektronische Patientenakte, wenn auch vor allem für die Befüllung. Unter  den Facharztpraxen und versorgungsebenenübergreifenden Praxen waren es nur 17 % , bei psychotherapeutischen Praxen 5 %.

Was muss besser werden? Dr. Steiner: Faktor eins sei eine stabile TI. Zweiter Punkt seien die vielen digitalen Inseln: Der Austausch mit den anderen Akteuren müsse gelingen. Hier seien zuerst die Krankenhäuser zu nennen. Gebraucht würden zudem bessere PVS und mehr Transparenz zu diesen im Markt, damit man bei einem Wechsel „nicht vom Regen in die Traufe“ komme. Die Datenmigration müsse reibungsfrei, vollständig und sicher für die Praxen laufen, und das kostenfrei.