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Coronaimpfung Welche Rolle spielen soziale Faktoren im Impfverhalten?

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Angela Monecke

Nicht die Herkunft, sondern vor allem die Sprache macht den Unterschied. Nicht die Herkunft, sondern vor allem die Sprache macht den Unterschied. © Angelina Bambina – stock.adobe.com
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Menschen mit Migrationshintergrund sind seltener geimpft, zeigen aber eine höhere Impfbereitschaft. Das ergab eine neue RKI-Studie. Entscheidend für das Impfverhalten von Migranten ist nicht die Herkunft, sondern die Sprache.

Gibt es Unterschiede im Impfverhalten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund? Eine neue Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) besagt, dass sich Migranten seltener gegen ­COVID-19 impfen lassen, aber eine höhere Impfbereitschaft mitbringen. Größte Barriere beim Impfen sei nicht das Herkunftsland, sondern die Sprache.

Etwa 84 % der Menschen mit Migrationshintergrund sind geimpft. Ihre Impfquote liegt damit um rund acht Prozentpunkte niedriger als in der Bevölkerungsgruppe ohne Migrationsgeschichte (etwa 92 %). Die Impfbereitschaft unter den Ungeimpften mit Migrationsgeschichte ist hingegen höher als in der Allgemeinbevölkerung. Das zeigen die Ergebnisse des „Covimo“, des vom RKI erhobenen „COVID-19-Impfquotenmonitorings in Deutschland als Einwanderungsgesellschaft“.

Die Unterschiede im Impfverhalten lassen sich laut der Studie nicht durch eine mangelnde Bereitschaft der Migranten erklären, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, sondern sie liegen hauptsächlich in Sprachbarrieren, in sozioökonomischen Merkmalen wie Bildung und Einkommen und im Alter begründet. Erfahrungen mit Diskriminierung im Gesundheits- und Pflegebereich spielen ebenfalls eine, wenn auch geringe, Rolle. Es seien also besonders die „sozialen Faktoren, die zu diesen Differenzierungen“ im Impfverhalten führten, berichtet ­Elisa Wulkotte vom RKI.

Dass nicht die Herkunft, sondern vor allem die Sprachkompetenz den Unterschied macht, zeigen die abgefragten Deutschkenntnisse: Sind sie besser, ist die Impfquote höher. 92 % der Befragten mit Deutsch als Muttersprache und Personen, die ihre Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut einschätzen, gaben an, geimpft zu sein. Befragte, die ihre Deutschkenntnisse hingegen als schlecht bzw. sehr schlecht bewerten, ließen sich deutlich weniger impfen (75 %).

Eine gezielte Ansprache bei der Impfaufklärung für Menschen aus Zuwanderungsländern fordern Migrationsexperten schon lange.

Bremer Impfkampagne sollte Schule machen

Wie es anders geht, zeigt das Beispiel Bremen. Die Hansestadt hält die höchste Impfquote in Deutschland. Dort haben 87 % der Einwohner, auch in Stadtbezirken mit höherem Migrantenanteil, eine Grundimmunisierung. Zu diesem Erfolg trug die Initiative „Bremen impft“ bei. Mobile Impfteams steuerten dafür die sozialen Brennpunkte der Stadt an. Speziell geschulte Gesundheitsfachkräfte klärten die Menschen vor Ort in ihrer Herkunftssprache zur Corona-Schutzimpfung auf. Parallel dazu wurde Informationsmaterial in zwölf Sprachen verteilt. Der Leiter der Impfkampagne der Stadt Bremen, Kay Bultmann, spricht hier von einem „sehr niederschwelligen Angebot“, das „sehr gute Impfquoten“ erbrachte und bundesweit Schule machen sollte.

Für die RKI-Studie wurden vom 04.11. bis zum 18.12.2021 rund 2.000 Personen (je 1.000 mit und ohne Migrationshintergrund) befragt. Um Sprachbarrieren zu umgehen, bot das Institut die Interviews nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch auf Arabisch, Türkisch, Russisch, Polnisch und Englisch an.

Quelle: Mediendienst Integration

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